The Word for Value is Forest

⋄ Die Lehre der Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen PES sagt, dass Pflanzen, Tiere und der Boden ebenso arbeiten wie Menschen.

⋄ Die Umweltzerstörung durch den Kapitalismus sei darauf zurückzuführen, dass diese Arbeiten aber nicht bezahlt werden müssten.


Claudia Horn hat die ersten PES-Projekte in Brasilien analysiert und auch einen Ausflug in die Kritik der politischen Ökonomie unternommen.

⋄ Hierbei ist besonders die Theorie der Grundrente aus dem dritten Kapitalband relevant, nach der diese vor allen Dingen eine historisch-juristische Frage ist.

⋄ Die Analyse zeigt, dass neoliberale Institutionen lieber nach Rente als nach Abrietslohn zur Reproduktionsarbeit der Natur zahlen. Diese Beträge decken bei weitem nicht die Naturzerstörung.

Menschen arbeiten. Das ist klar. Sie arbeiten im Wesentlichen in der Gesellschaft und für die Gesellschaft. Die gegenwärtige Gesellschaft setzt alle Arbeiten im Geld gleich, wodurch sie austauschbar werden, meist in der Form von Waren. So weit, so gängig. Aber arbeitet auch eine Biene, indem sie Honig macht und die Blumen bestäubt? Arbeitet ein Baum, der Kohlenstoffdioxid bindet und Holz liefert? Arbeit ein See, indem er die Fische reproduziert und uns Kühlung verschafft? Oder arbeitet die Erde, indem sie aus Generationen abgestorbener organischer Substanzen Erdöl presst?

Die Bewegung der Zahlungen für Ökosystemdienstleitungen sagt, dass sie das tun. Und aller Schaden an der Umwelt resultiere daraus, dass diese Dienstleistungen nicht entgolten werden. Claudia Horn erzählte die Geschichte solcher Zahlungsprojekte in Brasilien. Verträgt sich das mit der Rententheorie von Marx?

PES: Grüner Neoliberalismus

Die Idee der Zahlungen für Ökodienstleistungen (Payment for Ecosystem Services PES) ist ein umweltpolitisches Instrument des Neoliberalismus. Die Idee ist, dass auch die Natur konkrete Arbeit für Mensch und Gesellschaft verrichtet, die jedoch in aller Regel kostenlos durch den Grundeigentümer angeeignet wird. So speichert ein Wald etwa CO2 und erbringt in diesem Sinn eine Dienstleistung für alle CO2-emittierenden Industrien, deren Abfallprodukte „kostenfrei“ abgebaut werden. Auch biologische Vielfalt wird als eine solche Dienstleistung verstanden, da selbstregulierende Ökosysteme so komplex seien, dass sie durch menschliche Kultivierung nie oder nur durch enormen Aufwand ersetzt werden können und Biodiversität der stabilisierendste Faktor des globalen Ökosystems ist. Ebenso zählen bereitstellende Leistungen dazu, wie Rohstoffe, Lebensmittel oder sogar Erholungsgebiete, sowie kulturelle Leistungen wie symbolische oder spirituelle Funktionen.

In diesem Konzept treten zwei große Probleme zu Tage. Erstens gibt es kein System des Zwangs, dass einen Nutznießer einer Ökosystemleistung verbindlich dazu bringen könnte, eine entsprechende Leistung auch zu bezahlen. In diesen Tagen etwa wird gerade am Oberlandesgericht in Hamm die Klage eines peruanischen Bauern aus dem Bergdorf Huaraz verhandelt, der RWE auf die Beteiligung an den Sicherungskosten gegen einen möglichen Gletschersturz und die daraus entstehenden Folgen verklagt. Da RWE für 0,47% aller klimaschädlichen Emissionen seit Beginn der Industrialisierung verantwortlich sei, solle sich der Konzern in gleicher Höhe auch an den durch den Klimawandel entstandenen Mehrkosten beteiligen. Das Urteil gilt als Präzedenzfall, könnte hier die Verantwortlichkeit sogar global interpretiert werden. Aber selbst im Falle, dass der Klage stattgegeben wird, müsste dann jeder Betroffene die Verantwortlichen noch extra verklagen und die Verantwortlichkeit erst beweisen. In der PES-Theorie wird die Leistung als eine freiwillige Transaktion beschrieben.

Das zweite große Problem ist natürlich die Bezifferung des Werts einer solchen Ökosystemdienstleistung. Praktisch stellt sich die Frage auf den ersten Blick nicht, da die Abgabe freiwillig ist und daher nicht zwei Kontraktpartner einen bindenden Kompromiss finden müssen. Sollen die Nachhaltigkeitsziele aber erreicht werden und die Bereitstellung der Ökosystemdienstleistung dauerhaft gesichert sein, ist es schon relevant, wie teuer eine Ware sein muss, um die Nachfrage so zu verknappen, dass sie mit dem natürlichen Angebot zusammenfällt. Die Vorschläge sind dabei sehr weitläufig. Ein Ansatz ist der Vergleich mit dem Karbonhandel. So bestehe je nach Ort die theoretische oder praktische Möglichkeit, der Industrie CO2-Zertifikate verkaufen zu können, wenn man hierfür Landwirtschaft betreibt, die entsprechende Mengen speichert. Diese Methode ist allerdings mit viel Nachweisarbeit verbunden, wenn sichergestellt werden soll, dass hier nicht nur mit Greenwashing Geld verdient werden soll. Oder man bezahlt mit jeder Vernichtung einer Waldfläche die Arbeitskosten zur Augfforstzung einer neuen. Ein anderer Ansatz wäre, ein Lohnkostenäquivalent entsprechend der nächstbilligsten Produktionsweise ohne Nutzung der Ökosystemleistung zu zahlen. Und das klingt ja schon fast nach Marx.

Grund- und Differentialrente bei Marx

Nicht erst seit den Arbeiten von John Bellamy Foster werden Fragen der politischen Ökonomie der Natur zentral unter dem Aspekt der Grund- und Differentialrente geführt. Insbesondere die Ausführungen zur Differentialrente I mit dem bekannten Wasserfallbeispiel (Näheres hier) wurden als Analogie zur Berechnung des Werts der Natur herangezogen. Aber gehen wir hier nochmal genauer auf die Theorie der Grundrente ein.

Nach Marx ist die Grundrente als Überbleibsel aus der Feudalzeit ein rein juristisches Verhältnis der Ausschließung der Nutzung eines Stücks Boden durch den Grundherren. Unterschieden werden muss dabei zwischen dem Grundherren an sich und dem Pächter. Die Grundrente des Bodenbesitzers verhält sich ähnlich dem imaginären Kapital und orientiert sich am geltenden Zinsfuß, wobei zu beachten ist, dass Rente und Zins dennoch wesentlich verschieden sind. Der Pächter wiederum kann als industrieller Kapitalist betrachtet werden, dessen Besonderheit es ist, neben seinem eigenen Profit und den Zinsen für seine Auslagen auch die Bodenrente erwirtschaften zu müssen, um davon den Grundherren aus dem Unternehmerprofit zu speisen. Ebenso hinterlässt der Pächter alle Investitionen in den Boden nach Ablauf des Pachtvertrages dem Grundeigentümer, weshalb er bestrebt ist, den Boden nur entsprechend der geltenden Nutzungszeit zu entwickeln. Eine zusätzliche Besonderheit ist, dass auf Grund der Begrenzung des Bodens bei Akkumulation des Kapitals die Bodenrente beständig steigt, auch wenn die Profitrate fällt. Das ist der Grund für die hartnäckige Fortexistenz der eigentlich anachronistischen Klasse der Grundeigentümer und die Tendenz zum Land Grabbing durch große Konzerne. Eine Verschmelzung von Grund- und Finanzeigentum sah Marx im dritten Kapital-Band bereits voraus.

Da nun Boden nicht gleich Boden ist, sondern er von der Fruchtbarkeit über die Möglichkeit des Bergbaus bis hin zur touristischen Nutzung ganz verschiedene Qualitäten aufweisen kann, führte Marx den Begriff der Differentialrente ein. An einigen Zahlenbeispielen zeigte Marx auf, dass sich einer überdurchschnittlich qualitativer Boden hier wie eine entsprechende Minderung der Produktionskosten konkurrierender Kapitalisten verhält und damit einen Extraprofit abwirft. Dieser wird – je nach Monopolisierungsgrad der Bodeneigenschaft – unter Pächter und Grundeigentümer aufgeteilt. Der „Wert“ der Bodens als Faktor der Grundrente für das simpelste Stück Land lässt sich damit über die Produktionskosteneinsparung gegenüber der nächstgünstigsten Produktionsweise bestimmen, welche ohne die besondere Bodenqualität auskommen muss. Spart etwa, um im Marxschen Beispiel zu reden, ein Wasserfall gegenüber einer Dampfmaschine jährlich eine Million Euro an Produktionskosten ein, während die produzierte Ware zum üblichen Preis angeboten wird, so kann diese Million unter Grundeigentümer und Pächter aufgeteilt werden.

Politische Ökonomie der PES

In den 1990ern wurde in Brasilien das erste PES-Pilotprojekt auf den Weg, um die weitere Abholzung des Regenwaldes zu verlangsamen. Und hier zeigten sich bereits erste Grenzen, weil insbesondere in der kapitalistischen Peripherie Besitzrechte, traditionelle Landwirtschaft und industrielle Vermittler sehr komplex und heterogen verzahnt sind und nicht immer klar ist, wer denn nun von den Zahlungen eigentlich profitiert und wer den Mehraufwand leistet. Denn angenommen, die PES verteile den Extraprofit, den ein Pächter auf einem Stück Land gegenüber einem Stück Land, dass eine geringere Qualität hat, erzielen kann zurück, um daraus Arbeitskräfte zu bezahlen, die den ursprünglichen Zustand wiederherstellen, dann zeigt sich folgendes Problem. Der Extraprofit versteckt sich in den Portmonees von zwei Klassen: dem Grundeigentümer und dem Pächter. In aller Regel wird aber nur der Extraprofit des Pächters als Bemessung herangezogen, weshalb die Ökosystemdienstleitung strukturell unterbezahlt bleibt. Vielerorts ist es sogar so, dass das Grundeigentum einem Konsortium gehört, an dem auch westliches Kapital federführend beteiligt ist und ausgerechnet dieses bleibt von der Umverteilung meist ausgenommen.

Jenseits dieser abstrakten Kritik, zeigen sich unter den Bedingungen eines entwickelten Imperialismus noch weitere Kritikpunkte. So ist das „grüne“ ökologische Wirtschaftssystem eine stark hierarchisierte Gesellschaft. Auf der einen Seite gibt es hochbezahlte Jobs, wie die der wissenschaftlichen Analysten, welche die CO2-Speicherung überwachen und jene, welche die freiwilligen Verträge zwischen Bauern und zahlungswilligen Konzernen vermitteln. Auf den untersten Stufen der Hierarchie finden sich die Bauern und Landarbeiter*innen, welche tatsächlich Bäume pflanzen und agrikulturell wertvolle Flächen bewirtschaften. Manche Autoren naturalisieren und essentialisieren deren Verhältnis zur Natur sogar, dass es ihnen eine Freude sei, im Einklang mit der Natur zu leben, was bereits als Teil der Reproduktionskosten angesehen werden könne. Somit lässt sich eine geringere Kompensation moralisch rechtfertigen. Hinzu kommt die globale Ungleichheit. Die niedrigen Löhne im globalen Süden, wo der größte Teil der Ökosystemdienstleistungen erbracht wird, sind wesentlich geringer als äquivalente Löhne in den kapitalistischen Zentren. Wenn nur lokale Löhne zur Kompensation angesetzt werden, während die Waren aber zu höheren Preisen im globalen Norden verkauft werden, wird der imperialistische Werttransfer von der Peripherie ins Zentrum nicht nur nicht begrenzt, sondern sogar manifestiert.

Eine andere Möglichkeit, die Kosten zu quantifizieren, wäre, die kompletten Reproduktionskosten kleiner Gesellschaften, die nachweislich nachhaltig leben und Landwirtschaft betrieben zur Bemessungsgrundlage zu nehmen. Man könnte den Wert der unter Marktbedingungen verkauften Waren abziehen und die darüber hinaus notwendigen Kosten durch Umverteilung erstatten. Damit wären auch alle unbezahlten Hausarbeiten oder sonstigen versteckten Auslagen abgedeckt, die in einem rein marktorientierten System nicht berücksichtigt wären. Als Träger dieser Idee sind bisher insbesondere indigene und Bauernvereinigungen aufgetreten, die sich auch der Kontrolle über die Ergebnisse bemächtigen würden.

PES von oben

Da Brasilien eines der Pionierländer des Ansatzes der Zahlungen für Ökosystemdienstleitungen ist, kann man an diesem Fallbeispiel am besten untersuchen, wie sich diese neoliberale Praxis bisher konkret ausgewirkt hat. Die Verfasserin der Studie Claudia Horn sprach hierbei in 175 qualitativen Interviews mit Repräsentant*innen von entsprechenden Spendenorganisationen, brasilianischen Staatsvertreter*innen, Bauernverinigungen und Wissenschaftler*innen. Das Untersuchungsgebiet ist mit dem Amazonas, der immerhin 61% der brasilianischen Staatsfläche bedeckt, riesig. Landwirtschaftliche Produkte hier sind Holz, Maniok, kosmetische Öle, Kartoffeln und Bohnen, Nüsse und Früchte, sowie Fischereierzeugnisse. Bauernbewegungen haben hier eine lange Tradition, sodass das Wissen über prinzipiell nachhaltige Reproduktionsweisen flächendeckend erhalten geblieben ist, während ebenso große Konzerne große Fläche möglichst kostenminimierend roden.

Im G7-Pilotprogramm sollten erstmals Zahlungen für Ökodienstleistungen zwischen 1992 und 2007 implementiert werden. Finanziert wurde das Programm bis 2004 von Deutschland, Frankreich und der EU, bis 2012 dann allein von Deutschland. Wir unterscheiden also zwei Phasen. Insbesondere Brandrodungen sollten durch nachhaltige Urbarmachung von Nutzflächen abgelöst werden. Im ersten Fond standen 10 Millionen Dollar zur Verfügung, von denen 75% von etwa 200 Interessenten abgerufen wurden. Daher fiel die Projektfortsetzung mit 6,1 Millionen Dollar auch geringer aus.Von Anfang an demonstrierten regionale Verbände gegen die Ideen, die Natur durch Ausgleichungszahlungen einfach nur marktförmig zu betrachten, anstatt den Kampf um den Boden und seine nachhaltige Bestellung als politischen zu akzeptieren. Diesen Gruppen gelang es sogar, dass sie am ersten Programm mit beteiligt wurden. Dennoch scheiterte die erste Phase. Obwohl die Zahl der Brandrodungen in den Projektgebieten nachweislich verringert werden konnte, passierte dies auf Kosten der Bevölkerung und wurde keineswegs durch die Spenden ausgeglichen. So fehlte es an finanzieller Infrastruktur in Regionen, wo viele Menschen nicht einmal eine Geburtsurkunde haben. Aber auch die Transportinfrastruktur erwies sich als ein Hinderungs- und Kostenfaktor, der in einer weniger intensiven Landnutzung einen wesentliche Faktor spielte. Viel weitere Wege mussten zurückgelegt und eine kleinteiligere Lagerungsstruktur errichtet werden.

Eigentlich hätte man aus dem Scheitern auf eine noch stärkere Einbindung der lokalen Bewegungen und Vertretungen in die Planung schließen müssen. Denn diese kannten die Probleme vor Ort und hätten damit zu einer realistischen Kostenanalyse beitragen können. Die Projektleitung machte genau den umgekehrten Schluss: ein Bericht der Weltbank konstatierte, die meisten Ziele seien nicht erreicht worden, da die Kleinfarmer als Zielgruppe zu klein gewesen seien und die Verwaltung zu amateurhaft. Die Landnutzung solle von nun durch große Konzerne intensiviert werden und die ökologischen Kosten dafür auf Ausgleichsflächen beglichen werden. Die 300 wissenschaftlichen Arbeiten, welche ebenfalls aus den Spenden finanziert wurden und die erste Phase des Projekts begleiteten kamen, schlugen ebenfalls eine marktkonformere Lösung vor.

PES von unten?

Allerdings gab es auf Projekte, die von Graswurzelorganisationen angestoßen wurden. Obwohl die soziale Landschaft äußerst heterogen war, was Anbauprodukte und historische Hintergründe angeht, versammelte man sich um die Forderung, die Arbeit der Kleinproduzenten besser zu entlohnen, eine breite Masse der brasilianischen Landbevölkerung. Die erste Arbeiterregierung unter Lula da Silva unterstützte sie dabei und so wurde das Proambiente-Projekt ins Leben gerufen. Zunächst sollte es Rabatte auf kleine Kredite ermöglichen, aber schon bald entstanden zentrale Strukturen und es wurde in die Wirtschaftspläne zwischen 2003 und 2007 eingebunden werden. Der steigende Bedarf nach ökologisch nachhaltigen und zertifizierten Produkten im globalen Norden sollte mit einer partizipativen Vertretung von 41 Ortschaften zusammengebracht werden. Erzielte Überweltmarktpreise wurden für Fonds, technische Hilfsmittel oder Lohnzuschüsse ausgegeben. Allerdings stand man in Konkurrenz mit den von der Weltbank und der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit geförderten PES-Produkten. Diese orientierten sich bei der Zertifizierung der Produkte an Preisen für CO2-Äquivalente und diese lagen bei etwa 10% der realen Arbeitskosten. Die Verbraucher im Westen konnten den Unterschied aber kaum erkennen. Und so zerbrach Proambiente an internen Streitigkeiten, wie man mit der Konkurrenz umgehen solle. Zudem weckten die steigenden Rohstoffpreise bei der Regierung Begehrlichkeiten, durch Exportsteigerungen möglichst viel Geld einzunehmen.

2021 brachte die brasilianische Entwicklungsbank nochmals ein ähnliches Programm auf den Weg. Es stellte kleinen Banken günstige Kredite zur Verfügung, die sie wiederum in lokale Projekte investieren konnten. Jeder teilnehmenden Familie wurde eine Tagesmindestlohn pro Monat ausgezahlt, wenn sie mit nachhaltigen Methoden produzierten. Auch hier wurde nicht die Arbeit an sich bezahlt, sondern eine Rente ausgeschüttet. Insgesamt zeigte sich, dass PES-Programme zwar die Kompensationskosten von Klein- und Großbauern für die Benutzung weniger invasiver Landwirtschaftsmethoden annähernd begleichen konnten. Aber sie zementierten damit auch den bestehenden Unterschied zwischen Klein- und Großproduktion. Sprich, die Armen blieben genauso arm, nur grüner.

Interpretation und Zusammenfassung

Der große Unterschied zwischen den PES und der Rententheorie von Marx liegt auf der Hand. All die Ökodienstleistungen, die in ersterer mit menschlicher Arbeit verglichen werden, sind bei Marx eine Qualität des Bodens. Die Verfügungsgewalt über diese Ressourcen ist eine politische Frage, keine ökonomische. Nur über den Zinsfuß und die Differentialrente ist die Bodenrente mit der kapitalistischen Arbeit verknüpft. Marx sagt weiterhin, die Extraprofite würden in der Differentialrente als eine Verminderung des fixen Kapitals wirken. Die PES sieht dahingehend in einem unbezahlten Anteil an variablem Kapital den Grund für den Extraprofit. Was stimmt?

Zum einen kann man Marx schon deshalb Recht geben, weil seine Gesetze die einer ökonomischen Praxis sind, die hinter dem Rücken der Produzenten wirkt und da wird die Arbeit der Natur gerade nicht gezahlt. Ob nun der konstante oder variable Anteil am Kapital entgolten oder nicht entgolten wird, verschwimmt ohnehin in der Form des Produktionspreises und kann als nebensächlich betrachtet werden. Der Unterschied kann auch rein zeitlich gefasst werden, dass die nicht entgoltene Arbeit die ist, die zur Produktion und Reproduktion des fixen Kapitals notwendig ist, wodurch ihre Rolle als konstantes oder variables Kapital ohnehin schwankt.

Der entscheidende Punkt ist aber der. Der Besitz des Bodens, über ein Objekt und seine tierischen und pflanzlichen Bewohner*innen, zu dessen Gebrauchswert niemands Hände oder Köpfe Arbeit beigetragen hat, ist eine politische Frage. Sie ist keine der bürgerlichen Ökonomie. Die Lösung ihrer Widersprüche muss daher auch politisch sein und kann nicht ökonomisch simuliert werden. Dies tun zu wollen, führt notwendigerweise zu Widersprüchen. Entweder wird eine Arbeit gezahlt, die so nicht erbracht, die eben gar nicht erbracht werden muss und zumindest temporal nicht notwendig ist. Dann ist das Produkt nicht absetzbar, was alle die schädigt, die vom Absatz profitieren würden. Oder man zahlt eine zusätzliche Rente. Dann kann man sich auch jeglichen pseudoökonomischen Firlefanz sparen, weil gerade die Rente nur Ausdruck der politischen Kraftverhältnisse zwischen den Klassen ist. Dann kann man aber auch gleich den Preis ansetzen, der tatsächlich zur kompletten Reproduktion der Natur und der Agrikulturarbeiter*innen notwendig ist, anstatt sich auf billigere CO2-Äquivalente herauszureden, die am Ende Projekte gar nicht nachhaltig finanzieren.

Literatur:

Horn, C. (2025): Valuing forests, but not the labor that protectsthem: international payments for ecosystem services in the Brazilian Amazon. In: The Journal of Peasant Studies. Online First. DOI: 10.1080/03066150.2025.2464093.

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