Abstrakte Arbeit und abstrakte Ausbeutung

David Laibman ist Gitarrenlehrer und Folksänger. Seinen Song Orange Blossom Special coverte sogar Johnny Cash. Er ist aber auch marxistischer Professor für Ökonomie. Seit 50 Jahren schon setzt er sich mit den Fragen der Arbeitswerttheorie und des Transformationsproblems auseinander. Er versucht dabei, die mathematische Konsistenz des sraffanischen Ansatzes mit dem Primat des Klassenkampfes zu verbinden. Hierfür führt er den Begriff der abstrakten Ausbeutung als Analogon zum abstrakten Wert ein.

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Gramsci kam nur bis Tunis

Die 1980er Jahre gelten als der Wendepunkt, ab dem säkulare Regime allmählich durch islamistische Bewegungen herausgefordert und abgelöst wurden. So setzten die von den Moscheen angeführten Brotaufstände in Tunesien 1984 unter Druck, die Erhöhung der Lebensmittelpreise zurückzunehmen. Sowohl die progressiv-islamische als auch die marxistische Intelligenz waren von der Wucht des Aufstands überrascht worden und diskutierten mit Gramscis Konzept des organischen Intellektuellen ihre eigene Rolle. Florian Keller skizzierte die Diskussion in den Interventions am Beispiel der beiden Journale Outruhat und Revue 21/15 nach.

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Arbeitszeitverkürzung für das Kapital

In Zeiten des von der Bourgeoisie ausgerufenen Fachkräftemangels tritt eine Bestimmung wieder an die gesellschaftliche Oberfläche, die Karl Marx bereits im ersten Kapital-Band feststellte: im Wesen ist jeder Klassenkampf ein Kampf um die Länge des Arbeitstages. Während die Gewerkschaften mit Blick die Überlastung der Belegschaften in jedem Tarifstreit immer wieder auf Arbeitszeitreduzierung pochen, fordern die Parteien der Kapitalisten CDU, FDP und AfD die Abschaffung der 40-Stunden-Woche, wobei diese mit Steuernachlässen und mehr „Flexibilität“ schmackhaft gemacht werden soll. In Chile wird gerade der umgekehrte Weg beschritten. Ein Gesetz reduziert hier bis 2028 den durchschnittlichen Arbeitstag von 9 auf 8 Stunden.

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Revolution … stand in unsren Tweets

Da für Marxist*innen und Kommunist*innen die Revolution quasi zum theoretischen und besser praktischen Handwerkszeug gehört, lohnt sich eine Blick in die aktuellen Entwicklungen in der Revolutionsforschung.
Leonid Grinin und Andrey Korotayev von der Russischen Akademie der Wissenschaften haben aus einer Reihe von Rezensionen aktueller revolutionstheoretischer Literatur Trends, Fragen und Aufgaben der Disziplin zusammengefasst. Sie beobachteten dabei die langsame Entstehung einer fünften Generation der Revolutionsforschung. Ihr Beitrag erschien in der Critical Sociology.

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Der Kommunismus-Kongress 2023

Am vergangenen Wochenende lud die Kommunistische Organisation nach dem Auftakt im vergangenen Jahr erneut zum Kommunismus-Kongress ins Berliner ND-Gebäude. Unter dem Eindruck des nun anderthalb Jahre andauernden Kriegs in der Ukraine und der am Samstag begonnen Zuspitzung der Kämpfe in Israel und Palästina stellte sich der Kongress erneut die Frage, welche Rolle die kommunistische Bewegung in einer sich verschiebenden geopolitischen Lage spielen könne.

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Der Knast als Spiegel der Gesellschaft: die Geschichte der Prisoners Union

Etwa zwei Millionen Menschen befinden sich zur Zeit in den USA in Haft. Jeder zwölfte männliche Schwarze zwischen 30 und 40 Jahren sitzt hinter Gittern. Ein großer Teil der Häftlinge sind dabei keine Mörder oder Vergewaltiger, sondern Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten oder in die Illegalität gezwungen wurden, um ihre Schulden zu bezahlen.
Über die Jahre und in den verschiedenen Ländern hat es daher immer mal wieder Versuche gegeben, Gefangenengewerkschaften zu organisieren. Das erfolgreichste Projekt war dabei wohl die Prisoners Union, die vom Ende der 60er Jahre bis zum Ende der 70er Jahre an der US-amerikanischen Westküste aktiv war. Ihre Geschichte erzählte Michael Gibson-Light vom Department of Sociology and Criminology der University of Denver im Prison Journal. Er griff dabei auch auf das theoretische Framework der kritischen Theorie zurück, dass Georg Rusche und Otto Krichheimer hinterließen.

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Die politische Ökonomie der Heteronormativität (2/2)

„Privat können die Leute doch machen, was sie wollen. Es muss doch aber nicht dauernd öffentlich sein.“ Das ist eine der häufigsten Positionen, die Menschen zu queerer Politik einnehmen. Offene Feindschaft ist eher selten geworden, wenn auch vorhanden. Schmähungen finden auf den Fußballplätzen und in den Kneipen der Bundesrepublik noch statt, aber in den Medien oder der breiten Öffentlichkeit werden sie hart sanktioniert. Queere Aktivist*innen entgegnen, dass das Private auch immer politisch sei, aber näher erläutert wird dieser Satz selten. Duc Hien Nguyen zeigt auf, inwiefern Queerness in der sozialen Reproduktion eine Klassenfrage ist, was die Bourgeoisie daran feiert, was sie verdammt und warum vielfältige Reproduktionsstrategien der Arbeiter*innen ein Trumpf im Klassenkampf sind.

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Niedrige Löhne? Niedrige Produktivität.

Politiker und Arbeitgebervertreter schäumen. In den Redaktionsstuben wird geschwitzt, denn in Deutschland wird gestreikt. Auf Grund der massiven Vorjahresinflation fallen die Forderungen der Gewerkschaften zweistellig aus und viele lassen sich nicht mehr mit langen Laufzeiten abspeisen. Die Arbeiter*innen wollen zumindest ihre Reallöhne behalten. In den Medien warnt man vor einer Lohn-Preis-Spirale und die Umlage der Kosten auf den Rest der Gesellschaft.

Ökonomen beten dabei immer das Mantra her, dass die Löhne nur mit der Produktivität wachsen dürften (obwohl die Produktivität in den letzten Jahrzehnten weit stärker gewachsen ist als die Löhne). Claudia Fontanari und Antonella Palumbo haben in der aktuellen Metroeconomica untersucht, ob es nicht gerade umgekehrt ist. Ihre These: Wenn Arbeit zu billig ist, dann lohnt es sich nicht mehr für die Kapitalist*innen in höhere Produktivität zu investieren. Können sie das auch belegen?

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Zur marxistischen Inflationstheorie

Die marxistische Inflationstheorie wurde in den letzten 50 Jahren recht stiefmütterlich behandelt, da das Problem auf Grund stabilen Währungen des imperialistischen Deutschlands von der Euroumstellung abgesehen nie akut war. Dennoch gibt es sie und sie widerlegt bürgerliche Erzählungen von der Lohn-Preis-Spirale. Die Marxistischen Blätter, das Theorieorgan der Deutschen Kommunistischen Partei, hat in ihrer aktuellen Ausgabe die Inflation in den theoretischen, politischen und internationalen Kontext gestellt. Beiträge lieferten spannende Denker der Linken wie Lucas Zeise oder Stephan Krüger. Alle machen deutlich, die Inflation ist nur al Einheit von ökonomischen und politischen Prozessen zu verstehen.

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Ein Puzzlestück der revolutionären Geschichte des Iran

Wir schreiben den 8. Februar 1971. Fünf junge Guerillas bringen in der iranischen Provinzstadt Siyahkal einem Mann, der an einen Baum gefesselt ist, sein gestohlenes Auto zurück und zahlen ihm hundert Toman für den entstandenen Schaden. Hinter ihnen liegt ein Angriff auf die Kaserne im Ort, von dem sie mit zehn Gewehren und einem verletzten Genossen zurückkehren. Sie verstreuen sich in die Berge. Das Monatsende wird nur einer erleben. Doch man wird im Iran Epen und Gedichte über die fünf jungen Männer schreiben. Die Studierenden werden ihre Kraft entdecken. Das Regime wird lügen müssen, um die eigene Schwäche zu verstecken. Der Shah wird acht Jahre später gestürzt werden. Die Geschichte der fünf jungen Männer wird als nicht zu leugnender Bestandteil der Islamischen Revolution in die Geschichte eingehen. Eine Buchrezension in einer Zeit des militanten politischen Kampfes der iranischen Jugend.

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