Werden Memer ausgebeutet?

Memes sind lustige popkulturelle Anspielungen, in denen ein Bild seinem Kontext entrissen und mit einer neuen Botschaft in Zusammenhang gesetzt wird. Noch verstecken sich hinter Memes keine großen Medienkonzerne, die mit diesen Milliarden scheffeln, auch wenn Memes gerne zu Werbezwecken eingesetzt werden. Dennoch haben einige Memeseiten auf Facebook, instagram oder X hunderttausende bis Millionen Follower, was sich monetarisieren lässt. Dabei werden die Memes meist von der Community in der freien Zeit der Follower selbst erstellt. Dass sich Geld mit den kostenlosen Aktivitäten von Usern verdienen lässt, hat einige Theoretiker*innen zu der Annahme veranlasst, hier handele es sich um Ausbeutung.

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Das Plattform-Profit-Puzzle

Es ist Brauch der Bourgeoisie, getrieben von der Hoffnung auf immer neue Quellen des Profits, aller paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. In letzter Zeit war dies neben der Industrie 4.0 die Plattformökonomie. Für die Linke stellten die Plattformen zunächst ein großes Problem dar. Da die Arbeiter*innen formell selbstständig waren, konnten Arbeitsschutzrichtlinien kaum angewendet werden. Die Isolierung und Individualisierung der Belegschaften führte zur Schwächung der Kampfkraft. Die Beschäftigungsverhältnisse wurden so zunehmend prekär. Aber auch die Bourgeoisie musste in den vergangenen Jahren Kröten schlucken. Denn das eigentliche Ziel – satte Profite – blieb aus. Aber warum eigentlich? Zhongjin Li und Hao Qi haben in der Review of Radical Economics das Puzzle der Profitbildung in der Plattformökonomie zusammengesetzt.

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Der Jahresrückblick 2022: Die 10 besten marxistischen Studien

Das Jahr 2022 steht in den Büchern. Mit dem Jahr 2022 geht auch ein Jahr Spectrum of Communism zu Ende, das in aktuelle Studien und Publikationen aller Art und aller Strömungen zum wissenschaftlichen Sozialismus schaute. Der Blog wirft zum Jahresabschluss einen Blick zurück auf die zehn spannendsten theoretischen Beiträge des Jahres 2022. Und richtet einen Dank an die vielen Leser*innen (immerhin 3-4x so viele wie zu Beginn geschätzt) und die vielen Rückmeldungen per Mail, Kommentar oder auf twitter.

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Prosumer-Kapitalismus

Was ist Wissen und was für eine Gesellschaft ist eine Gesellschaft, deren Reichtum zunehmend auf Wissen und weniger auf fassbaren Objekten beruht? Dieser Frage ging Guglielmo Carchedi in der aktuellen International Critical Thought nach. Da seine Überlegungen sehr dicht und komplex ist, ist die Besprechung in zwei Teile aufgeteilt. Im vorangegangenen Beitrag wurde diskutiert, wie Carchedi eine marxistische Erkenntnistheorie systematisiert, die auf den Prinzipien der Dialektik beruht. Für ihn war die dialektische Logik das Reich des Potentials eines Begriffs, etwas anderes als es selbst zu werden als es noch ist, während die formale Logig die Logik der eingefrorenen realisierten Existenzen ist. Nur beide zusammen könnten das vollständige Wesen einer Sache beschreiben.
In den weiteren Überlegungen schreitet Carchedi nun vom Abstrakten zum Konkreten und ananylsiert Urteile und Fehlurteile über die digitale Internetökonomie. Wieviel ist Wissen wert, wenn es einfach millionenfach gecopypastet werden kann? Welche Rolle spielen die so genannten Prosumer, also die Nutzer*innen von google, facebook und co., die mit ihren Daten bezahlen? Bilden soziale Netzwerke das Fundament einer neuen solidarischen Gesellschaft?

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Wovon träumen Quantenschafe? (1/2)

Die marxistische Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie habe sich seit “Materialismus und Empiriokritizismus” nicht grundlegend weiterentwickelt. Nicht weniger als diese Behauptung stellt der italienische Philosoph Guglielmo Carchedi in der aktuellen “International Criticial Thought” auf. Kurz gesagt, weder ein György Lukács, noch ein Althusser oder ein Hans Heinz Holz wären über den Stand einer politisch zwar bedeutenden, aber theoretisch lückenhaften Streitschrift Lenins hinausgekommen. Auf Grund dieser mangelnden Vorstellung von Wissenschaft verfielen Marxist*innen in bürgerliche Phrasen von der „Wissenschaftsgesellschaft“ oder dem „digitalen Zeitalter“.
In zwei Beiträgen soll Carchedis Erkenntnistheorie vorgestellt und daraus seine Kritik an den Fehlvorstellungen zur Quantentheorie und digitalen Ökonomie entwickelt werden. Er berührt damit eine wesentliche Fragestellung der zeitgenössischen Debatte: Werden Computer den Menschen ersetzen können? Oder genauer: Können Computer das Denken des Menschen ersetzen?

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Algorithm is a Battlefield

Sind Produktionsmittel immer etwas Stoffliches? Ist eine Maschine in jedem Fall ein metallener Kasten oder kann auch ein Code eine Maschine, eine Plattform eine Fabrik und ein Algorithmus ein Produktionsmittel sein? Aitor Jiminez Gonzalez von der Universität in Melbourne begründet in der Critical Sociology, warum es sinnvoll ist, auch immaterielle Maschinen und Fabriken als solche anzuerkennen. Er leitet daraus Folgerungen für einen zeitgemäßen Klassenkampf für, mit und durch das digitale Proletariat ab.

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