Die Debatte darum, wie stark Engels entgegen seiner besten Absichten, den dritten Kapitalband so nah wie möglich an den Marxschen Manuskripten zu orientieren, Gedanken von Marx doch verändert hat, existiert eigentlich schon mit der Veröffentlichung 1894. Seitdem die Manuskripte nun auch vollständig verfügbar sind, hat sich die Debatte nochmal intensiviert. Insbesondere das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate steht dabei im Mittelpunkt des Interesses, hat Marx dieses doch selbst als das wichtigste Gesetz der modernen Ökonomie bzw. das wichtigste Gesetz vom historischen Standpunkt aus bezeichnet. Chrstos Balomenos von der Nationalen und Kapodistrias-Universität in Athen, hat Kapital Band 3 und die Manuskripte Zeile für Zeile untersucht und die Veränderungen durch Engels im Detail bewertet.
WeiterlesenMonat: August 2024
Hier fängt das Manuskript an (1/2)
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein MEGA-Projekt. Die zweite und grunderneuerte Marx-Engels-Gesamtausgabe hat sich zum Ziel gesetzt, wirklich den vollständigen schriftlichen Nachlass von Karl Marx und Friedrich Engels zu edieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Insbesondere in den USA hat die Veröffentlichung der Manuskripte und Vorarbeiten zu den Kapital-Bänden viele Diskussionen neu angestoßen. Kenji Mori untersuchte ein Manuskript, dass den Einfluss der Umschlagszeit auf das fixe und zirkulierende Kapital untersuchte.
WeiterlesenDie Fair-Trade-Arbeiteraristokratie
Über den Begriff des Fair Trades rümpfen Salonmarxist*innen gerne mal die Nase. Fairer Tausch? Das ist doch im Kapitalismus immer so. Die Arbeiter*innen verkaufen ihre Arbeitskraft und werden dafür bezahlt. Sie verkaufen dafür ihre Arbeit, die den Mehrwert schöpft, aber eben nur in Kombination mit den Produktionsmitteln des Kapitalisten. Da wird alles zu seinem Wert getauscht. Fair sozusagen, vom moralischen Standpunkt des Systems aus. Diana Cordoba hat im Canadian Journal of Development Studies die Fallstudie Fair trade certification and class formation in Nicaragua’s coffee plantations veröffentlicht. Darin untersucht sie die mit der Fair-Trade-Zertifizierung einhergehenden Klassenbildungsprozesse auf einer Kaffeeplantage in Nicaragua.
WeiterlesenEine neue Lösung des Transformationsproblems aus dem Iran: die Temporal Dual System Interpretation
Das so genannte Transformationsproblem – die Frage nach der Transformation der Werte in Preise nach dem Marxschen Preisbildungsalgorithmus – wäre ja recht einfach und erträglich, wenn man sich wenigstens über das Problem einig wäre. Das ist aber nicht der Fall. Mohsen Ghamin legte nun gemeinsam mit drei Professoren aus Teheran in der World Review of Political Economy eine neue Interpretation vor.
WeiterlesenSpengler, Russland und der historische Materialismus
Die deutsche Presse entdeckte ein halbes Jahr nach der Intervention in der Ukraine eine neue Affinität der russischen Intellentsia zu Oswald Spengler und seinem Opus Magnum „Das Untergang des Abendlandes“. Man unterstellte, dass in Russland die Thesen eines selbstverschuldeten Untergangs des Westens und der Notwendigkeit eines neuen Cäsarentums zur Rechtfertigung des Angriffskrieges übernommen worden seien. Ruslan Dzarasov setzte sich in der aktuellen Ausgabe der Voprosi Politicheskoi Ekonomii (Näheres hier) mit Spengler und einer historisch-materialistischen Analyse seiner Geschichtsmorphologie auseinander.
WeiterlesenTurn over Turnover Time
Guido de Marco analysierte im 39. Jahresband der Emerald Research in Political Economy
in Anschluss an Fred Moseley ein Manuskript, dass Marx für die Erstellung des zweiten und dritten Kapital-Bandes anfertigte und auf dessen Grundlage Engels die Bände zusammenstellte. Er diskutierte, wie die organische Zusammensetzung und Umschlagszeit sich auf die Profitraten auswirken und was Kapitalisten wirklich tun können, um ihr Kapital höchstmöglich zu verwerten. Er folgt dabei einem Ansatz, der Schule macht.