Werden Memer ausgebeutet?

Memes sind lustige popkulturelle Anspielungen, in denen ein Bild seinem Kontext entrissen und mit einer neuen Botschaft in Zusammenhang gesetzt wird. Noch verstecken sich hinter Memes keine großen Medienkonzerne, die mit diesen Milliarden scheffeln, auch wenn Memes gerne zu Werbezwecken eingesetzt werden. Dennoch haben einige Memeseiten auf Facebook, instagram oder X hunderttausende bis Millionen Follower, was sich monetarisieren lässt. Dabei werden die Memes meist von der Community in der freien Zeit der Follower selbst erstellt. Dass sich Geld mit den kostenlosen Aktivitäten von Usern verdienen lässt, hat einige Theoretiker*innen zu der Annahme veranlasst, hier handele es sich um Ausbeutung.

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Vergangenheitsbewältigung nach DIN

Während es im 19. Jahrhundert viele Begriffe aus den deutschsprachigen Wissenschaften Eingang in den englischen Wortschatz fanden – man denke nur an Zeitgeist, Weltschmerz oder Blitzkrieg – haben das in den letzten 70 Jahren nur wenige geschafft. Einer davon ist der Begriff Vergangenheitsbewältigung. Johannes Schulz von der Universität in Luzern hat unter Berufung auf verschiedene Vertreter der Frankfurter Schule und ihrer Interpretation von Sigmund Freuds Theorie der Psychoanalyse idealistische und materialistische Vergangenheitsbewältigung unterschieden. Sein Aufsatz erschien in der Philosophy und Social Criticism.

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Die Anatomie des Grammophons

Der Dokumentarfilmer, Autor und Lehrer Michael Chanan zeichnete in seinem Buch From Printing to Streaming die technische Entwicklung der Medienindustrie nach und zeigte auf, wie die materielle Basis der Kunst immer wieder neue ideologische Formen schuf, die auf ihre technische Basis zurückspiegelten. Das Buch wurde für den Isaac-Deutscher-Preis 2023 nominiert, konnte sich jedoch nicht gegen Heide Gerstenbergers Market and Violence durchsetzen.

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Vulgaris Marxistak: ein kleiner Problemaufriss des Vulgärmarxismus

Wem wurde nicht schon einmal der Begriff „Vulgärmarxist“ an den Kopf geworfen? Mal kann man es deshalb hören, weil man versucht, ein marxistisches Argument möglichst einfach darzulegen, mal hört man es, wenn man versucht, ein Argument zu stark in höheren philosophischen Zusammenhängen einzubetten. Mal kritisiert es die Theorieverhaftung einer Position, mal einen übertriebenen Aktionismus. Kurz: mit dem Vorwurf des Vulgärmarxismus kann so ziemlich alles kritisiert werden. Doch warum bedient man sich dieser Stilfigur, anstatt ein Argument inhaltlich zu widerlegen?

Edward Baring hat sich in der Rethinking Marxism mit der frühen Kritik von György Lukacs am Urvater des Vulgärmarxismus Karl Kautsky auseinandergesetzt. Über die Versuche, das Schwere einfach zu machen und das Scheitern.

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Der Knast als Spiegel der Gesellschaft: die Geschichte der Prisoners Union

Etwa zwei Millionen Menschen befinden sich zur Zeit in den USA in Haft. Jeder zwölfte männliche Schwarze zwischen 30 und 40 Jahren sitzt hinter Gittern. Ein großer Teil der Häftlinge sind dabei keine Mörder oder Vergewaltiger, sondern Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten oder in die Illegalität gezwungen wurden, um ihre Schulden zu bezahlen.
Über die Jahre und in den verschiedenen Ländern hat es daher immer mal wieder Versuche gegeben, Gefangenengewerkschaften zu organisieren. Das erfolgreichste Projekt war dabei wohl die Prisoners Union, die vom Ende der 60er Jahre bis zum Ende der 70er Jahre an der US-amerikanischen Westküste aktiv war. Ihre Geschichte erzählte Michael Gibson-Light vom Department of Sociology and Criminology der University of Denver im Prison Journal. Er griff dabei auch auf das theoretische Framework der kritischen Theorie zurück, dass Georg Rusche und Otto Krichheimer hinterließen.

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Stranger than Fiction … oder wie real fiktives Kapital ist

Um das Finanzkapital ranken sich noch immer zahlreiche Mythen. Es erscheint vielen Menschen übermächtig, schwer durchschaubar und irgendwie von der „realen Ökonomie“ abgekoppelt. Diese Verständnisprobleme sind auch nicht auf die bürgerliche Wissenschaft beschränkt. Das ist nicht überraschend. Schließlich stellte bereits Marx im dritten Band des Kapitals fest, dass die Verrücktheit der kapitalistischen Vorstellungsweise im fiktiven Kapital auf die Spitze getrieben würde. Das Kapital erscheine als automatisches Subjekt, welches Kapitalisten wie Arbeiter*innen unter seine Herrschaft zwinge. Nicht wenige Linke sitzen dieser Vorstellung bis heute auf. Die heterodoxe Ökonomin Carolina Alves von der Cambridge Universität hat in ihrem Aufsatz Fictitious Capital, the Credit System, and the particular Case of Government Bonds in Marx die Spur des fiktiven Kapitals aufgenommen. Am Beispiel der Staatsanleihen zeigt sie, wie das fiktive Kapital den Staat als Klassenstaat formt.

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Bereits der Versuch ist strafbar

Wie würde ein Buch über die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aussehen, wenn es nur aus Sicht der Opposition geschrieben wäre. Man würde darin von der personellen Kontinuität der Eliten zwischen Hitlerfaschismus und Adenauerdemokratie lesen und dass die gleichen Richter, die im Dritten Reich Kommunist*innen verurteilten, nun die KPD verboten. Das linke Beamte aus dem öffentlichen Dienst flogen. Man würde lesen, dass erst ein Generalstreik, der von britischen Panzern niedergeschlagen wurde, Ludwig Erhardt zur sozialen Marktwirtschaft zwang. Man würde lesen, dass die Frau an den Herd gefesselt wurde, um die Arbeiter*innenklasse in Brotverdiener und Kinderversorger zu spalten. Die Vergewaltigung in der Ehe war die gesamte Zeit über legal. Man würde lesen, dass Adenauer mit der Währungsreform, dem Grundgesetz und der Schaffung der Bundeswehr immer den ersten Schritt zur Spaltung Deutschlands machte und ihm das Angebot eines vereinigten, aber neutralen Deutschlands bereits zu links war.

Das alles könnte man lesen. Aber unsere Geschichtsbücher schreiben die Geschichte aus Sicht der Eliten und der von ihnen ideologisch dominierten Bevölkerungsmehrheiten. Wer jedoch die Geschichte der DDR genauso schreiben möchte, begibt sich auf gefährliches Terrain. Und nichts anderes versuchte Katja Hoyer mit ihrem in England erschienenem und ins Deutsche übersetztem Buch Beyond the Wall/ Diesseits der Mauer. Ist ihr Versuch gelungen? Den zu erwartenden Aufschrei hat sie zumindest erreicht.

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Die politische Ökonomie der Heteronormativität (2/2)

„Privat können die Leute doch machen, was sie wollen. Es muss doch aber nicht dauernd öffentlich sein.“ Das ist eine der häufigsten Positionen, die Menschen zu queerer Politik einnehmen. Offene Feindschaft ist eher selten geworden, wenn auch vorhanden. Schmähungen finden auf den Fußballplätzen und in den Kneipen der Bundesrepublik noch statt, aber in den Medien oder der breiten Öffentlichkeit werden sie hart sanktioniert. Queere Aktivist*innen entgegnen, dass das Private auch immer politisch sei, aber näher erläutert wird dieser Satz selten. Duc Hien Nguyen zeigt auf, inwiefern Queerness in der sozialen Reproduktion eine Klassenfrage ist, was die Bourgeoisie daran feiert, was sie verdammt und warum vielfältige Reproduktionsstrategien der Arbeiter*innen ein Trumpf im Klassenkampf sind.

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Deviante Forschung zum Ukraine-Krieg (2/2)

An diesem Ostwochenende haben wieder die Ostermärsche gegen Krieg und Imperialismus stattgefunden bzw. finden sie noch heute statt. Die Medien versuchen wechselweise, eine rechte Unterwanderung zu konstruieren, die Demonstrant*innen als fünfte Kolonne des Kremls zu diskreditieren oder ihnen fehlendes Wissen zu unterstellen. Es wird dabei so getan, als sei das Narrativ, dass Putin aus Größenwahn einen vollkommen unschuldigen Nachbarn überfallen habe, um wahlweise eine neue Sowjetunion oder ein neues Zarenreich von Kamtschatka bis zur Neiße zur errichten. Und ohne Frage war der Einmarsch in der Ukraine ein Bruch des Völkerrechts und ein weiterer Schritt zur Eskalation des Konflikts. Dennoch war es nicht der einzige. Vor und nach der Invasion hat es verschiedene Möglichkeiten der Deeskalation gegeben. Warum, diese nicht ergriffen wurden, damit beschäftigt sich die aktuelle International Critical Thought.

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Marxistische Medientheorie in Brasilien

Dass die Medien die vierte Gewalt im Staate sind, konnte man in den vergangenen zwölf Monaten wieder eindrücklich erleben. Mit dem Verhältnis von Staat, Klassen, finanzkräftigen Klientel und den Medien befassen sich seit 90 Jahren auch Marxist*innen aus Brasilien. Die Medienlandschaft in Brasilien ist geprägt von einer hohen Konzentration der Eigentümerschaft und einer oft einseitigen Berichterstattung, die in Veracht steht, insbesondere den Interessen der Eliten zu dienen. Francisco Rüdiger und Otávio Daros haben in der aktuellen Capital&Class die Debatte Revue passieren lassen und in die jeweiligen politischen Verhältnisse des größten südamerikanischen Landes eingeordnet. Ein kleiner Streifzug.

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