Ist Elon Musk ein neuer Feudalherr?

Das Interview von Elon Musk mit Alice Weidel auf X hat im Vorfeld der Bundestagswahl für einigen Trubel gesorgt. Letztendlich war es sehr anbiedernd, langweilig und teilweise auch grotesk. Man denke nur an die Behauptung, Hitler sei eigentlich Kommunist gewesen. Dennoch hat viele überrascht, welche Aufmerksamkeit der reichste Mann der Welt der AfD zuteil werden lässt. Welche Rolle Musk genau in der Trump-Administration einnehmen wird, ist noch ungewiss. Mit seinem Anarcholiberalismus sticht er jedenfalls aus den Reihen des amerikanischen Monopolkapitals heraus. Manche wähnen in ihm bereits einen neuen Feudalherren, einen Fürsten, dessen Privatmeinung längst die traditionellen ideologischen Instrumente des Monopolkapitals abgelöst hat.

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Die Linke und der Post-Islamismus

Siavash Saffari hat die historische Genese zweier typischer Vertreter post-islamistischer Systeme – die AKP-Herrschaft in der Türkei und die Nachkhomeiniherrschaft im Iran – untersucht und deren Bedeutung für die politische Linke. Gibt das Aufschluss darüber, was in Syrien zu erwarten ist?

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Die Auto-Monopolkonzerne leben auf Kosten ihrer Zulieferer

Gewerkschaften sehen den Erfolg der deutschen Automobile eher in der Lohnzurückhaltung der Arbeiter*innen begründet und verlangen ein größeres Stück vom Kuchen; das Kapital teilt die Prämisse, pocht aber auf Wettbewerbsfähigkeit. Was allerdings die gesamte Wertschöpfungskette zum Erfolg der Autobauer beitrug, das wurde geflissentlich vernachlässigt. Manuel Gracia Santos, Miguel Montanyá und María J. Paz haben sich in der Review of Radical Political Economics mit Hilfe einer Input-Output-Analyse die gesamte Wertschöpfungskette der deutschen Automobilindustrie angeschaut.

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Wie die Pyramide der EU von der polnischen Arbeiterklasse gebaut wird

In der kommunistischen Bewegung ist seit längerem ein Streit darüber entfacht, ob das imperialistische Weltsystem nun eine Konfrontation zwischen verschiedenen Blöcken sei oder eine Pyramide, anderen Spitze zwar die westlichen Staaten stehen, unterhalb derer sich aber eine Reihe von eigenen Ausbeutungsbeziehungen zwischen den Ländern erstrecken. Ganz maßgeblich zur zweiten Ansicht hat die Theorie vom ungleichen Tausch aus der Feder Arghiri Emmanuels beigetragen. Die beiden griechischen Ökonom*innen George Economakis und Maria Socrates Markaki haben auf Grundlage seiner Theorie untersucht, welche ökonomischen Abhängigkeiten innerhalb der EU bestehen.

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Der rote georgische Traum

Wer in den vergangenen Wochen die Bilder aus Tblissi gesehen hat, der könnte glauben, dass Georgien schon immer ein Land gewesen sei, dass von Russland unterdrückt wurde, in der Sowjetunion gegen seinen Willen ein sozialistisches System oktroyiert bekam und nach dem Zerfall endlich seine historische Identität wiedergefunden habe: neoliberal, kulturell autochton und anti-russisch. Nino Maisuradze untersuchte im Journal of Contemporary Central and Eastern Europe diese Legende und zeigt auf, wie wenig Wahres daran ist.

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Von Riesen, Flüssen, Flucht und der direkten Herrschaft des Kapitals

Jeder kennt das Szenario: Eine progressive Regierung kommt an die Macht und hebt die Sozialstandards oder vergesellschaftet sogar Großunternehmen. Die Bourgeoisie zieht auf Grund der gesunkenen Profitraten ihr Kapital aus diesem Land ab und investiert im Nachbarland. Durch steigende Arbeitslosigkeit erhöhen sich die Sozialkosten, während die Einnahmen bröckeln und die einst progressive Regierung gezwungen wird, einen wirtschaftsfreundlicheren Kurs einzuschlagen. Diese Analyse wird von reaktionären wie sozialistischen Kräften unter jeweils anderen Vorzeichen geteilt. Die einen begrüßen die darin enthaltene Drohung, die anderen sehen die Grenzen einer sozialen Marktwirtschaft hier begründet. Aber ist das wirklich der Modus, mit dem die Bourgeoisie herrscht, ohne in der Regierung zu sitzen. Miikka Jaarte von der Eliteuniversität in Standford hat kritisch nachgefragt.

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Bildhaft Unrecht gesprochen: Metaphern im KPD-Prozess 1956

Angelegenheit. Es war ein öffentliches Ereignis. Die Bundesrepublik veröffentlichte den ersten Band der Prozessdokumente noch während des Verfahrens und jeder Bundesbürger erhielt sie auf Anforderung sogar kostenlos. Das Verbot sollte das Adenauer-Regime klar politisch im Kalten Krieg definieren und jeder sollte es wissen. Kein Wunder also, dass Anklage und Verteidigung sich nicht auf juristische Argumente beschränkten, sondern mit einer möglichst öffentlichkeitswirksamen Sprache die Stimmung außerhalb des Gerichtssaals beeinflussen wollten. Timo Pankakoski von der Universität im finnische Turku hat die Metaphorik in den Prozessakten des KPD-Verbots genauer untersucht.

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Vorsicht, Grenzkontrolle! Oder: Marxismus im Plural

Es gibt nach dem Ende der Orthodoxie kaum noch einen festen Kern marxistischer Theorie, der sich abgrenzen ließe, sondern eigentlich ist der Marxismus an sich bereits eine Grenztheorie, die in alle anderen Bereiche ausfranst. So jedenfalls fasst es Aditya Nigam in seinem Buch „Border-Marxisms and Historical Materialism“ auf. Das Buch wurde für den Isaac-Deutscher-Preis nominiert, erhielt diesen aber nicht. Zu Recht?

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Dzarasov statt Buzgalin: die Voprosi unter neuer Regie

Nachdem Anfang des Jahres Aleksandr Buzgalin überraschend gestorben ist, hat Professor Ruslan Dsarazov nun die Leitung der Voprosi Politiciskoi Ekonomii übernommen. Das wichtigste Bulletin des russischen akademischen Marxismus hat damit einen prominenten neuen Kopf bekommen. Allerdings wird das Erbe Buzgalins noch einige Monate in den Voprosi nachklingen. So auch in der aktuellen Ausgabe. Diese beschäftigt sich mit der Entwicklung des globalen Kapitalismus und den sich daraus entfaltenden Widersprüchen. Und kein anderer als Buzgalin verfasste den Leitartikel, der aus dem Jahre 2008 stammt. Schlägt das Journal darüber hinaus aber neue Wege ein?

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