Wie der Westen dem globalen Süden jedes Jahr 11 Billionen Dollar raubt

Im März 2023 vereinbarten Brasilien und China, ihren Außenhandel zukünftig nicht mehr in Dollar abzuwickeln, sondern in Renminbi Yuan und Real. Auch im Russland-Handel erkennt China den Rubel als Handelswährung an. Gerüchten zufolge arbeitet das BRICS+-Bündnis sogar an einem eigenen Währungssystem. Im Westen wurde dies mit Recht in den Medien als ökonomische Kampfansage verstanden. Aber warum interessiert man sich in der EU oder in den USA überhaupt dafür, in welcher Währung die Länder des globalen Südens untereinander Geschäfte abschließen?

Omar Osman hat in der Frühlingsausgabe der World Review of Political Economy ein Modell der finanziellen Bevorteilung von Ländern mit einer Weltwährung ausgearbeitet. Nach ihm ist der Besitz einer Weltwährung der Hebel zu einem gigantischen Raub am globalen Süden. Die Beute: nicht weniger als 11 Billionen Dollar jährlich.

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Kohei Saitos neues Buch: Marx im Anthropozän

Kohei Saito kann mit Recht als einer der Popstars der zeitgenössischen marxistischen Theorie gelten. In Japan wurde Saitos Buch Capital in the Anthroposcene mit 250.000 verkauften Exemplaren ein unerwarteter Bestseller. Seine Promotionsschrift Natur gegen Kapital wurde durch den renommierten Campus-Verlag herausgegegeben und für eine doch recht trockene Abhandlung vielfach gelesen.

Das ist nicht zuletzt dem Thema geschuldet. Saito beschäftigt sich mit der Frage, was Marx zur Analyse der ökologischen Krise beitragen kann und wie sich grüne und rote Bewegung in fruchtbare Einheit bringen ließen. Als Mitarbeiter an der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe und Kenner der deutschen Sprache besitzt er aus internationaler Perspektive privilegierten Zugang zu sämtlichen Schriften von Marx und Engels und half, nicht-deutschsprachigen Leser*innen Aspekte von Marx zugänglich zu machen, die sonst ungehört blieben. Mit Marx in the Anthroposcene hat er diesen Januar nun ein neues Buch vorgelegt. Hierin will er zeigen, dass die Marxsche Theorie hin zu einem Degroth-Kommunismus zeige.

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Protest in Translation

Der „heiße Herbst“ kommt langsam ins Rollen. Doch die Verhältnisse sind kompliziert. Auf Seiten der Linken besteht eine permanente Angst, man könne sich von rechts vereinnahmen lassen. Daher ist es ungeheuer wichtig, sich mit der aktuellen Protestforschung und marxistischen Interpretationen des ideologischen Überbaus moderner kapitalistischer Gesellschaften auseinanderzusetzen.
Eine Theorie, welche hier Beachtung finden sollte, ist die so genannte Regulationstheorie. Sie analysiert, wie sich Gesellschaften politisch, ökonomisch, sozial, ideologisch und ökologisch aufstellen, um Krisen hinauszuzögern, gesellschaftlichen Konsens zu erzwingen und Proteste zu vermeiden.

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Schuften im Boss-Mode

Je weniger man das Gefühl hat, vom Chef rumkommandiert zu werden, desto größer die Jobqualität; so lautet eine einfache Rechnung. Aber stimmt der Zusammenhang überhaupt? Oder nutzen Unternehmen hier nur einen Trick, um Aufgaben, die früher durch gut bezahltes, qualifiziertes Führungspersonal erledigt wurden, auf die einfachen Angestellten abzuwälzen?
Yoko Asuyama von der Waseda-Universität in Japan hat den Zusammenhang vergleichend für 20 Länder untersucht. Für Marxist*innen ist die Frage dahingehend interessant, dass bürgerliche Kritiker*innen behaupten, die Marxsche Entfremdung könne allein auf Industriearbeiter*innen im Taylorismus zutreffen, die keine Autonomie über ihre konkreten Aufgaben besäßen. Mit der modernen Gesellschaft und die Abflachung von Hierarchien hingegen, würden die Arbeiter*innen auch weniger entfremdet.

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It´s Big in Japan

Das Kapitel zum kaufmännischen Kapital haben Marx und Engels auch sehr unprominent imvierten Abschnitt des dritten Bandes des Kapitals versteckt. Dort fällt es zwischen dem tendenziellen Fall der Profitrate und der trinitarischen Formel auch nicht weiter auf. Nicht so in Japan. Hier liefert sich der akademische Marxismus seit 50 Jahren eine intensive Debatte über die Rolle des kaufmännischen Kapitals in der Gesamtreproduktion des Kapitals. Shinya Shibasaki von der Hokusei Gakuen Universität und Kei Ehara von der Universität in Oita haben die Debatte in der Capital&Class Revue passieren lassen. Sie verfolgen diese vom bekannten japanischen Marxisten Kozo Uno über seinen Schüler Shigekatsu Yamaguchi bis hin zu aktuellen Ansätzen. It´s a big thing in Japan.

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Das Ei des Kapitalismus: zum ersten Mal wird eine Monographie Okishios aus dem Japanischen übersetzt

Der Name Nobuo Okishio steht im Marxismus der westlichen Hemisphäre bis heute vor allen Dingen für Okishios Theorem. Nach diesem falle die durchschnittliche Profitrate durch die Einführung neuer Produktionstechniken nicht, wenn die Reallöhne der Arbeiter*innen sich nicht erhöhten. Eine Gruppe japanischer Ökonomen aus Okishios alter Wirkungsstätte Kobe übersetzte sein Spätwerk „The Theory of Accumulation“ 55 Jahre nach der Erstausgabe ins Englische. Ein kleiner Überblick über Okishio und das Buch.

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