Das bikammerale Unternehmen

Von den am BIP gemessenen 100 größten Ökonomien der Welt sind nur 29 Nationalstaaten. Der Rest sind transnationale Konzerne. Walmart ist größer als Spanien; Apple größer als Indien. Während nur ein Teil dieser 29 Staaten als demokratisch bezeichnet werden kann, so ist es in jedem Fall keiner dieser Konzerne. Diese undemokratischen Wirtschaftssubjekte wiederum schaden durch ihre Macht nicht nur den politischen Demokratien, sie üben auch undemokratische Macht über die Arbeiter*innen am Arbeitsplatz aus. Da das Ende des Kapitalismus gefühlt noch ferner in der Zukunft liegt als das Ende der Welt, haben sich verschiedene heterodoxe Ökonom*innen mit der Frage befasst, wie man innerhalb marktwirtschaftlicher Mechanismen Konzerne demokratisieren könne.
Die aktuelle Ausgabe der Politics & Society widmete sich in mehreren Aufsätzen dem Ansatz der Bikammeralität. Das von Isabelle Ferreras entwickelte Konzept sieht eine eine Art Zwei-Kammer-Parlament für größere Unternehmen vor, in welchem die Arbeiter*inne genauso viel zu bestimmen hätten, wie die Aktionäre. Dafür gab es Lob und Kritik.

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Der Knast als Spiegel der Gesellschaft: die Geschichte der Prisoners Union

Etwa zwei Millionen Menschen befinden sich zur Zeit in den USA in Haft. Jeder zwölfte männliche Schwarze zwischen 30 und 40 Jahren sitzt hinter Gittern. Ein großer Teil der Häftlinge sind dabei keine Mörder oder Vergewaltiger, sondern Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten oder in die Illegalität gezwungen wurden, um ihre Schulden zu bezahlen.
Über die Jahre und in den verschiedenen Ländern hat es daher immer mal wieder Versuche gegeben, Gefangenengewerkschaften zu organisieren. Das erfolgreichste Projekt war dabei wohl die Prisoners Union, die vom Ende der 60er Jahre bis zum Ende der 70er Jahre an der US-amerikanischen Westküste aktiv war. Ihre Geschichte erzählte Michael Gibson-Light vom Department of Sociology and Criminology der University of Denver im Prison Journal. Er griff dabei auch auf das theoretische Framework der kritischen Theorie zurück, dass Georg Rusche und Otto Krichheimer hinterließen.

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Move it: Bewegung und Partei

Die jüngere Geschichte ist voll von Beispielen erfolgreicher linker Bewegungsparteien. Neben Podemos in Spanien, Syriza in Griechenland oder NUPES in Frankreich, ist es vor allen Dingen südamerikanischen Linksbündnissen gelungen, Massen zu mobilisieren, Wahlen zu Gewinnen und ehrgeizige Reformprogramme durchzusetzen. Doch auch hier ist Bewegungspartei nicht Bewegungspartei. Santiago Anria, Verónica Pérez Bentancur, Rafael Piñeiro Rodríguez undn Fernando Rosenblatt haben in der aktuellen Politics & Society die Movimiento al Socialismo in Bolivien und die Frente Amplio in Uruguay hinsichtlich der organischen Beziehungen zwischen Partei und Bewegungen analysiert. Sie zeigten auf, dass die historisch gewachsenen Strukturen jeweils Vor- und Nachteile hatten. Welche und was man aus Südamerika über den aktuellen Streit zu Sahra Wagenknecht lernen kann, diskutiert der folgende Artikel.

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