Zur Klassenanalyse der Bauern

Die aktuellen Bauernproteste haben gezeigt, dass die Bauernschaft als politisches Subjekt nicht ganz aus dem Fokus der Linken verschwinden sollte. Paramjit Singh und Mukesh Kumar von den Universitäten in Panjab und Toronto haben den Exploitation-Index zur Kategorisierungen der bäuerlichen Klassen in Indien untersucht. Ist jeder, der Landarbeiter*innen anstellt, gleich ein Ausbeuter? Reicht die Fläche des Bodens aus, um auf die soziale Stellung zu schließen? Und wie wirkt sich die zunehmende Mechanisierung in der Landwirtschaft aus?

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Alphabetisierung in den Volkskommunen

Die Öffnung Chinas zum Weltmarkt bedeutete auch den Einzug vieler bürgerlicher Verkehrsformen in die Volksrepublik. Unter anderem zählt dazu die Individualisierung des politischen Bewusstseins der Arbeiter*innen und Bäuer*innen. Das stellt auch die Kommunistische Partei zunehmend vor ein Problem. Die Menschen sind immer weniger aus Einsicht für die Partizipation an Kampagnen zu gewinnen.
In einer Fallstudie zur Alphabetisierungsbewegung in der Mao-Ära zeigte Yinhao Zhang von der Universität in Adelaide, dass die politische Form der Durchsetzung sozialistischer Ziele nicht losgelöst von ihrer sozialen Basis betrachtet werden kann. Um wieder effektive Kampagnen initiieren zu können, müssten die Arbeitsbeziehungen in den Städten und Dörfern neu organisiert werden, was auf einen Rückbau der kapitalistischen Eigentumsformen hinauslaufe. Die Studie wurde im aktuellen Chinese Journal of Communication veröffentlicht. Dieser Artikel ist Teil 2 einer kleinen Serie über Kollektivierungen.

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Nutzt Putin Hunger als Waffe?

Es war eine seltsame Klage, welche die osteuropäischen Länder Ende Januar erhoben. Billiger ukrainischer Weizen überschwemme die Futtermittelmärkte. Anstatt weiter nach Afrika oder in den Nahen Osten verschifft zu werden, würde der Weizen von europäischen Mastbetrieben aufgekauft. Einheimische Produkte könnten nicht mehr abgesetzt werden. Ungeerntete Maispflanzen verrotteten in Rumänien vor sich hin.

Dabei wurden noch im Sommer 2022 Schreckensszenarien ausgemalt, wie die russische Invasion in der Ukraine den Welthunger befördern würde. Wie passt das zusammen? Derek Hall hat im aktuellen Journal of Peasant Studies die Erklärungsansätze der Forschung systematisiert.

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Lula ante Portas

Am Sonntag wird in Brasilien ein neuer Präsident gewählt. Der Sieg Lula da Silvas gilt hierbei als sicher. In den Umfragen liegt er weit vor dem rechtsradikalen Amtsinhaber Bolsonaro, dessen Amtszeit auch jenseits der Corona-Pandemie weithin als Katastrophe gilt. Doch Lula wird nicht nur die Hypotheken seines Vorgängers erben. Dass der sanfte Putsch gegen die Präsidentin der Arbeiterpartei PT Dilma Rousseff 2015/16 erfolgreich sein konnte, hatte Ursachen und diese sind nicht verschwunden.

Die Latin American Perspectives haben die komplette Oktoberausgabe Studien zur brasilianischen Politik, Gesellschaft und ökonomie gewidmet. Sie entwerfen ein Mosaik der Widersprüche eines Landes der Semiperipherie, in der Not und Reichtum dicht beieinander liegen.

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Ökonomie des Widerstands in Palästina?

Der Professor für internationale Konfliktforschung an der Universität in Doha, Ibrahim Fraihat, hat in der aktuellen Third World Quarterly den Economic Disengagement Plan analysiert, der die palästinensische Ökonomie schrittweise von der israelischen entkoppeln soll. Der auch in westlichen Medien bekannte Publizist reflektiert kritisch, ob solch ein ambitioniertes Vorhaben unter den Bedingungen von Neokolonialismus und Besatzung gelingen kann.

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