Ukrainian History X: The Past in unwritten

In einer Zeit, in der der Krieg in der Ukraine andauert und materialistische Stimmen gegen jene ankämpfen müssen, die alles schon immer gewusst haben, hat Volodymyr Ishchenko ein ganz besonderes Buch herausgebracht. Eine Anthologie vergangener Artikel ist an sich nichts Besonderes. Normalerweise sind die Gegenstände der Artikel aber bereits geronnene Geschichte und politisch irrelevant. Towards the Abyss wird aber in einer Zeit veröffentlicht, in welcher Einschätzungen des Maidan, der Regierung Selenskys und dem Kriegsbeginn immer noch als politische Statements gelesen werden. Ein Buch gegen das Vergessen.

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En VoC: Vergleichende Kapitalismusanalyse in Griechenland

Konrad Sobczyk von der Universität in Manchester hat jüngst in der New Political Economy eine Analyse der griechischen politischen Ökonomie in Rahmen des Konzepts der vergleichenden Kapitalismusanalyse angefertigt. Insbesondere der Begriff des „internen Fluchtpotentials aus der Abhängigkeit“ könnte ein Schlüssel für ein Verständnis der Sichtweise der KKE sein.

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Wie der Westen dem globalen Süden jedes Jahr 11 Billionen Dollar raubt

Im März 2023 vereinbarten Brasilien und China, ihren Außenhandel zukünftig nicht mehr in Dollar abzuwickeln, sondern in Renminbi Yuan und Real. Auch im Russland-Handel erkennt China den Rubel als Handelswährung an. Gerüchten zufolge arbeitet das BRICS+-Bündnis sogar an einem eigenen Währungssystem. Im Westen wurde dies mit Recht in den Medien als ökonomische Kampfansage verstanden. Aber warum interessiert man sich in der EU oder in den USA überhaupt dafür, in welcher Währung die Länder des globalen Südens untereinander Geschäfte abschließen?

Omar Osman hat in der Frühlingsausgabe der World Review of Political Economy ein Modell der finanziellen Bevorteilung von Ländern mit einer Weltwährung ausgearbeitet. Nach ihm ist der Besitz einer Weltwährung der Hebel zu einem gigantischen Raub am globalen Süden. Die Beute: nicht weniger als 11 Billionen Dollar jährlich.

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Deviante Forschung zum Ukraine-Krieg (1/2)

Kurz nach dem Ukraine-Krieg waren wissenschaftliche Artikel zu dessen Ursachen und zur Einordnung in die geopolitische Lage rar gesät. Das ist verständlich, braucht wissenschaftliche Recherche Sorgfalt und damit Zeit. Mittlerweile haben sich die meisten Teile der wissenschaftlichen Community jedoch positioniert und entsprechende Beiträge veröffentlicht. Der Großteil dieser Beiträge stützt die westlichen Narrative, was in Anbetracht der ideologischen Dominanz des Imperialismus und den akademischen Abhängigkeitsstrukturen zunächst nicht verwunderlich ist. Diese Interpretationen müssen sich jedoch an ihrer Kritik messen lassen. Die International Critical Thought hat zahlreiche Beiträge versammelt, die abweichende Deutungen der Ursachen des Ukraine-Kriegs beschreiben.

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Die deutsche „Industriestrategie 2030“ im Jahre 2023

Quizfrage: Wann hat die Bundesregierung das letzte Mal ein Konzept zur weitreichenden Verstaatlichung von Schlüsselindustrien vorgelegt? Wer denkt: Das war doch 2019 Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU, der liegt goldrichtig. Seine Industriestrategie 2030 (NDI) schlug dies und damit ein Ende der seit der Wiedervereinigung vorherrschenden neoliberalen Ausrichtung vor. Nun sind Covid, der Ukrainekrieg und ein Regierungswechsel dazwischen gekommen. Was ist also aus dem Paradigmenwechsel der Wirtschaftspolitik geworden?

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Menschenrechte für Profite

Menschenrechte gelten für Menschen, möchte man meinen. Tatsächlich können aber auch Organisationen diese wahrnehmen: Gewerkschaften, NGOs oder eben profitorientierte Unternehmen. So berufen sich letztere auf das Recht auf Privatsphäre, um sich vor Kontrolle durch den Staat zu wehren oder auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, um unliebsame Mitarbeiter*innen loszuwerden. Stefani Khoury und David Whyte von der Universität in Liverpool haben die Praxis des amerikanischen und europäischen Menschengerichtshofes in Unternehmensfragen vergleichend analysiert.

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Durch die Dornen in den Nebel – Yuliya Yurchenkos Buch „Ukraine and the Empire of Capital“

Der Kampf in der Ukraine ist schon jetzt ein Mythos. Für die einen der Kampf eines wehrhaften Volks für Freiheit und Demokratie, für die anderen die Befreiung von Faschismus und Willkürherrschaft der NATO. Mythen bleiben zwar Mythen, aber sie sind doch von dieser Welt. In ihnen spiegeln sich die materiellen Grundlagen des Kampfes der Klassen und ihrer historischen Blöcke wieder. Yuliya Yurchenkos Buch „Ukraine and the Empire of Capital“ über die ursprüngliche Akkumulation durch Diebstahl in der postsowjetischen Ukraine ist eines der meist rezipierten Bücher in der englischsprachigen Linken zur jüngeren Geschichte des Landes. In Deutschland wurde es kaum wahrgenommen.

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