Move it: Bewegung und Partei

Die jüngere Geschichte ist voll von Beispielen erfolgreicher linker Bewegungsparteien. Neben Podemos in Spanien, Syriza in Griechenland oder NUPES in Frankreich, ist es vor allen Dingen südamerikanischen Linksbündnissen gelungen, Massen zu mobilisieren, Wahlen zu Gewinnen und ehrgeizige Reformprogramme durchzusetzen. Doch auch hier ist Bewegungspartei nicht Bewegungspartei. Santiago Anria, Verónica Pérez Bentancur, Rafael Piñeiro Rodríguez undn Fernando Rosenblatt haben in der aktuellen Politics & Society die Movimiento al Socialismo in Bolivien und die Frente Amplio in Uruguay hinsichtlich der organischen Beziehungen zwischen Partei und Bewegungen analysiert. Sie zeigten auf, dass die historisch gewachsenen Strukturen jeweils Vor- und Nachteile hatten. Welche und was man aus Südamerika über den aktuellen Streit zu Sahra Wagenknecht lernen kann, diskutiert der folgende Artikel.

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Von Dissenz und Klärung: Der Kommunismus-Kongress

Die Streitfragen der kommunistischen Weltbewegung klären und eine aktionsfähige proletarische Partei aufbauen. Nicht weniger hat sich die Kommunistische Organisation (KO) seit 2018 vorgenommen. Einen wesentlichen Schritt zur Umsetzung dieser Ziele sollte der Kommunismus-Kongress spielen, der am vergangenen Wochenende im ND-Gebäude in Berlin stattfand. Konnte er dazu beitragen? Ein kleiner, subjektiver Bericht.

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The American-Yugoslav Way of Life

Sozialistische Staaten und kommunistische Parteien sind die Todfeinde der globalen Bourgeoisie. Zumindest in der Theorie. In der historischen Realität hat es weit mehr Kooperation und Verständigung über Systemgegensätze hinweg gegeben, als man vermuten mag. Im Laufe der Jahrzehnte sind dabei einige interessante Geschichten entstanden, wie markt- und planorientierte Unternehmen miteinander, gegeneinander und aneinander vorbei gearbeitet haben.
Eine von diesen Geschichten ist das Engagement der Ford Foundation in Jugoslawien. Sie erzählt ein Kapital aus dem Kalten Krieg, in dem es um Wandel durch Annäherung, kybernetische Utopien und unterschiedliche Sichtweisen über die gesellschaftliche Entwicklung geht. Vladimir Kulić hat sie in den Planning Perspectives Revue passieren lassen. Eine kleine Zusammenfassung.

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Brody Buildung

Die Wunderwelt der Mathematik hält einiges an Magie bereit. So kann es manchmal kommen, dass ein Problem umso einfacher zu lösen ist, je komplexer es wird. Das klingt verlockend. Noch verlockender klingt es, wenn sich dieses Prinzip auf die Berechnung von Volkswirtschaften erstrecken lässt. Schließlich wird die Komplexität moderner Ökonomien gerne als Gegenargument gegen eine Planwirtschaft ins Feld geführt. Brodys Vermutung von 1997 sagt aber genau dies aus: Der Gleichgewichtszustand einer Leontieff-Matrix, also eines riesigen Zahlenpaketes, das sämtliche Produktion und Konsumtion einer Gesellschaft auflistet, ist umso leichter zu berechnen, je größer die Matrix ist. Anwar Shaikh, Luiza Nassif-Pires und José Alejandro Coronado haben in der aktuellen Economic Systems Research über 300 Matrizen aus realen Wirtschaftsdaten untersucht.

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Das gute Leben im Falschen – Zur Aktualität Mariateguis

Schutz und Einheit mit der Natur, Verbundenheit mit der Gemeinschaft, Spiritualität, ein gutes Leben in Selbstbestimmung … dafür steht der Begriff des Sumak Kawsay der Andenvölker Südamerikas. Viele Linke und Sozialist*innen erblicken in diesem einen Weg zu einem kommunitarischen Sozialismus, der gleichzeitig der ökologischen Krise und dem globalen Imperialismus entgegengesetzt werden kann. Bereits vor hundert Jahren entwickelte der peruanische Marxist Jose Carlos Mariategui die Konzeption eines Sozialismus, der indigene Traditionen in sich aufnimmt. Die Latin American Perspectives haben die Theorie Mariateguis im Spiegel aktueller Entwicklungen auf dem lateinamerikanischen Kontinent interpretiert. Sie zeigen, dass sich Entwicklungen zwischen Linken und Indigenen weit konfliktreicher abgespielt haben, als es nach Mariategui zu erwarten wäre.

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Amerikas erster Marxist

Er gilt seit der Biografie des kommunistischen italienischen Literaturprofessors Antonio Melis als „der erste Marxist“ Amerikas. Dabei war Jose Carlos Mariategui gewiss nicht der erste, der Marx auf dem amerikanischen Doppelkontinent las oder sozialistische revolutionäre Bewegungen ins Leben rief. Er entdeckte Marx Anfang der 1920er Jahre sogar recht spät. Er war auch sehr wahrscheinlich neben den argentinischen, brasilianischen, chilenischen, kubanischen, mexikanischen oder US-amerikanischen Genoss*innen weder zu Lebzeiten, noch danach der bedeutendste Marxist in diesem Teil der Erde. Und dennoch verfolgt das Attribut sämtliche Schriften über ihn. Die aktuellen Latin American Perspectives haben ihm und der aktuellen Rezeption seiner Gedanken eine ganze Ausgabe gewidmet. In zwei Teilen soll hier zunächst ein Überblick über Biographie und Theorie Mariateguis gegeben werden und im zweiten Teil seine Bedeutung für die Probleme der Gegenwart diskutiert werden.

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Die globale Rechte zwischen Konservatismus und Faschismus

Das vergangene Jahrzehnt war die Hochzeit der Neuen Rechten. Vom Front National bis zum Einigen Russland, von den Schwedendemokraten im Norden bis hin zum Bolsonaro-Regime im Süden. Überall bestimmte die Rechte Diskurse, erzielte Wahlerfolge und erzeugte Angst vor einem aufkommenden Neofaschismus. Die beiden Soziologen Mihai Varga aus Berlin und Aron Buzogány aus Wien haben in der aktuellen Critical Sociology die ideologischen Grundlagen der Neuen Rechten näher analysiert.

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Protest in Translation

Der „heiße Herbst“ kommt langsam ins Rollen. Doch die Verhältnisse sind kompliziert. Auf Seiten der Linken besteht eine permanente Angst, man könne sich von rechts vereinnahmen lassen. Daher ist es ungeheuer wichtig, sich mit der aktuellen Protestforschung und marxistischen Interpretationen des ideologischen Überbaus moderner kapitalistischer Gesellschaften auseinanderzusetzen.
Eine Theorie, welche hier Beachtung finden sollte, ist die so genannte Regulationstheorie. Sie analysiert, wie sich Gesellschaften politisch, ökonomisch, sozial, ideologisch und ökologisch aufstellen, um Krisen hinauszuzögern, gesellschaftlichen Konsens zu erzwingen und Proteste zu vermeiden.

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Institute: Die spanische CibCom und ihre neue Broschüre

Dieser Blog möchte neben aktuellen Aufsätzen auch hin und wieder Personen und Institute vorstellen, die für die zeitgenössische marxistische Diskussion relevante sind. Unter Institut wird dabei nicht nur eine rein universitäre Arbeitsform begriffen, sondern alle Arten von Arbeitsgruppen, die sich strukturiert und wissenschaftlich mit Problemen sozialistischer und kommunistischer Theorie und Praxis beschäftigen. Heute soll die Gruppe CibCom vorgestellt werden, eine spanischstämmige Arbeitsgruppe aus jungen Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, die sich hauptsächlich mit Fragen demokratischer und ökologischer Wirtschaftsplanung auseinandersetzen

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