Middle Class Struggles

⋄ Eine große Mittelklassse steht in den Politikwissenschaft als Garant für ein stabiles Herrschaftssystem.

⋄ In den letzten Jahren wurden jedoch zunehmend Erosionsprozesse in der Mittelklasse moniert. Zwei aktuelle Arbeiten werfen ein Blick auf die damit einhergehenden Instabilitäten.

⋄ Im Marxismus spielt der Begriff eine untergeordnete Rolle, da die Mittelklassen eher eine Sammelbezeichnung für Kleinbürgertum, Arbeiter*innenaristokratie und höhere Reproduktionsarbeiter*innen darstellen.

⋄ In den Studien wurde jeweils in eine Neue Mittelklasse im aufstrebenden Dienstleistungssektor und eine Alte Mittelklasse in früher privilegierten Industriesektoren unterschieden.


⋄ Mit dieser Unterscheidung lassen sich in Europa die Konflikte um die EU-Integration und in Marokko die politischr Stabilität trotz großer sozialer Probleme beschreiben.
Haus, Frau, Kinder … und Vergangenheit?

In Deutschland gehört das Bekenntnis zur politischen und gesellschaftlichen Mitte zur institutionellen Folklore. Egal, ob AfD, Grüne oder Linke; alle versuchen gleichermaßen, an eine vorgestellte Mitte zu appellieren und sich als deren eigentlicher Interessenswahrer zu präsentieren. Mal wird dieses Interesse als möglichst geringe Abgabenlast an den Staat, mal als Ausweitung des staatlichen Sektors zum Wohle der Allgemeinheit interpretiert. Da, wo ein Begriff so verschiedene Schlussfolgerungen zulässt, scheint er wenig mit der politischen Realität zu tun zu haben. Und auch die Medien beklagen geradezu die Erosion der gesellschaftlichen Mitte, die als systemstabiliserend und wohlstandssichernd angesehen wird.

Was es aktuell mit den Mittelklassen und ihrer Veränderung auf sich hat, haben in letzter Zeit mehrere Studien untersucht. An dieser Stelle wollen wir zwei Studien diskutieren, die politische Prozesse entlang der Unterscheidung von Neuen und Alten Mittelklassen entwickeln; eine aus Europa und eine aus Marokko.

Was ist die Mittelklasse?

Der Begriff der Mittelklassen spielt im Marxismus eine sehr ambivalente Rolle. Da die marxistische Klassenanalyse Klassen nach ihrer Stellung im Produktions- und Reproduktionsprozess des Kapitals bzw. allgemeiner einer Gesellschaftsform bestimmt, ist die Aussage, dass eine Klasse eine Mittelstellung besitze; wenig aussagekräftig. Als eine Mittelklasse könnte hier das Kleinbürgertum angesehen werden, dass insofern eine Mittelstellung zwischen den Polen Proletariat und Bourgeoisie besitzt, indem es zwar Produktionsmittel besitzt, aber noch nicht allein von der Ausbeutung beschäftigter Arbeiter*innen leben kann und selbst noch im Produktionsprozess arbeiten muss. Auch könnte man die von Lenin beschriebene Arbeiteraristokratie zu einer Mittelklasse zählen, da sie höher als zu den bloßen Kosten ihrer Reproduktion entlohnt wird und teilweise Funktionen des Kapitals im Arbeitsprozess übernimmt, ohne selbst nicht lohnabhängig zu sein. Drittens kämen sämtliche Berufsgruppen in Frage, die im Dienste des ideellen Gesamtkapitalisten die gesamtgesellschaftliche Reproduktion des Kapitals gewährleisten, also öffentlicher Dienst, Beamte und auch privatisierte Staatsleistungen. Daneben wären auch noch andere Zuordnungen, wie etwa der Kleinbauern, etc. zu den Mittelklassen denkbar.

Ambivalent ist der Begriff der Mittelklasse deshalb, weil die einzelnen zugehörigen Klassen durchaus recht unterschiedliche Positionen im Produktionsprozess besitzen und daher sehr verschiedene und teils widersprüchliche materielle Interessen ausbilden (z.B. wollen unabhängige Handwerker am liebsten keine Steuern zahlen, während Beamte von diesen leben). Auf der anderen Seite haben sich Mittelklassen phänomenologisch als herrschaftsaffirmierend erwiesen. Eine breite Mittelklasse gilt als politischer Stabilitätsfaktor und auch die marxistische Staatsanalyse, wie etwa von Poulantzas kommt hier nicht am Begriff der Mittelklasse vorbei. Hinzu kommt, dass der politische Diskurs durch die Verwendung des Begriffs die Identität einer Mittelklasse, einer Mittelschicht oder des Mittelstands selbst produziert, wodurch er materielle Gewalt wird.

Mit der Heterogenität des Mittelklassenbegriffs hat sich jedoch auch die bürgerliche Wissenschaft äußerst schwer getan. Häufig werden die Mittelklassen relativ als eine Verteilung um das Medieneinkommen bestimmt. Das evoziert jedoch das Problem, dass die Statistik keine absoluten Aussagen über die materielle Lage zulässt. Wird umgekehrt eine absolute Einkommensspanne als definitorisch angelegt, sind auf Grund der unterschiedlichen Kaufkraftparitäten internationale Vergleiche kaum noch möglich. Zugänge über Status, Bildung, Konsumgewohnheiten etc. haben sich daher als Alternativen angeboten, leiden aber an ihrer subjektiven Bestimmung. Manche Wissenschaftler*innen haben daher gleich das Selbstbild als wesentliches Charakteristikum verwandt, da sie dies für politisch determinierend hielten. Und noch eine andere Richtung hat das Pferd gleich von hinten aufgezäumt und Menschen mit einer herrschaftsaffirmierenden politischen Präferenz zur Mittelklasse erklärt, da das bürgerliche Erkenntnisinteresse ohnehin den Bedingungen politischer Stabilität unter wechselnden Bedingungen des Klassenkampfes galt.

Mittelklassen in der EU

Eine Theorie von Iversen und Soskice besagt hier unter anderem, dass sich die momentan abzeichnende politische Polarisierung innerhalb der EU mit einer Spaltung der Mittelklasse erklären ließe. Auf der einen Seite stehe ein gut ausgebildetes Dienstleistungsproletariat, das von ökonomischen und politischen Liberalisierungen profitieren würde. Auf der anderen Seite stünde ein eher gering ausgebildetes traditionelles Industrieproletariat, das in den vergangenen Jahrzehnten eine ungewöhnlich privilegierte gesellschaftliche Stellung genoss und seinen Status durch die Modernisierungsprozesse gefährdet sehe. In vielen europäischen Ländern mache sich dies an der Haltung gegenüber der EU-Integration fest, die mit Marktöffnungen und Bewegungsfreiheit alte Akkumulationsregime aufgebrochen habe. Beide Gruppen nennen Iversen und Soskice die Neue und die Alte Mittelklasse. Zwischen beiden befände sich noch die Gruppe der schlecht ausgebildeten Dienstleistungsarbeiter*innen, die zum einen durch von der Neuen Mittelklasse geschaffenen Arbeitsplätzen profitiere, durch ihre Vulnerabilität jedoch auch auf die traditionellen sozialen Sicherungssysteme angewiesen sei. Umgekehrt gäbe es insbesondere in südeuropäischen Ländern eine recht distingierte Gruppe gut ausgebildeter Service-Arbeiter*innen, die zur radikalen Linken tendiert und daher die neoliberale Agenda der EU ablehne.

Die Studie

Der Schönheitsfehler dieser politischen Charakterisierung der Mittelklassen bestand bisher darin, dass sie nicht valide empirisch geprüft wurde. Stefano Ronchi und Joan Miró werteten daher Ergebnisse der Studie „Reconciling Economic and Social Europe: Values, Ideas and Politics“ (REScEU) aus den Jahren 2019 und 2020 aus. Die wesentliche Frage war, ob die Neue Mittelklasse die EU-Integration befürworte und die Alte sie ablehne. Die interessierenden Mittelklassen filterten sie über die Angaben zur Ausbildung, zum Einkommen, Beschäftigungsart und Wohnort (Stadt/Land) heraus. Dazu zählten sie noch die so genannten Aspirational Workers, die zwar nicht zu den Mittelklassen selbst zählen würden, durch die Erwartung einer besseren Zukunft für die Kinder unter den gegebenen Umständen jedoch ebenso systemstabilisierend wirkten.

Der erste Befund war, dass in allen zehn untersuchten Ländern die wie oben definierten Mittelklassen eine Bevölkerungsmehrheit darstellten.

Quelle: Ronchi, S. & Miró, J. (2024). siehe Literatur. S.10.

Im Allgemeinen bestätigten die Ergebnisse die vorausgesagte Theorie. Das Zustimmungsniveau zur europäischen Integration lag in der Neuen Mittelklasse statistisch signifikant 10% über dem der Alten Mittelklassen, die Angst vor Arbeitsplatzverlust war 20% geringer als in der Alten Mittelklasse. Desweiteren positionierten sich linke Partizipient*innen eher für die europäische Integration als rechtsorientierte. Aus den Zahlen lässt sich weiterhin ersehen, dass das marxistisch definierte Kleinbürgertum sich mit Industriearbeiter*innen und schlecht ausgebildeten Arbeiter*innen in ihrem Grad einer moderaten EU-Skepsis weitestgehend überschneiden.

Quelle: Ronchi, S. & Miró, J. (2024). siehe Literatur. S.11.

Aus marxistischer Sicht ist die Unterteilung zwischen Alten und Neuen Mittelklassen natürlich kritisch zu sehen, da es hier eigentlich um proletarische Gesellschaftsfraktionen geht, in die jedoch Kleinbürger mit hineingezählt werden. Dennoch sind die Ergebnisse nicht ganz uninteressant. Zum einen ruht die im Wesentlichen sozialdemokratische Linke ganz auf den Schultern der Neuen Mittelklassen, mit denen sie die EU-Euphorie teilen und sogar verstärken. Allerdings wird das Feld der EU-Kritik vor allen Dingen von der Rechten besetzt, die in Kleinbürgertum, Kleinbourgeoisie, aber eben auch niedrigqualifizierten Industrie- und Dienstsleistungsarbeiter*innen einen nicht zu unterschätzenden Resonanzraum haben. Für eine linke Strategie eröffnet dies zwei Möglichkeiten: Entweder versucht die Linke das Feld der EU-Kritik selbst zu besetzen und somit auch die „Alten Mittelklassen“ zu gewinnen mit den Opportunitätskosten, einen Teil der Neuen Mittelklasse an die liberale und EU-freundliche konservative Rechte zu verlieren. Oder sie konzentriert sich auf die Interessen der „Neuen Mittelklasse“ und nutzt aus, dass diese gesellschaftliche Gruppe die numerisch größte ist, deren Größe eine gläserne Decke für eine weitere Rechtsentwicklung darstellt. Der Spagat, den viele linkspopulistische oder linkssozialdemokratische Parteien und Bündnisse, versucht haben; nämlich die EU-Integration mit einem starken Sozialstaat zu vereinbaren, hat sich im Angesicht des europäischen Rechtsrucks jedenfalls als untauglich erwiesen (auch wenn dieser Misserfolg vielleicht nicht von Vorneherein vorprogrammiert war).

Mittelklassen in Marokko

Wie sieht es aber auf anderen Kontinenten aus? Tatsächlich hat sich beispielsweise in Marokko in den letzten Jahren eine recht fruchtbare Diskussion um die Mittelklasse entwickelt. Treibende Kraft der Diskussion ist die Frage, ob in den kommenden Jahren mit einer steigenden Konsumgüternachfrage gerechnet werden kann und sich somit Investitionen in den nordafrikanischen Markt lohnen. Je breiter die Mittelklasse angenommen wird, desto höher sind auch die Konsumerwartungen. Entsprechend diesem Kalkül wurde die Verlautbarung der obersten Planungsbehörde Marokkos, über die Hälfte der Bevölkerung gehöre der Mittelschicht an, als politisch motiviert interpretiert. Denn zum politökonomischen Kontext scheint diese Statistik nicht zu passen.

Obwohl Marokko als sicheres Reiseland zählt und mit einigen Touristenressorts Geld ins Land bringt, ist der Durchschnittslohn mit rund 300 Euro mit Abstand der geringste aller Maghreb-Staaten. Seit der Unabhängigkeit ist das Land eine konstitutionelle Monarchie, wobei sich Regierungsstil von scharfer Repression in den 80er Jahren zu einer größeren Reformoffenheit seit den 90er gewandelt hat. So überstand das politische Establishment den Arabischen Frühling weitestgehend unbeschadet, da König Mohamed VI. eher als Adressat der Appelle für Reformen galt anstatt als Feindbild. Auf die friedlichen Proteste 2011 reagierte er mit einigen demokratischen Reformen, die der radikaleren Opposition schnell den Wird aus den Segeln nahmen.

Doch die sozialen Probleme lösten sich dadurch nicht. Die Preise für Wohnung, Wasser oder Medizin sind im Vergleich zum geringen Einkommen exorbitant hoch. Den akademisch gebildeten Schichten fehlt es an weiterführenden Berufsperspektiven, während die wenigen vielversprechenden Posten in Verwaltung und Wirtschaft an die königsnahen Familien gehen. Und insbesondere die regionale Ungleichheit ist immer wieder Zündfunke für Proteste. 2017 etwa entbrannten Proteste in der nordmarokanischen Rif-Region, die sich als vernachlässigt ansah, während im Süden der Konflikt mit Westsahara noch immer nicht geklärt ist. Dadurch hat sich nach dem Arabischen Frühling eine sehr unruhige politische Lage eingestellt, in der dutzende politische Aktionen tagtäglich stattfinden. Die Linke ist hierbei gespalten. Ein Teil um die Nachfolgepartei der Kommunisten und die Sozialdemokraten ist sogar in die Regierung eingebunden, während immer größere Teile der radikalen Linken jegliche Form institutioneller Partizipation ablehnen. Als andere große Oppositionsgruppe fungieren islamistische Gruppen, welche nicht nur eine größere Autonomie des Klerus gegenüber dem König, sondern sogar die klerikale Herrschaft fordern.

Datenmaterial aus der Planungsbehörde

Die Frage lautet also nun, wie das große soziale Spannungspotential und die äußere politische Stabilität unter dem Fokus der Mittelklassentheorie zu erklären wären. Hierzu haben Fouzia Daoudim und Fatima Bakass vom National Institute of Statistics and Applied Economics in Rabat,
eine ausführliche Analyse vorgelegt. Die Datenlage ist dabei sehr günstig, da die Planungsbehörde selbst für das notwendige Material sorgt. So konnten die Autoren die National Household
Consumption and Expenditure Survey aus dem Jahre 2014 nutzen. Aus dieser ging hervor, dass sich 55% subjektiv selbst zur Mittelklasse zählen, während 53% ein Einkommen in der Spanne zwischen 75% und 250% des Medianeinkommens generieren können. Angesichts der oben beschriebenen sozioökonomischen Situation der marokkanischen Bevölkerung scheint eine so grobe Einordnung jedoch kaum aussagekräftig, weshalb die Autoren innerhalb der erhobenen Einkommensgruppe eine nähere multinominale Analyse folgen ließen.

Dabei zeigte sich, dass die meisten Einkommen an der unteren Kante der Mittelklassendefinition häufen und nur eine sehr dünne finanzielle Oberschicht existiert. Schlüsselt man die Mittelklasse dann allein nach ihrem Einkommen auf, dann zeigt sich, dass die unter Mittelklasse großenteils nicht mal irgendeine formeller Schulbildung besitzt und als Bauern oder Handarbeiter*innen im informellen Sektor beschäftigt ist, viele auch in selbstständiger Arbeit. Die obere Mittelklasse hingegen ist überdurchschnittlich gut ausgebildet und vor allen Dingen im formellen und staatlichen Sektor tätig. Die mittlere Mittelklasse stellt dazwischen nur eine Verlaufsform dar.Da auch das noch wenig aussagekräftig ist, haben die Autoren eine Clusteranalyse angefertigt, die häufige gemeinsame Verteilungen von Attributen zu Gruppen zusammenfasst. Anhand dieser Clusteranalyse unterschieden sie nun drei Fraktionen der Mittelklasse.

Quelle: Daoudim, F. & Bakass, F. (2024). siehe Literatur. S.13.

Die erste Klasse ist die Neue Mittelklasse, die eher jung, gut ausgebildet und affin gegenüber modernen Lebensstandards ist. Diese Klasse ist weitestgehend formell angestellt und verdient überdurchschnittlich gut. Die zweite Gruppe ist die marginalisierte Mittelklasse. Diese Gruppe entspricht in etwa der Alten Mittelklasse der vorangegangenen Untersuchung, ist aber bereits abgestiegen. Es sind die kleinen Händler, Bauern und Fabrikarbeiter, für die es gegenüber den großen Ketten und den modernen Industriearbeitsplätzen auf Grund der fehlenden Ausbildung und Effektivität kaum noch Verwendung gibt. Sie entstammen vor allen Dingen den ländlichen Regionen. Eine dritte Gruppe ist die inaktive Mittelklasse. Hierzu zählen Pensionäre aus dem formellen oder staatlichen Sektor, sowie Frauen privilegierter Schichten bzw. Witwen. Obwohl sie kaum ausgebildet sind, erhalten sie über Transferleistungen ein auskömmliches Haushaltseinkommen und sind somit an die Institutionen gebunden.

Diskussion

Die Clusteranalyse ermöglicht nun eine klassenanalytische Interpretation der Gleichzeitigkeit von politischer Stabilität und sozialer Unruhe. Entgegen vielen Darstellungen aus den westlichen Medien ist die Neue Mittelklasse gar nicht so marginalisiert, sondern besitzt einne recht hohen Status wie soziale Sicherheit im formellen und staatlichen Sektor. Natürlich könnten sich hier viele Menschen bessere Zukunftsaussichten vorstellen und die sozialen Probleme berühren in der Regel alle. Aber sie sind eben nicht bereit, für einen revolutionären Umschwung jeden Preis zu zahlen. Dieses Klientel wird insbesondere von den Linksparteien USFP und PPS in Parlament und Regierung vertreten, wodurch sie die Institutionen immerhin anerkennt, auch wenn die Neue Mittelklasse prinzipiell mehr Demokratie fordert. Die Neue Mittelklasse ist es aber auch, die über die sozialen Medien verstärkend auf lokale Proteste wirken kann, was sie auf Grund fehlenden Interesses an einer revolutionären Ausbreitung nur punktuell tut. Diese Proteste selbst wiederum werden von den marginalisierten Schichten der Mittelklasse und den prekarisierten Klassen geführt, können aber auf Grund der fehlenden Vernetzung und Bildung das Ausmaß lokaler Aktionen nicht überschreiten. Insbesondere die Informalität der Beschäftigungsverhältnisse bzw. die Selbstständigkeit verhindern, dass die Kämpfe einen klassenspezifischen Charakter bekommen, wodurch ihnen in der Regel nicht viel bleibt, trotz der prekären Situation nur an die herrschenden Kräfte zu appellieren. Der radikalere Teile spaltet sich dann auf die revolutionär-demokratische Linke wie auf die islamistischen Kräfte auf, von denen letztere durch praktische Hilfe wie Armenspeisung Anschlussfähigkeit gewinnen.

Als weiterer Puffer für das Königshaus kommt zuletzt die inaktive Mittelklasse hinzu, die praktisch ihr gesamtes Auskommen den staatlichen Institutionen verdankt. Sie sind durch traditionelle Verwurzelung und gleiche Bildungserfahrungen kulturell an die unteren Klassen kommunikationsfähig und wirken dort, wo es die Neue Mittelklasse nicht tut: in den ländlichen Regionen. Alles zusammen führt zu der gesellschaftlichen Pattsituation, die es dem Königshaus ermöglicht trotz der massiven sozialen Ungleichheit auch ohne sehr repressive Maßnahmen an der Macht zu bleiben.

Zusammenfassung

Die Analysen der Mittelklassenformationen in Europa und Marokko zeigen drei Dinge. Während in Europa sowohl die so genannte Alte als auch Neue Mittelklasse fast vollständig dem Proletariat angehören, ist in Marokko die Selbstständigkeit und Informalität bei großer Armut ein wesentlich akuteres Phänomen. Dies ist bei der Übertragung von Klassenkonzepten zu berücksichtigen. Zweitens scheint zumindest auf der phänomenologischen Ebene die Divergenz von Alter und Neuer Mittelklasse politisch erklärungsmächtig zu sein. Für Marxist*innen ist hier die Rückübersetzung auf die Ebene gesellschaftlicher Beziehungen noch zu leisten. Und drittens zeigt sich auch, dass eine Schichtung der Bevölkerung entlang der Einkommensgrenzen für die politische Analyse kaum mehr fruchtbar ist. Insofern solche Theorien je Gültigkeit besaßen, ist die einfache Gleichsetzung von hohen Einkommen und politischem Wohlwollen und geringen Einkommen und einem Hang zur Aufständigkeit auf Grund der heterogenen Vermittlungsprozesse als nicht aufrecht zu erhalten. Die Mittelklasse scheint daher wie eine Fata Morgana – irgendwie greifbar, doch bei näherem Hinsehen löst sie sich in Luft auf und entpuppt sich als ein Mosaik widersprüchlicher Interessen und Identitäten.

Literatur:

Daoudim, F. & Bakass, F. (2024): Anatomy of the Moroccan Middle Class: Characterization and Determinants. In: Forum for Social Economics. DOI: 10.1080/07360932.2024.2342976.

Ronchi, S. & Miró, J. (2024): The middle-class base of European integration? New class divides and attitudes towards market integration in ten EU countries. In: European Politics and Society. Online First. DOI: 10.1080/23745118.2024.2341320.

Ein Kommentar

  1. Die zuehmende Segregation der Gesellschaft war Teil der Strategie des Kapitals, den Sozialismus als Hingespinst zu diffanieren. Von der Dienstleistungsgesellschaft war die Rede.
    Teile und Herrsche war die bewährte Strategie, die schon bei den Römern entwickelt wurde.
    Um die zukünftihe Gesellschaft zu verstehen, darf man nicht bei Bismarck stehen bleiben, der schon die Arbeiter von den Angestellten geschieden hat.

    Wir haben ein Problem, dass nur noch wenige Milionen Menschen in Deutschland die ganze Wertschöpfung erwirtschaften müssen. Ja wir haben noch sehr gut bezahlte Arbeiter in den großen Konzernen, aber im Aitomobilbau und den Zulieferfirmen hat längst der Personalabbau begonnen.
    Kin den KMU werden oft nicht mal Tariflöhne gezahlt. Der größete Teil der Wertschöpfung komt jeute ausd en produktivenDienstleistungen, also der Automatisierungstechnik von kleinen Unternehmen, die am Tropf der großen Konzerne hängen. Die Konzerne bestimmen das Lastenheft und die Preise.

    Auch im IT-Bereich werden Arbeitsplätze abgebaut. Die Programmiertechnikenund sprachen haben sich verändert. Einige Dinge wird zukünftig KI übernehmen.
    Software ist im Prinzip in beliebig oft kopierbare Programme geronnene menschliche Arbeit und Kollege Roboter braucht keinen Schlaf, keinen Urlaub und hat keine Krankheitskosten.
    Er kann als lebendige Arbeit durh tote Arbeit ersetzen. Die Wertschöpfung erfolgt eigentlich durch die Arbeit der Dienstleister, die oft bs in die Nacht arbeiten müssen, um Termine einzuhalten.
    Die Gewerkschaften aber fordern höhere Löhne für die eigenen Arbeiter. So geht jedes Klassenbewusstsein den Bach runter.

    Ein riesiges Problem ist der wachsende Beamtenapparat und viele Dienstleister, die die öffentliche Meinung manipulieren. Die Stiftungen sind Denkfabriken, die nichts anderes im Sinn haben, den Kapitalismus als Sozialpartnerschaft alternativlos hin zu stellen.
    Die produzieren aber nichts unddie Gewerkschaften reden heute von Transformation statt von Revolution. Lenins Schrift über den Imperialismus ist immer noch gültig.
    Es gibt aer ein Problem , wenn der Stamokap oder Imperialismus sterbender faulender und parsitärer Kapitalismus ist und das letzte Stadium des Kapitalismus, was kommt dann.
    Die Orwellsche Wirklichkeit hat schon mal gezeigt, wo die Reise hingehen soll.
    Schon heute refinanziert sich das Kapital aus ganz billigen Anleihen.
    Viele Unternehmen haben Aktien zurück gekauft. Die Kleinaktionäre sind keine Eigentümer an den produktionsmitteln, sie haben ein Stück Papier mit einem Rechtstitel erworben, das Dividende ausschütten kann oder auc nicht. Durch da sbillige Geld wurde der Kapitalmarkt aufgebläht, Spekulanten konnten iel Geld verdienen, vielehaben Geld verloren. Aber Hauptdache die Kurse steigen, bis sie halt in der nächsten Krise zusammenbrechen werden.
    Nun de Staat hat die Banken gerettet unddie wssen, dass sie der Staat braucht, denn der braucht ja wegen seiner Schukden ständig neue Kredite.
    Wennein Parlamentarier 5% mehr Geld bekommt sind das eben 500 € im Monat, bei dem Busfahrer sind 5 % vielleicht 150 Euro im Monat brutto. da geht meist schonn die Hälfte wieder weg. Die Lebensmittel, Mieten und Energie steigen aber um 6%. So entsteht die Selbstbedieungsmentalitität der politischen Eliten in den Parteien, die oft nicht mal einen Berufabschluss geschafft haben.
    Und wenn ein Biologe zum Panzer-Toni wird …..
    Bleien wir bei der Sozialstruktur. Marx sprach davon , dass deie Produznten immer mehr aus dem unmittelbaren Produktionsprozess heraustreten werden. Der kannte aber damals weden Auto nnich Fernseher, geschweige denn Computer und Roboter. Deshaln kommte Marx gar nicht viel über den Sozialismus sagen, aber mit dem Juden Kautzky hat er sich mächtig angelegt. Davor auch mit den Anarchisten im Bund dr Gerechten, also eine rchristlichen Bruderschaft muss man eigentlich sagen.
    Und Proudhon hat gesagt . Eigentum ist Diebstahl, dabei meinte er das kapitaliszische Eigentum an Produktionsmitteln und nicht das Eigentum an sich. Die russischen Revolutionäre wären keine Arbeiter, das waren Intellektuelle. Stalin hat den Marxismus endgültig in eine Religion verwandelt.
    Die negation der Negation is eben kein Naturgesetz, das den Sozalismus automatisch hervorbringt.
    Marc hat deshalb das Kommunistische Manfest geschrieben, hatte aner wenig Zeit und Lust. Heute würde er manches anders schreiben. Die Kommunisten haben eben nicht per se das Verständnis der geschichtlichen Bewegung, sonst wäre 1989 nicht passiert.
    Das Hegelsche Gesetz der Negation reflektiert lediglich die menschliche Denkweise.
    Die meisten werden hier nicht verstehen, was Organisationseigentum ist. Es gibt kein Vorbild in der Geschichte. Es beruht aber auf der Analyse der tatsächlichen Geschichte. Nicht ich habe den Negativzins eingeführt sondern Draghji auf der Grundlage der Theorie von Rogoff.
    Der wendet aber den Negativzins an, um den Konsum anzufeuern, das heißt die Leute sollen ihren Lohn sinnlos verballern. das hat mich als marxistischen Ökonom so erzürnt, das ich derspontan der Meinung war, wenn schm Negativzins, dann sollte der die Investitionen befördern, da diese die Voraussetzung besserer Produktionsanlagen sind. So habe ich vor 15 jahren begonnen zu untersuchen, natürlich nur im Gedankenmodell wie ein Negativzins, der vermeidbar wird durch Investieren, die Reprduktionsverhältnisse verändern könnte. Niemand it es bisher gelungen, meine Thesen mitv sachlichen Argumenten zu widerlegen. Feinde gab es wie Sand am Meer, aber außer Beschimpfungen kam da nichts, also nichts mit Substanz. Erbst Wolff äußert sich nicht, er muus ja Bücher verkaufen. Cluse Krings anerkannte, dass ich der einzige wäre, der konkrete Lösungen vorschlägt, aber auch wenn er sein Pottlatch-Modell aufgegen hat, er hatte eben andere Vorstellungen, sagen wir mal idealistische. Das ist halt so ein problem mit Künstlern, etwa auch Anselm Lenz. Die bewgen ich in ihrer eigenen Denkblase un dwollen da nicht raus.
    Heute ist selbst der kleine handwerker und der Familienbetrieb durch den drohenden Finanzfaschismus bedroht. Wir brauchen also Eigentümer an Produktionsmitteln, die die klassische Profitsteuerung als Bedrohng durch die Monopole und Banken sehen undd das ist die einzige Möglichkeit ein Volksbündnis über alle sozialen Subgruooen aufzubauen. Die Miitelscjhicht gibt es nicht.
    ich würde vorschlagen es gibt Menschen die produktive wertschöpfende Arbeit leisten und es Menschen die zwar keine wertschöpfende aber nützliche Arbeit leisten, also da gehören auch Arzte und Krankenschwestern dazu, Putzfrauen und Leute, die andere Dienstleistungen erbringen.
    Die Grundlage kann erst mal nur die Beseitigung der Vorherrschaft internationaler Monopole sein.
    Und da müssen wir jeden mitnehmen, den wir kriegen können, auch den Finanzbeamten der begreift, dass das System am Ende ist.
    Dann wäre in Deutschland die Lösung der fehlenden Souveränität eine Voraussetzung für eine demokratische Umgestaltung und das Organisatinseigentum als Form gesellschaftlichenEigentums könnte in der Verfassung verankert werden.
    Desweiteren brauchen wir wieder eine starke Friedensbewegung, die begreift, um Ramstein zu schließen, braucht man die politische Macht der gewahlten Regierung und die Treuepflicht der Bundeswehr zum Parlament. Also brauchen wir ein Bündnis, das in der Lage ist, die Ampel abzulösen
    Wir brauchen direkte Demokkratie mit einer rechtlichen Fundierung in der Verfassung, dass Volksentscheide nicht zu kriegerischen Auseinadersetzungen oder Wilkür der Staatsmacht führen düfen. Dazu kannes immer noch ein Verfassungsgericht geben, aber mit vom Volk direkt gewählten Richtern.
    Also kann das Bündnis auf der Schaffung volksdemokratischer Verhältnisse beruhen, die darauf abziehlen den Wohlstand zu mehren und Herausforderungen der digitalem Revolution zu meistern und die Folgen der alten Arbeitsteilung in einem geschichtichen Prozess allmählich zu überwinden.
    Den Produktivkräften wieder greie Entfaltung zu ermöglichen, das war doch das Ziel der sozialistischen Revolution. da der Begriff des Sozialismus durch die Vergagenheit belastet ist, habe ich mich auf das bezogen, was den unfreien Markt des Monopolkaptals vo einem Markt mit fairen Wettbewerb und gesellschaftlichen Eigentum vom alten unterscheidet.
    Wo Planwirtschaft ohne dem Fachwissen der Unternehmen hinführt haben wir früher gesehen un dwir sehen es in der Kriegswirtschaft von Habeck.
    Also in der Frage zur Stellung zu den vergesellschafteten Unternehmen undder frage der Volksdemokratie lässt sich ein gemmeinsames Interesse aufbauen. Alles andere wären Spinnereien.
    Und BSW sollte keine neue Kader-Partei werden, sonden eine Plattformpartei, wo alle Bürger sich beteilien können.
    Noch ein Hinweis. Ihr könnt meine Kommentare löschen, aber dann seid ihr keine Demokraten und nicht an einem lebendigen Diskurs interessiert. Damit würdet Ihr Euch das Wasser selber abgraben.
    Wenn Interesse besteht, könnte ich ein Projekt zum i-Markt-Modell aufmachen, wo dann Verständnis Probleme behandelt werden können. Das Modell bestet aus mehrerern Säulen, aber die Beispiele sind nur Beispiele. da das Modell auf direkter Demokratie beruht, kann es sowieso erst seine volle Reife erhalten, wenn sich immer mehr Menschen daran beteiligen. Ich weiß zwar eine Menge, aber nicht alles und ich kann mich auch mal irren.

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