Blick ins Heft: die neue Вопросы политической экономии

Russland ist kein totalitäres System. Auch wenn Kritik am Krieg in der Ukraine oder die Kooperation mit westlichen Geldgebern immer ein Ritt auf der Rasierklinge sind, werden viele politische und wirtschaftliche Fragen kontroverser diskutiert als in Deutschland. Marxistische Wissenschaft hat sogar an den Universitäten überlebt und unter dem akademischen Überbau dutzender kapitalismuskritischer Lehrstühle an den Universitäten erstreckt sich eine breite Basis an verschiedensten Schulen, Journalen, Blogs, Videoprojekten oder Graswurzelorganisationen. Ein Leitmedium der akademischen Linken in Russland ist die Voprosi Politicheskoi Ekonomii, die Fragen der politischen Ökonomie. Sie wird von der Lomonossow-Universität in Moskau herausgegeben und von den beiden bekannten Marxisten Aleksandr Buzgalin und Andrey Kolganov redaktionell geleitet. Sie erscheint vierteljährlich und kann kostenlos auf ihrer Homepage (siehe Literatur) eingesehen werden. Vergangene Woche erschien die aktuelle Ausgabe. Ein kleiner Überblick über drei interessante Beiträge.

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Kapitalismus macht behindert

Wie kommt es, dass die Anzahl als „beeinträchtigt“ geltender Arbeitssuchender in Schweden in den letzten 20 Jahren um 300% zugenommen hat? Um dieser Frage nachzugehen, führte Christian Maravelias von der Universität in Stockholm Interviews mit Betroffenen und Fallmanagern. In der Critical Sociology zeigt er dabei auf, wie sich das Bild von „Beeinträchtigung“ und „Behinderung“, genauso wie das derer, die als „gesund“ gelten, in den letzten beiden Jahrzehnten gewandelt hat. Seine Studie steht dabei in einen breiteren Kontext materialistischer Theorie von Behinderung, die aufzeigt, dass Menschen nicht behindert sind, sondern gemacht werden.

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