Zum Einfluss der Zinsrate auf Löhne

Die Aufweichung der Schuldenbremse war ein Husarenstück des rechten Flügels der CDU. Auf der einen Seite konnte man die Kosten der Aufrüstung, anstatt die Millionär*innen und Milliarde zur Kasse zu bitten, über die von den Steuern der Arbeiter*innenklasse bezahlten Zinsen, auf letztere abwälzen. Hinzu kommt: da die Geldware gerade reichlich vom Staat nachgefragt wird, steigen die Zinsen. Bau- und Konsumkredite knöpfen den ohnehin durch die Inflation betroffenen Proletarier*innen damit mehr vom Lohn ab als bisher. Dabei ist die Beziehung zwischen Löhnen und Zinsen gar nicht ganz so einfach zu verstehen, wie Riccardo Zolea im International Journal of Political Economy diskutierte.

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Die reelle Sub-Summ-tion der Biene unter das Kapital

Bienen gelten neben den Ameisen als das natürliche Gegenstück des Arbeiters. Aber so richtig stimmt die Metapher nicht. Nicht einmal Imker vermögen es, Bienen vollständig zu domestizieren. Das Kapital möchte diesen Zustand der Halbwildheit natürlich nicht einfach akzeptieren und womöglich noch die eigenen Profitinteressen der Bienengesundheit unterordnen. Smart Hives rücken bald mit allerhand Sensortechnik und Algorithmen den Schwärmen auf den Pelz, denn von der Bestäubung hängen riesige Agrarkonzerne ab. Richie Nimmo interpretierte in der Nature and Space diese Entwicklung als reelle Subsumtion unter das Kapital.

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Für transinklusiven Marxismus-Feminismus

Transsexualität ist ein Thema, das für viele ein Thema ist, die eigentlich daraus kein Thema machen wollen. Auf der einen Seite wird die betroffene Gruppe für enorm klein und dazu weitestgehend privilegiert erachtet, weshalb sie innerhalb der feministischen Linken eigentlich keine Rolle spielen solle. Und doch scheint sie in Debatten omnipräsent. Die Rechte zieht ihren Kulturkampf an der Vorstellung hoch, es würden massenweise Männer Frauen nun auf Toilette verfolgen, wenn ein Geschlechtseintrag auch ohne psychiatrisches Gutachten geändert werden kann. Ellie Gore schreibt häufiger in der Capital&Class über Transthemen. In einem aktuellen Artikel hat sie die Überlegungen Silvia Federicis aus ihrem Buch Beyound the Periphery of Skin analyisiert und kritisiert.

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Falsche Freunde: fixes Kapital und Fixed Capital Stock

William Jefferies behauptet in einer aktuellen Studie in der Capital&Class, dass viele Empriker, die mit Daten der UNO, OECD und WIOD gearbeitet haben, einem falschen Freund aufgesessen seien. Sie hätten den Fixed Capital Stock als fixes Kapital interpretiert. Warum das aber nicht funktioniert, wie dies berechnete Profitraten verfälscht und welche Alternativen es gibt, darüber soll der folgende Artikel einen kurzen Einblick geben.

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Ein spät gehobener Schatz: Daschkowskis Kritik an Isaak Rubin

Neben David Ryazanov steht der Name Isaak Iljitsch Rubin wie kein zweiter für eine bis in die späten 1920er aktive und zur herrschenden Politik oppositionelle Marxrezeption in Sowjetrussland und der Sowjetunion. Seine Kritiker in der Sowjetunion hingegen sind weitgehend vergessen. Helmut Dunkhase hat in der Zeitung Под знаменем марксизма – Unter dem Banner des Marxismus einen Artikel eines seiner Gegner – Ilja Daschkowski – gefunden und ins Deutsche übersetzt.

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Zement, in Gold verpackt: Venezuela, Raubbau und der marxistische Kunstbegriff

Abstrakte Kunst ist ein adäquater Ausdruck einer Gesellschaft sein, deren gesellschaftliche Verhältnisse einen so hohen Abstraktionsgrad eingenommen haben, dass sie im Wesentlichen durch Objekte vermittelt werden, ohne, dass es noch auffällt. Esperanza Mayobre hat solche Objekte zum Zentrum ihrer Installationen gemacht: vergoldete Zementblöcke. Was diese über das Verhältnis von Mensch und Natur und die Goldindustrie in Venezuela lehren, arbeitete Santiago Acosta im Journal of Latin American Cultural Studies heraus.

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Marx-Boom: aktuelle marxistische Empirie aus Südamerika

Marxistische Forschung boomt. Ok, vielleicht nicht in Deutschland. Aber international wächst die Anzahl an Wissenschaftler*innen, die sich mit moderner Methodik und in Triangulation mit zeitgenössischen Theorien über Imperialismus, Ausbeutung, Abhängigkeiten und Finanzmärkte aufmachen, den Schatz an marxistischer Theorie beständig zu erweitern. Neben der Volksrepublik China, in der die vorgeschriebene Beschäftigung mit der Kritik der politischen Ökonomie zahlreiche Ökonomen zu interessanten Studien – auch jenseits der Parteidogmatik – motiviert hat, ist Südamerika ein Hotspot marxistischer Forschung auf der Höhe der Zeit.

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Internationale Spaltung des Finanzkapitals

Innerhalb der kommunistischen Bewegung herrscht immer noch ein tiefer Dissens über den Charakter des Imperialismus. Ist er tatsächlich eine alle Länder umfassende Epoche, in der die nationalen Kapitalistenklassen mit den selben Mitteln konkurrieren und die westlichen einfach nur erfolgreicher sind? Oder hat die Geschichte die Welt in zwei unterschiedliche Sphären geteilt – eine zentrale und eine periphere -, die zu einer prinzipiellen Abhängigkeit der zweiten von der ersten führt und deren Überwindung ein progressiver Akt wäre? Der lateinamerikanische Strukturalismus hat in den vergangenen Jahren das Konzept der internationalen Teilung der Arbeit zum Konzept der internationalen Teilung der Finanzen weiterentwickelt. Es will aufzeigen, wie die auf dem Weltmarkt gehandelten Finanztitel zu unterschiedlichen Abhängigkeiten führen.

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