Clever kombiniert

Gabriel Montes-Rojas von der Universidad de Buenos Aires and CONICET systematisierte nach jahrelanger Arbeit die verschiedenen Modelle zur Umrechnungen von Preisen in Wert. Eine Leitfrage war, was dies eigentlich für die Höhe der Profit- und Ausbeutungsraten bedeuten würde? Werden Arbeiter*innen stärker ausgebeutet, als dies durch Anschauung der Lohnhöhen ersichtlich wird? Und noch allgemeiner: Welchen Unterschied macht es eigentlich, ob ich dieses oer jenes Verfahren wähle? Sein Ergebnis ist bemerkenswert.

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Zufälle gibt´s – die Profitrate in Südkorea

Glaubt man den Liberalen, müsste jede Gesellschaft ohne die Genialität ihrer Kapitalist*innen augenblicklich zu Grunde gehen. Sie seien es, die visionäre Ziele verfolgten, den Motor des Fortschritts bildeten und ohne die keiner der dummen und faulen Arbeiter*innen morgens vom Sofa runter käme. Es sei daher nur gerecht, dass sie von den erwirtschafteten Reichtümern ihren kleinen Obolus abzwackten und wenn dieser viele Milliarden betrage, dann sei dies noch immer recht bescheiden.
Allerdings gibt es zwei Größen, welche die Realität der kapitalistischen Wirtschaftsweise besser beschreiben als Genialität. Und das sind Profitstreben und Zufall. Mit diesen beiden Zutaten versuchte der südkoreanische Ökonom Deokmin Kim, ein Modell zu entwickeln, welches die Profitraten in der Republik simulieren könne.

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Acht Jahre Mindestlohn – ein Armutszeugnis

Wenige politische Forderungen genießen im kompletten Spektrum der politischen Linken einen guten Ruf. Der Mindestlohn ist eine solche Forderung. Teresa Backhaus von der Universität Bonn und Kai-Uwe Müller vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung haben sich auf Grundlage demoskopischer Untersuchen mit der Frage beschäftigt, ob unter den besonderen Bedingungen einer progressiven Einkommenssteuer und eines differenzierten Sozialstaats der Mindestlohn überhaupt zur Reduzierung von Armut und Ungleichheit taugt. Untersuchungen über die tatsächliche Wirkung des Mindestlohns lagen nämlich bisher noch nicht vor. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie vor wenigen Tagen im Journal of Eurpean Social Policy als Online First.

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Zur marxistischen Inflationstheorie

Die marxistische Inflationstheorie wurde in den letzten 50 Jahren recht stiefmütterlich behandelt, da das Problem auf Grund stabilen Währungen des imperialistischen Deutschlands von der Euroumstellung abgesehen nie akut war. Dennoch gibt es sie und sie widerlegt bürgerliche Erzählungen von der Lohn-Preis-Spirale. Die Marxistischen Blätter, das Theorieorgan der Deutschen Kommunistischen Partei, hat in ihrer aktuellen Ausgabe die Inflation in den theoretischen, politischen und internationalen Kontext gestellt. Beiträge lieferten spannende Denker der Linken wie Lucas Zeise oder Stephan Krüger. Alle machen deutlich, die Inflation ist nur al Einheit von ökonomischen und politischen Prozessen zu verstehen.

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Kolumbien und die Cambridge-Gleichung

In der Review of Radical Political Economics veröffentlichte Carlos Alberto Duque Garcia
von der Universidad Autonoma Metropolitana aus Azcapotzalco, Mexico eine Studie zum tendenziellen Fall der Profitrate Kolumbiens. Solche Studien gibt es wie Sand am Meer. Nun ist Garcias Studie aber weder wegen der konkreten Analyse der Profitrate interessant, noch die spezielle Anwendung auf Kolumbien. Trotz der politischen Sonderstellung Kolumbiens als engster Verbündeter der USA und trotz des lang anhaltenden Bürgerkriegs gegen die FARC reiht sich die kolumbianische Ökonomie in ein typisches Muster südamerikanischer Staaten ein. Garcia hat untersucht, ob sich die so genannte Cambridge-Gleichung, die sich sowohl aus der Marxschen als auch aus der Keynesianischen Theorie herleiten lässt, empirisch bestätigen lässt. Und Garcia ging noch einen Schritt weiter. Mit einer Impuls-Response-Analyse konnte er nachweisen, dass die Marxsche Herleitung empirisch konsistenter ist als die bürgerliche. Wie hat er das gemacht?

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Autonomie, Demokratie, Nachhaltigkeit, Planwirtschaft

Die digitale Revolution macht sie möglich, die ökologische Katastrophe macht sie notwendig: Planwirtschaft. Schon länger hat ein Großteil der sozialistischen und ein kleinerer Teil der sozialdemokratischen und grünen Bewegung davon Abstand genommen, die Natur als Grundbedingung der menschlichen Existenz könne auf Basis von Markt- und Profitanreizen gerettet werden. Im Sommer veröffentlichten die Ökonomen Fikret Adaman und Pat Devine ihren „Rückblick auf die Kalkulationsdebatte“.
Die Rethinking Marxism hat in der aktuellen Ausgabe drei Kritiken an dem Text Adamans und Devines veröffentlicht und den beiden Autoren die Möglichkeit eingeräumt, auf diese zu antworten. Es entspann sich eine interessante Debatte, in der unter anderem die Fortpflanzung rassistischer und sexistischer Strukturen, die Aufgabe der Assoziationen freier Produzent*innen und die innere Widersprüchlichkeit der Zieltriade Autonomie, Demokratie und Nachhaltigkeit zur Debatte gestellt wurde.

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Und sie verelenden doch …

Kaum ein anderes Argument wird so stark gegen den Marxismus gewandt, wie die Verelendungstheorie. Marxist*innen müssten doch erkennen, dass sich die Lage der Arbeiter*innen in den letzten 150 Jahren verbessert habe. Demokratische Teilhabe und soziale Sicherheit seien auch ohne Revolution Wirklichkeit geworden. Und man muss zugeben. Lässt man seinen Blick durchs Land schweifen, scheinen Arbeiter*innen mehr verlieren zu können als nur ihre Ketten.
Carlos Alberto Duque Garcia von der Universidad Autonoma Metropolitana in Mexiko hat für die Capital&Class die ökonomischen Grundlagen der Marxschen Verelendungtheorie untersucht. Kann er das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation, die Grundlage der Marxschen Verelendungstheorie, empirisch bestätigen?

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Prosumer-Kapitalismus

Was ist Wissen und was für eine Gesellschaft ist eine Gesellschaft, deren Reichtum zunehmend auf Wissen und weniger auf fassbaren Objekten beruht? Dieser Frage ging Guglielmo Carchedi in der aktuellen International Critical Thought nach. Da seine Überlegungen sehr dicht und komplex ist, ist die Besprechung in zwei Teile aufgeteilt. Im vorangegangenen Beitrag wurde diskutiert, wie Carchedi eine marxistische Erkenntnistheorie systematisiert, die auf den Prinzipien der Dialektik beruht. Für ihn war die dialektische Logik das Reich des Potentials eines Begriffs, etwas anderes als es selbst zu werden als es noch ist, während die formale Logig die Logik der eingefrorenen realisierten Existenzen ist. Nur beide zusammen könnten das vollständige Wesen einer Sache beschreiben.
In den weiteren Überlegungen schreitet Carchedi nun vom Abstrakten zum Konkreten und ananylsiert Urteile und Fehlurteile über die digitale Internetökonomie. Wieviel ist Wissen wert, wenn es einfach millionenfach gecopypastet werden kann? Welche Rolle spielen die so genannten Prosumer, also die Nutzer*innen von google, facebook und co., die mit ihren Daten bezahlen? Bilden soziale Netzwerke das Fundament einer neuen solidarischen Gesellschaft?

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Brody Buildung

Die Wunderwelt der Mathematik hält einiges an Magie bereit. So kann es manchmal kommen, dass ein Problem umso einfacher zu lösen ist, je komplexer es wird. Das klingt verlockend. Noch verlockender klingt es, wenn sich dieses Prinzip auf die Berechnung von Volkswirtschaften erstrecken lässt. Schließlich wird die Komplexität moderner Ökonomien gerne als Gegenargument gegen eine Planwirtschaft ins Feld geführt. Brodys Vermutung von 1997 sagt aber genau dies aus: Der Gleichgewichtszustand einer Leontieff-Matrix, also eines riesigen Zahlenpaketes, das sämtliche Produktion und Konsumtion einer Gesellschaft auflistet, ist umso leichter zu berechnen, je größer die Matrix ist. Anwar Shaikh, Luiza Nassif-Pires und José Alejandro Coronado haben in der aktuellen Economic Systems Research über 300 Matrizen aus realen Wirtschaftsdaten untersucht.

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