Brumaire 2.0: Marx zum Amerikanischen Bürgerkrieg

Marxens Texte über den Amerikanischen Bürgerkrieg sind in den letzten Jahren wieder in Mode gekommen. Anders als etwa der Brumaire fallen diese Texte bereits in die Entstehungszeit des Kapitals, sodass Marx die politische Form bereits viel verzahnter mit der politischen Ökonomie analysierte. Matt Shafer stellte in der Political Theory diese Artikel und die Debatte darum vor.

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Weil Klatschen nicht reicht: Deutscher Care-Extraktivismus

Die COVID-Pandemie hat vielen Menschen wieder ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig der Gesundheitssektor für die Gesellschaft ist. Dass allerdings der landesweite Applaus nicht reichen würde, wurde schnell kritisch geäußert. Die Arbeitsbedingungen mit Schichtdienst, zu wenigen Stellen pro Patient und eher geringen Löhnen hat dazu geführt, dass der Beruf seit Jahren kaum noch attraktiv für junge Menschen ist. Die Lücke zwischen benötigten Stellen und freien Arbeitskräften wächst beständig. Daher wirbt die Bundesregierung seit mehreren Jahren um ausländische Fachkräfte. Inwiefern es dabei wirklich so etwas, wie ein Ethical Recuitment gibt oder ob die Abwerbung dieser Arbeiter*innen nicht einen Brain Drain von der Peripherie in die Zentren verursacht, erörterten Tine Hanrieder und Leon Janauschek in der Review of International Political Economy.

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Für transinklusiven Marxismus-Feminismus

Transsexualität ist ein Thema, das für viele ein Thema ist, die eigentlich daraus kein Thema machen wollen. Auf der einen Seite wird die betroffene Gruppe für enorm klein und dazu weitestgehend privilegiert erachtet, weshalb sie innerhalb der feministischen Linken eigentlich keine Rolle spielen solle. Und doch scheint sie in Debatten omnipräsent. Die Rechte zieht ihren Kulturkampf an der Vorstellung hoch, es würden massenweise Männer Frauen nun auf Toilette verfolgen, wenn ein Geschlechtseintrag auch ohne psychiatrisches Gutachten geändert werden kann. Ellie Gore schreibt häufiger in der Capital&Class über Transthemen. In einem aktuellen Artikel hat sie die Überlegungen Silvia Federicis aus ihrem Buch Beyound the Periphery of Skin analyisiert und kritisiert.

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„hängt von der Kulturstufe eines Landes ab“: an den Grenzen des historischen Materialismus

Es gibt wesentlich mehr Theoretiker*innen und Wissenschaftler*innen, die sich positiv auf Katrl Marx beziehen als auf den historischen Materialismus. Was auch immer die Gründe seien. Sie stellen marxistische Historiker*innen vor ein Problem. Auf welche Empirie und welche modernen theoretischen Grundlagen kann man seine Forschung stellen, wenn es kaum historisch-materialistisch arbeitende Kolleg*innen gibt. Kann man vielleicht in der ökonomischen Anthropologie etwas räubern?

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Der rote georgische Traum

Wer in den vergangenen Wochen die Bilder aus Tblissi gesehen hat, der könnte glauben, dass Georgien schon immer ein Land gewesen sei, dass von Russland unterdrückt wurde, in der Sowjetunion gegen seinen Willen ein sozialistisches System oktroyiert bekam und nach dem Zerfall endlich seine historische Identität wiedergefunden habe: neoliberal, kulturell autochton und anti-russisch. Nino Maisuradze untersuchte im Journal of Contemporary Central and Eastern Europe diese Legende und zeigt auf, wie wenig Wahres daran ist.

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„Am Ende des Tages stehen wir am Check Point vor israelischen Männern.“: die Tal’at-Bewegung

Als 2019 in ganz Palästina Tausende gegen Femizide und familiäre Gewalt gegen Frauen auf die Straße gingen, schwappte die so genannte Tal’at-Bewegung auch auf die Diaspora über und vernetzte weltweit feministische Organisationen in einem losen, aber breiten Solidaritätsnetzwerk. Federica Stagni hat in der Critical Sociology den Zusammenhang zwischen politischer Unterdrückung in Palästina und die Unterdrückung der Frau analysiert. Über Besatzung und Intersektionalismus.

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Paschukanis in Form gebracht

Eugen Paschukanis war neben den Grundrissen eine der großen (Wieder)Entdeckungen der Neuen Linken. Nach dem Sieg der Roten Armee über den Hitlerfaschismus war es der bundesrepublikanischen Bourgeoisie gelungen, einen integrativen Staat aufzubauen, der große Teile der Arbeiter*innenklasse das erstmals ideologisch vereinnahmen konnte. Der schwedische Menschenrechtsforscher Carl Wilen versuchte in der Capital & Class, Paschukanis‘ Ansatz neu zu systematisieren. Er unterschied nicht nur logische und historische Form des Rechts, sondern auch die verschiedenen Abstraktionsebenen, um sie in einen gemeinsamen dialektischen Kontext zu setzen.

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Die ungleichzeitige und kombinierte Entwicklung Syriens und Libyens

Libyen und Syrien gelten den herrschenden Parteien als Beispiele für die schlimmen Folgen unentschlossenen Handelns der westlichen Wertegemeinschaft. Hätte man Assad und Gaddafi einfach kurz und schmerzlos weggebombt, kämen aus Syrien heute keine Geflüchteten und Libyen würde keine durchlassen. Russland hätte schon früh die Grenzen aufgezeigt bekommen und die Finger von der Ukraine gelassen. Die Länder hätten wohl die Finger von Chinas Neuer Seidenstraße gelassen und die westliche Öffentlichkeit sei wohl nicht ganz so kriegsmüde. Kurzum, die Welt wäre heute eine bessere … aus Sicht der herrschenden Klassen.

Aber was sind und waren das eigentlich für Regime, die so hart auf den Arabischen Frühling reagierten und sich trotz Intervention und Protest halten konnten. Faruk Yalvaç & Hikmet Mengütürk untersuchten in der Middle East Critique die beiden Länder unter der analytischen Methodik der ungleichzeitigen und kombinierten Entwicklung.

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