In Gedenken an Winfried Wolf

Vor einer Woche, am 22. Mai 2023 starb Winfried Wolf an den Folgen einer Leberkrankheit. Freund*innen und Mitstreiter*innen schrieben in einem Nachruf: „Winfried war für die meisten von uns schon in seinen und unseren jungen Jahren ein Linker, für den Theorie und Praxis nicht auseinanderfielen, der mit seinen analytischen Fähigkeiten und seiner rhetorischen Begabung Grenzen überschreitende Zusammenarbeit und Zusammenhänge stiften konnte.“ Diese Charakterisierung, zugleich wissenschaftlicher Autor und Aktivist gewesen zu sein, durchzieht alle Erinnerungen an den Chefredakteur der Lunapark21. In Gedenken an Wolf sollen hier einige seiner theoretischen und philosophischen Ansätze nachgezeichnet werden.

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Amerikas erster Marxist

Er gilt seit der Biografie des kommunistischen italienischen Literaturprofessors Antonio Melis als „der erste Marxist“ Amerikas. Dabei war Jose Carlos Mariategui gewiss nicht der erste, der Marx auf dem amerikanischen Doppelkontinent las oder sozialistische revolutionäre Bewegungen ins Leben rief. Er entdeckte Marx Anfang der 1920er Jahre sogar recht spät. Er war auch sehr wahrscheinlich neben den argentinischen, brasilianischen, chilenischen, kubanischen, mexikanischen oder US-amerikanischen Genoss*innen weder zu Lebzeiten, noch danach der bedeutendste Marxist in diesem Teil der Erde. Und dennoch verfolgt das Attribut sämtliche Schriften über ihn. Die aktuellen Latin American Perspectives haben ihm und der aktuellen Rezeption seiner Gedanken eine ganze Ausgabe gewidmet. In zwei Teilen soll hier zunächst ein Überblick über Biographie und Theorie Mariateguis gegeben werden und im zweiten Teil seine Bedeutung für die Probleme der Gegenwart diskutiert werden.

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Howard Zinn: Der Gründungsvater der Wokeness wird 100

Howard Zinn wird am 24. August 2022 einhundert Jahre alt. Sein Buch A People’s History of the United States, dass die Geschichte der USA aus Sicht der werktätigen Klassen erzählt, prägte die Neue Linke in den Vereinigten Staaten. Als Aktivist war er maßgeblich in der Bürgerrechts- und Antikriegsbewegung aktiv. Er selbst stammte aus einer jüdischen Arbeiter*innenfamilie, nahm als Bomberpilot am Zweiten Weltkrieg teil und konnte nur dank eines Veteranenprogramms studieren. Anlässlich seines hundertsten Geburtstag erscheint heute ein biographischer Abriss und am Donnerstag ein Diskussion des Verhältnisses von Zinn zum Marxismus.

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Zum Geburtstag Alexander Buzgalins

Einer der bekanntesten Köpfe der linken russischen Opposition ist Alexander Buzgalin. Der marxistische Ökonomieprofessor ist ein Brennglas russischer Widersprüche. Er gründete und führt oppositionelle Medien, berät aber gleichzeitig die Staatsduma. Die reaktionären Tendenzen in Russland nimmt er wahr, allerdings mit der Gelassenheit eines Menschen, der Schlimmeres erlebt hat. Er darf im Staatsfernsehen Putin politisch auseinandernehmen, um ihn in westlichen Medien gegen die scheinheiligen Angriffe der dortigen Führung zu verteidigen. Heute wird Alexander Buzgalin 68 Jahre alt. Gelegenheit für eine kurze biographische Einführung

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