Deviante Forschung zum Ukraine-Krieg (2/2)

An diesem Ostwochenende haben wieder die Ostermärsche gegen Krieg und Imperialismus stattgefunden bzw. finden sie noch heute statt. Die Medien versuchen wechselweise, eine rechte Unterwanderung zu konstruieren, die Demonstrant*innen als fünfte Kolonne des Kremls zu diskreditieren oder ihnen fehlendes Wissen zu unterstellen. Es wird dabei so getan, als sei das Narrativ, dass Putin aus Größenwahn einen vollkommen unschuldigen Nachbarn überfallen habe, um wahlweise eine neue Sowjetunion oder ein neues Zarenreich von Kamtschatka bis zur Neiße zur errichten. Und ohne Frage war der Einmarsch in der Ukraine ein Bruch des Völkerrechts und ein weiterer Schritt zur Eskalation des Konflikts. Dennoch war es nicht der einzige. Vor und nach der Invasion hat es verschiedene Möglichkeiten der Deeskalation gegeben. Warum, diese nicht ergriffen wurden, damit beschäftigt sich die aktuelle International Critical Thought.

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Das Verbrechen der Verbrechen

Er gilt als das schwerwiegendste Verbrechen im Völkerrecht: der Genozid. Unter ihm werden Handlungen verstanden, die darauf abzielen, eine nationale, rassische, religiöse oder ethnische Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören. Das muss nicht die physische Vernichtung sein, sondern kann auch die Auslöschung einer Identität bezeichnen. Obwohl oder gerade weil der Vorwurf so schwerwiegend ist, wird er häufig gebraucht.
A. Dirk Moses ist ein australischer Genozidforscher mit deutschen, polnischen und jüdischen Wurzeln. In seinem aktuellen Buch The Problems of Genocide. Permanent Security and the Language of Transgression. unternimmt er eine Reise durch die Problemgeschichte des größten Verbrechens unter den Verbrechen.

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Gendern auf Chinesisch

Im Westen tobt der Streit um Gendern und Identitätspolitik. Gibt es diese Debatte auch in der Volksrepublik China und wer führt sie? Ian Liujia Tian hat in der aktuellen Rethinking Marxism den Chinesischen Sozialistischen Feminismus CSF für ein westliches Publikum zugänglich gemacht. Sie argumentiert für eine Repolitisierung der Frauen*frage.

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Rosa-Luxemburg-Konferenz 2023: eine kleine Vorschau

Vom 13.-15. Januar findet auch in diesem Jahr wieder das Luxemburg-Liebknecht-Wochenende statt, das seinen Höhepunkt mit der Gedenkdemonstration am Sonntag ab 10:00 Uhr vom U-Bahnhof Frankfurter Tor zum Friedhof der Sozialisten findet. Seit vielen Jahren ist auch die Rosa-Luxemburg-Konferenz, die von der Tageszeitung junge Welt veranstaltet wird, fester Bestandteil des Wochenendes. Wir stellen an dieser Stelle mit Wen Tiejun, Aminata Traore und Nikolai Platoschkin drei Referent*innen der diesjährigen Konferenz vor. Die Biographien sollen exemplarisch illustrieren, in welche Richtung sich die diesjährige Konferenz entwickelt und wie plural und praxisnah die diesjährigen Gäste verortet sind.

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Konkreter Marxismus (1/2) – Saving Deng Xiaoping

Die International Critical Thought fragte in seiner Dezember-Ausgabe nach dem Marxismus in seiner konkreten Form. In mehreren Artikeln sollte das Spannungsverhältnis zwischen abstraktem und konkretem Marxismus ausgelotet werden. Den Auftakt machten der Utopieforscher Antonis Balasopoulos aus Zypern und der marxistische Calvinist Roland Boer, Professor an der Schule des Marxismus der Technischen Universität Dalians in China, mit einer undankbaren Aufgabe. Sie verteidigten den Dengismus. Ganz konkret.

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Der Jahresrückblick 2022: Die 10 besten marxistischen Studien

Das Jahr 2022 steht in den Büchern. Mit dem Jahr 2022 geht auch ein Jahr Spectrum of Communism zu Ende, das in aktuelle Studien und Publikationen aller Art und aller Strömungen zum wissenschaftlichen Sozialismus schaute. Der Blog wirft zum Jahresabschluss einen Blick zurück auf die zehn spannendsten theoretischen Beiträge des Jahres 2022. Und richtet einen Dank an die vielen Leser*innen (immerhin 3-4x so viele wie zu Beginn geschätzt) und die vielen Rückmeldungen per Mail, Kommentar oder auf twitter.

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Lula ante Portas

Am Sonntag wird in Brasilien ein neuer Präsident gewählt. Der Sieg Lula da Silvas gilt hierbei als sicher. In den Umfragen liegt er weit vor dem rechtsradikalen Amtsinhaber Bolsonaro, dessen Amtszeit auch jenseits der Corona-Pandemie weithin als Katastrophe gilt. Doch Lula wird nicht nur die Hypotheken seines Vorgängers erben. Dass der sanfte Putsch gegen die Präsidentin der Arbeiterpartei PT Dilma Rousseff 2015/16 erfolgreich sein konnte, hatte Ursachen und diese sind nicht verschwunden.

Die Latin American Perspectives haben die komplette Oktoberausgabe Studien zur brasilianischen Politik, Gesellschaft und ökonomie gewidmet. Sie entwerfen ein Mosaik der Widersprüche eines Landes der Semiperipherie, in der Not und Reichtum dicht beieinander liegen.

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100 Jahre Proletariat in China – eine Jubiläumsschrift

Anlässlich des 100. Geburtstages der Kommunistischen Partei Chinas haben Ivan Franceschini und Christian Sorace einen Sammelband Proletarian China – A Century of Chinese Labour im Verso-Verlag herausgebracht. In diesem beleuchten etwa 70 Artikel die Geschichte des chinesischen Proletariats als Klasse. Das Buch verbindet dabei die große Geschichte Chinas mit den kleinen Geschichten der Arbeiter*innen. Eine Rezension.

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Die Armut der Schule

1976 erschien „Schooling in Capitalist America“ von Samuel Bowles und Herbert Gintis. Obwohl der Zenit der linken Bewegung in den USA bereits überschritten war, entwickelte sich das Buch schnell zum marxistischen Standardwerk zu Fragen der Pädagogik und des Schulsystems. Es wurde so populär, dass sich auch zahlreiche Kritiker – insbesondere aus dem liberalen Spektrum – einfanden, die das Werk hart aburteilten. In der aktuellen Educational Theory reflektierte der Bildungswissenschaftler Jianguo Zhang von der Universität Xinyang das Werk und seine Kritik. Er ging auch auf die Vereinbarkeit der Thesen mit der chinesischen Bildungslandschaft ein.

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