Kohei Saitos neues Buch: Marx im Anthropozän

Kohei Saito kann mit Recht als einer der Popstars der zeitgenössischen marxistischen Theorie gelten. In Japan wurde Saitos Buch Capital in the Anthroposcene mit 250.000 verkauften Exemplaren ein unerwarteter Bestseller. Seine Promotionsschrift Natur gegen Kapital wurde durch den renommierten Campus-Verlag herausgegegeben und für eine doch recht trockene Abhandlung vielfach gelesen.

Das ist nicht zuletzt dem Thema geschuldet. Saito beschäftigt sich mit der Frage, was Marx zur Analyse der ökologischen Krise beitragen kann und wie sich grüne und rote Bewegung in fruchtbare Einheit bringen ließen. Als Mitarbeiter an der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe und Kenner der deutschen Sprache besitzt er aus internationaler Perspektive privilegierten Zugang zu sämtlichen Schriften von Marx und Engels und half, nicht-deutschsprachigen Leser*innen Aspekte von Marx zugänglich zu machen, die sonst ungehört blieben. Mit Marx in the Anthroposcene hat er diesen Januar nun ein neues Buch vorgelegt. Hierin will er zeigen, dass die Marxsche Theorie hin zu einem Degroth-Kommunismus zeige.

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Ökologisch ungleicher Tausch? Eine Diskussion

Wer ein Bild der Erde bei Nacht ansieht, sieht ein Stück politische Ökonomie. In den imperialistischen strahlen die Lichter. In den Regionen, in denen Öl, Kohle und andere Bodenschätze lagern, ist es dunkel. Die Ressourcen wandern vom globalen Süden in den Norden. Der Müll nimmt den entgegengesetztem Weg. Eine zeitgemäße politische Ökonomie des Imperialismus muss dieses Paradox erklären können. Alf Hornborg hat sich seit nunmehr 30 Jahren mit er Frage beschäftigt, warum ausgerechnet die Herkunftsländer unserer wichtigsten Ressourcen am wenigsten von ihnen profitieren. Gemeinsam mit an deren Wissenschaftlern entwickelte er die Theorie des ökologisch ungleichen Tauschs.

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Gendern auf Chinesisch

Im Westen tobt der Streit um Gendern und Identitätspolitik. Gibt es diese Debatte auch in der Volksrepublik China und wer führt sie? Ian Liujia Tian hat in der aktuellen Rethinking Marxism den Chinesischen Sozialistischen Feminismus CSF für ein westliches Publikum zugänglich gemacht. Sie argumentiert für eine Repolitisierung der Frauen*frage.

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Marxistische Medientheorie in Brasilien

Dass die Medien die vierte Gewalt im Staate sind, konnte man in den vergangenen zwölf Monaten wieder eindrücklich erleben. Mit dem Verhältnis von Staat, Klassen, finanzkräftigen Klientel und den Medien befassen sich seit 90 Jahren auch Marxist*innen aus Brasilien. Die Medienlandschaft in Brasilien ist geprägt von einer hohen Konzentration der Eigentümerschaft und einer oft einseitigen Berichterstattung, die in Veracht steht, insbesondere den Interessen der Eliten zu dienen. Francisco Rüdiger und Otávio Daros haben in der aktuellen Capital&Class die Debatte Revue passieren lassen und in die jeweiligen politischen Verhältnisse des größten südamerikanischen Landes eingeordnet. Ein kleiner Streifzug.

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Der Jugend die Welt

Rosa Luxemburg schrieb einst, dass die Jugend die hellste Flamme der Revolution sei. Sie gilt als begeisterungsfähig, progressiv, aktiv und weitestgehend frei von den Sorgen des Alltags. Ihr ist einiges zuzumuten und zuzutrauen. Gleichsam ist sie rebellisch, sucht ihre eigenen kulturellen Ausdrucksformen und lässt sich nicht so leicht vereinnahmen, wie es zuweilen Absicht der Herrschenden war. Die aktuelle Social History warf einen Blick auf die verschiedenen Formen jugendlichen Internationalismus. Sie fragte dabei nicht nur nach den Inhalten, sondern insbesondere nach den Formen.

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Nutzt Putin Hunger als Waffe?

Es war eine seltsame Klage, welche die osteuropäischen Länder Ende Januar erhoben. Billiger ukrainischer Weizen überschwemme die Futtermittelmärkte. Anstatt weiter nach Afrika oder in den Nahen Osten verschifft zu werden, würde der Weizen von europäischen Mastbetrieben aufgekauft. Einheimische Produkte könnten nicht mehr abgesetzt werden. Ungeerntete Maispflanzen verrotteten in Rumänien vor sich hin.

Dabei wurden noch im Sommer 2022 Schreckensszenarien ausgemalt, wie die russische Invasion in der Ukraine den Welthunger befördern würde. Wie passt das zusammen? Derek Hall hat im aktuellen Journal of Peasant Studies die Erklärungsansätze der Forschung systematisiert.

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100 Jahre Sowjetunion: Rückblick auf einen Vielvölkerstaat

Am 30. Dezember 1922 wurde die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken aus der Taufe gehoben. Als Flagge wurde die rote Fahne mit Hammer, Sichel und Stern gewählt. Zunächst fungierte die Internationale als Hymne. Im Laufe ihrer Geschichte wurde sie zum Flucht westeuropäischer und amerikanischer Kommunist*innen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und der postkolonialen Staaten in der zweiten Hälfte. Mit dem Sieg über den Hitlerfaschismus gelang ihr der triumphalste Auftritt auf der historischen Bühne. Der Blutzoll, den die junge Föderation in den ersten 22 Jahren ihrer Existenz zu zahlen hatte, erwies sich jedoch bis zu ihrem Zusammenbruch als erdrückendes Erbe.
Die Marxistischen Blätter widmeten ihre aktuelle Ausgabe der Sowjetunion. Verschiedene Autoren aus den Amerikas, Eurasien und Afrika beleuchteten verschiedene Blickwinkel der Sowjetunion als Vielvölkerstaat, sozialistisches Projekt und auch die postsowjetische Entwicklung.

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Clever kombiniert

Gabriel Montes-Rojas von der Universidad de Buenos Aires and CONICET systematisierte nach jahrelanger Arbeit die verschiedenen Modelle zur Umrechnungen von Preisen in Wert. Eine Leitfrage war, was dies eigentlich für die Höhe der Profit- und Ausbeutungsraten bedeuten würde? Werden Arbeiter*innen stärker ausgebeutet, als dies durch Anschauung der Lohnhöhen ersichtlich wird? Und noch allgemeiner: Welchen Unterschied macht es eigentlich, ob ich dieses oer jenes Verfahren wähle? Sein Ergebnis ist bemerkenswert.

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