Ein hartes Stück abstrakte Arbeit

Harte Arbeit besitzt in Deutschland einen ziemlich guten Ruf. Wer hart arbeitet, darf auch hart feiern oder hat sich zumindest das Feierabendbierchen verdient. Die Berechtigung einer politischen Forderung wird hierzulande gerne an den Fleiß gekoppelt, egal ob Gewerkschaften ihre Lohnforderungen rechtfertigen oder die Ansprüche der Letzten Generation wegen deren angeblicher Faulheit zurückgewiesen werden. Und schon unsere Eltern haben hart gearbeitet, damit es uns heute besser geht. Aber geht es uns heute besser?
Nein, im Kapitalismus macht harte Arbeit nicht reich, nicht die Arbeiter*in, nicht die Gesellschaft. Dazu ist er auch nicht gemacht, sondern zur Bereicherung der Besitzer der Produktionsmittel. Was genau allerdings die Arbeitsintensität und deren Steigerung mit Mehrwert und Profit machen, darüber gibt es im Marxismus tatsächlich eine Kontroverse. Zum Beispiel zwischen den Vertretern einer simultanen Werttheorie und denen einer temporalen. Alan A. Deytha Mon und A. Sebastián Hdez. Solorza aus Mexiko haben in der World Review of Political Economy Partei für letzteres ergriffen.

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Zur Aktualität des Denkens von Ruy Mauro Marini

Die aktuellen Latin American Perspectives beschäftigen sich in einer Doppelausgabe mit der Dialektik von Abhängigkeits- und Entwicklungstheorien. Sie stellen den Kampf um das Framing der Politik als einen Klassenkampf dar, indem die Bourgeoisie unter dem Label „Entwicklung“ durch kapitalistische Öffnung eine Annäherung an den Lebensstandard der westlichen Welt verspricht, während proletarische Organisationen gerade in der „Abhängigkeit“ vom Weltmarkt einen Angriff auf Arbeiter*innenrechte erblicken. Allen Autor*innen gemeinsam ist der Bezug auf einen Namen: Ruy Mauro Marini, der selbst 16 Jahre lang für das Journal arbeitete. In diesem Artikel sollen Leben und Werk Marinis unter der Frage vorgestellt werden, warum ausgerechnet er heute in der neomarxistischen Debatte in Lateinamerika eine so bedeutende Rolle spielt.

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