Vulgaris Marxistak: ein kleiner Problemaufriss des Vulgärmarxismus

Wem wurde nicht schon einmal der Begriff „Vulgärmarxist“ an den Kopf geworfen? Mal kann man es deshalb hören, weil man versucht, ein marxistisches Argument möglichst einfach darzulegen, mal hört man es, wenn man versucht, ein Argument zu stark in höheren philosophischen Zusammenhängen einzubetten. Mal kritisiert es die Theorieverhaftung einer Position, mal einen übertriebenen Aktionismus. Kurz: mit dem Vorwurf des Vulgärmarxismus kann so ziemlich alles kritisiert werden. Doch warum bedient man sich dieser Stilfigur, anstatt ein Argument inhaltlich zu widerlegen?

Edward Baring hat sich in der Rethinking Marxism mit der frühen Kritik von György Lukacs am Urvater des Vulgärmarxismus Karl Kautsky auseinandergesetzt. Über die Versuche, das Schwere einfach zu machen und das Scheitern.

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Die Heuschrecken sind weitergezogen

Zeitreise ins Jahr 2003/04. Deutschlands Wirtschaft schrumpfte das bisher einzige Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in zwei aufeinander folgenden Jahren. Die Arbeitslosiggeit hatte einen der höchsten Stände nach der Wiedervereinigung erreicht. Die SPD-Linke ernannte die Orientierung am Shareholder Value zum Sündenbock. Anstelle der geradezu familiären Unternehmensführer, die sich noch um ihre Angestellten sorgten und nur das Beste für den Wirtschaftsstandort Deutschland im Blick hätten, regierten nun die „verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen“ (Müntefering 2005). Fast 20 Jahre später hat sich die Debatte zwar wieder abgekühlt, Aktionär*innen gibt es jedoch immer noch und man fragt sich, was denn seit dieser Zeit aus der Shareholder Value Orientierung geworden ist. Diliara Valeeva, Tobias J. Klinge und Manuel B. Aalbers haben in der New Political Economy die Ausschüttungen an Aktionäre weltweit empirisch untersucht.

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Acht Jahre Mindestlohn – ein Armutszeugnis

Wenige politische Forderungen genießen im kompletten Spektrum der politischen Linken einen guten Ruf. Der Mindestlohn ist eine solche Forderung. Teresa Backhaus von der Universität Bonn und Kai-Uwe Müller vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung haben sich auf Grundlage demoskopischer Untersuchen mit der Frage beschäftigt, ob unter den besonderen Bedingungen einer progressiven Einkommenssteuer und eines differenzierten Sozialstaats der Mindestlohn überhaupt zur Reduzierung von Armut und Ungleichheit taugt. Untersuchungen über die tatsächliche Wirkung des Mindestlohns lagen nämlich bisher noch nicht vor. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie vor wenigen Tagen im Journal of Eurpean Social Policy als Online First.

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