Die Börse rüstet auf: Über Militarisierung und Finanzmarktkapitalismus

Viele Linke vertreten die Theorie, dass der Rüstungssektor eine Art Motor des Kapitalismus ist, der angeworfen werden kann, wenn der Rest der Industrie keine hinreichenden Profite mehr abwirft. Die beiden türkischen Ökonomen Pelin Akçagün-Narin und Adem Yavuz Elveren haben sich diesen Zusammenhang empirisch genauer angeschaut. Lässt sich ein statistisch belastbarer Zusammenhang zwischen fallender Profitrate, einem wachsenden Finanzsektor und steigenden Rüstungsausgaben aufzeigen.

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One Size doesn’t fit all

Die aufgeschriebene Debatte darüber, wie bürgerliche in Preisen geführte Statistiken im Spiegel der Marxschen Arbeitswertlehre interpretiert werden können und zum Beispiel eine Bestätigung oder Widerlegung des tendenziellen Falls der Profitrate erlauben, füllt mittlerweile ganze Bibliotheken. Wie behandelt man die unproduktive Arbeit? Wie das fiktive Kapital? Oder das Transformationsproblem? Schwierig, schwierig, schwierig. Joshua J. Watterton fand in der Critical Sociology in der Tradition Shane Mages und Murray E.G. Smiths eine sehr spannende Antwort.

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Never mind the Durchschnittsprofitrate. Here ist the Durchschnittsmehrwertrate.

Die Diskussion um die durchschnittliche Profitrate und ihre Rolle in der Preisbildung nach Marx ist den meisten interessierten Marxist*innen bekannt. Weniger bekannt hingegen ist, dass Marx auch für eine Angleichung der Mehrwertraten in den verschiedenen Industrien argumentierte. Viel Gerede in der Linken von der besonderen Ausbeutung dieser oder jener Fraktionen der Arbeiter*innenklasse wäre damit zumindest langfristig hinfällig. Während die Theorie des Ausgleichs der Mehrwertraten zur Entstehungszeit des Kapitals so populär war, dass sie Marx nicht besonders herausstellen musste, hat sich jedoch auch im Laufe des 20. Jahrhunderts Kritik geregt.

Jonathan Cogliano hat im Cambridge Journal of Economics eine kleine Einführung in Marxens Theorie einer Durchschnittsmehrwertrate gegeben. Er diskutierte dabei nicht nur die Stichhaltigkeit und die Ideengeber von Marx, sondern auch, warum die Diskussion um die Durchschnittsmehrwertrate im Marxismus nur eine nebensächliche Rolle spielte.

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Das Plattform-Profit-Puzzle

Es ist Brauch der Bourgeoisie, getrieben von der Hoffnung auf immer neue Quellen des Profits, aller paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. In letzter Zeit war dies neben der Industrie 4.0 die Plattformökonomie. Für die Linke stellten die Plattformen zunächst ein großes Problem dar. Da die Arbeiter*innen formell selbstständig waren, konnten Arbeitsschutzrichtlinien kaum angewendet werden. Die Isolierung und Individualisierung der Belegschaften führte zur Schwächung der Kampfkraft. Die Beschäftigungsverhältnisse wurden so zunehmend prekär. Aber auch die Bourgeoisie musste in den vergangenen Jahren Kröten schlucken. Denn das eigentliche Ziel – satte Profite – blieb aus. Aber warum eigentlich? Zhongjin Li und Hao Qi haben in der Review of Radical Economics das Puzzle der Profitbildung in der Plattformökonomie zusammengesetzt.

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Als ob die Sache mit der Profitrate nicht kompliziert genug wäre

Der tendenzielle Fall der Profitrate gilt seit jeher als Zankapfel in der marxistischen Debatte und dem empirischen Nachweis gilt damit in der Regel allgemeines Interesse. Dass dieser Nachweis in der Praxis gar nicht so leicht zu führen ist, befeuert die Debatte zusätzlich.
Eine Kritik an der am weitesten verbreiteten Praxis, die in den ökonomischen Bilanzen der USA angegebenen Fixkosten (Fixed Capital Stock) als das fixe Kapital zu interpretieren, hat nun William Jefferies in der Capital&Class vorgelegt. Dies führe zu einer Überschätzung des fixen Kapitals und damit zu einer Unterschätzung der Profitrate. Zudem würde die Umschlagszeit des Kapitals nicht berücksichtigt. Jeffries nahm hier Korrekturen vor und stellte eine neue Profitratenkurve für die Vereinigten Staaten auf.

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Herrn Michael Heinrichs Umwälzung der Werttheorie

Wer keine Meinung zu Michael Heinrich hat, ist kein*e richtige*r Marxist*in. Eine ganze Generation junger Menschen, die sich nach der Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2008 Rechenschaft über das hiesige Gesellschaftssystem ablegen wollte, griff zu Heinrich kleinem schwarzen Büchlein aus dem Schmetterling-Verlag, um sich den Argumenten aus Marxens Kapital anzunähern.
Mit Marx’s Theory of Value in Chapter 1 of Capital hat der bekannte Marxist Fred Moseley nun sozusagen einen Anti-Heinrich vorgelegt. Dieses Buch soll nicht nur beim Verständnis des bekanntermaßen schwierigen ersten Kapitels des Kapitals helfen, sondern es kritisiert explizit Heinrichs Konzeption.

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Clever kombiniert

Gabriel Montes-Rojas von der Universidad de Buenos Aires and CONICET systematisierte nach jahrelanger Arbeit die verschiedenen Modelle zur Umrechnungen von Preisen in Wert. Eine Leitfrage war, was dies eigentlich für die Höhe der Profit- und Ausbeutungsraten bedeuten würde? Werden Arbeiter*innen stärker ausgebeutet, als dies durch Anschauung der Lohnhöhen ersichtlich wird? Und noch allgemeiner: Welchen Unterschied macht es eigentlich, ob ich dieses oer jenes Verfahren wähle? Sein Ergebnis ist bemerkenswert.

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Zufälle gibt´s – die Profitrate in Südkorea

Glaubt man den Liberalen, müsste jede Gesellschaft ohne die Genialität ihrer Kapitalist*innen augenblicklich zu Grunde gehen. Sie seien es, die visionäre Ziele verfolgten, den Motor des Fortschritts bildeten und ohne die keiner der dummen und faulen Arbeiter*innen morgens vom Sofa runter käme. Es sei daher nur gerecht, dass sie von den erwirtschafteten Reichtümern ihren kleinen Obolus abzwackten und wenn dieser viele Milliarden betrage, dann sei dies noch immer recht bescheiden.
Allerdings gibt es zwei Größen, welche die Realität der kapitalistischen Wirtschaftsweise besser beschreiben als Genialität. Und das sind Profitstreben und Zufall. Mit diesen beiden Zutaten versuchte der südkoreanische Ökonom Deokmin Kim, ein Modell zu entwickeln, welches die Profitraten in der Republik simulieren könne.

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It´s Big in Japan

Das Kapitel zum kaufmännischen Kapital haben Marx und Engels auch sehr unprominent imvierten Abschnitt des dritten Bandes des Kapitals versteckt. Dort fällt es zwischen dem tendenziellen Fall der Profitrate und der trinitarischen Formel auch nicht weiter auf. Nicht so in Japan. Hier liefert sich der akademische Marxismus seit 50 Jahren eine intensive Debatte über die Rolle des kaufmännischen Kapitals in der Gesamtreproduktion des Kapitals. Shinya Shibasaki von der Hokusei Gakuen Universität und Kei Ehara von der Universität in Oita haben die Debatte in der Capital&Class Revue passieren lassen. Sie verfolgen diese vom bekannten japanischen Marxisten Kozo Uno über seinen Schüler Shigekatsu Yamaguchi bis hin zu aktuellen Ansätzen. It´s a big thing in Japan.

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Wahrscheinlich hat Marx Recht

Fast 40 Jahre nach Laws of Chaos bringen die beiden israelischen Wissenschaftler Emmanuel Farjoun und Moishe Machover einen zweiten Band ihres Erstlingswerks heraus. Hilfe erhalten sie von David Zachariah aus Schweden. Mit ihrer wahrscheinlichkeitstheoretischen Interpretation der Durchschnittsprofitrate entwickelten sie 1983 einen originellen Ansatz zur empirischen Analyse der kapitalistischen Wirtschaft … und knüpften Verbindungen zur theoretischen Physik. Während sich Laws of Chaos eher mit grundsätzlicher Methodik befasste und die empirische Bestätigung eher dünn war, soll nun How Labor powers the Global Economy die praktische Anwendung veranschaulichen.

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