Die Börse rüstet auf: Über Militarisierung und Finanzmarktkapitalismus

Viele Linke vertreten die Theorie, dass der Rüstungssektor eine Art Motor des Kapitalismus ist, der angeworfen werden kann, wenn der Rest der Industrie keine hinreichenden Profite mehr abwirft. Die beiden türkischen Ökonomen Pelin Akçagün-Narin und Adem Yavuz Elveren haben sich diesen Zusammenhang empirisch genauer angeschaut. Lässt sich ein statistisch belastbarer Zusammenhang zwischen fallender Profitrate, einem wachsenden Finanzsektor und steigenden Rüstungsausgaben aufzeigen.

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One Size doesn’t fit all

Die aufgeschriebene Debatte darüber, wie bürgerliche in Preisen geführte Statistiken im Spiegel der Marxschen Arbeitswertlehre interpretiert werden können und zum Beispiel eine Bestätigung oder Widerlegung des tendenziellen Falls der Profitrate erlauben, füllt mittlerweile ganze Bibliotheken. Wie behandelt man die unproduktive Arbeit? Wie das fiktive Kapital? Oder das Transformationsproblem? Schwierig, schwierig, schwierig. Joshua J. Watterton fand in der Critical Sociology in der Tradition Shane Mages und Murray E.G. Smiths eine sehr spannende Antwort.

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Das bikammerale Unternehmen

Von den am BIP gemessenen 100 größten Ökonomien der Welt sind nur 29 Nationalstaaten. Der Rest sind transnationale Konzerne. Walmart ist größer als Spanien; Apple größer als Indien. Während nur ein Teil dieser 29 Staaten als demokratisch bezeichnet werden kann, so ist es in jedem Fall keiner dieser Konzerne. Diese undemokratischen Wirtschaftssubjekte wiederum schaden durch ihre Macht nicht nur den politischen Demokratien, sie üben auch undemokratische Macht über die Arbeiter*innen am Arbeitsplatz aus. Da das Ende des Kapitalismus gefühlt noch ferner in der Zukunft liegt als das Ende der Welt, haben sich verschiedene heterodoxe Ökonom*innen mit der Frage befasst, wie man innerhalb marktwirtschaftlicher Mechanismen Konzerne demokratisieren könne.
Die aktuelle Ausgabe der Politics & Society widmete sich in mehreren Aufsätzen dem Ansatz der Bikammeralität. Das von Isabelle Ferreras entwickelte Konzept sieht eine eine Art Zwei-Kammer-Parlament für größere Unternehmen vor, in welchem die Arbeiter*inne genauso viel zu bestimmen hätten, wie die Aktionäre. Dafür gab es Lob und Kritik.

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Zur Geschichte hinter „Free Palestine“ (1/2)

„Free Palestine“ ist eine Parole, die sich gerade massiver Kritik ausgesetzt sieht. In den Medien wird sie mit der Zustimmung zur Hamas, islamischem Antisemitismus und vor allen Dingen vermeintlich fehlendem Wissen assoziiert. Während die gleichen Medien die massive Repression, die durch Abschiebeforderungen, Vereins- und Veranstaltungsverbote, sowie Racial Profiling ausgeübt wird, mit keinem Wort erwähnt, wird bei jeder Kundgebung genau Buch geführt, ob sich ein*e Redner*in nicht deutlich genug von Terror distanziert hat. Es bleibt meist bei der Verurteilung einzelner Wortfetzen; die ganze Geschichte, die von Palästinenser*innen erzählt wird – und die man am Ende immer noch kritisieren könnte – bleibt für die Mehrheitsgesellschaft unerzählt. Um die Wissenslücken zu füllen, entschloss sich der linke Haymarket-Verlag, drei E-Books für begrenzte Zeit zum kostenlosen Download anzubieten. Eines davon ist Palestine – A Socialist Introduction. An dieser Stelle sollen einige Thesen des Buches dargestellt werden.

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A las blockadas: Zur Aneignung der Zirkulationsmittel (2/2)

Blockaden sind ein politisches Kampfmittel, um die Zirkulation von Menschen, Gütern, Informationen und Kapital zu unterbrechen und neu zu organisieren. Insbesondere die Straßenblockaden der Letzten Generation wurden in den vergangenen Monaten kritisch diskutiert. In diesem zweiten Artikel über das Symposium „Auf der Blockade: Geographien von Zirkulation und Kampf“ des Antipode-Journals für kritische Geographie sollen weitere Beiträge vorgestellt und ein Fazit gezogen werden. Was kann man vor dem Hintergrund der verschiedenen Zugänge zum Thema Blockaden für eine Analyse der Aktionen der Letzten Generation mitnehmen?

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A las blockadas: Zur Aneignung der Zirkulationsmittel (1/2)

Über die Straßenblockaden der Letzten Generation ist in den vergangenen Monaten viel berichtet und sehr kontrovers diskutiert worden. Die Letzte Generation ist jedoch nicht die erste Generation die Blockaden als politisches Mittel nutzt. Das kritische Geographie-Journal Antipode hat zum Thema Blockaden das Symposium „Auf der Blockade: Geographien von Zirkulation und Kampf“ organisiert. Dort wurde das Thema unter verschiedenen theoretischen, historischen und disziplinären Zugängen aufgerollt. In der aktuellen Ausgabe wurde nun die Beiträge veröffentlicht. In diesem und dem folgenden Artikel sollen die diese nachskizziert werden. Zum Schluss werden die Proteste der Letzten Generation innerhalb der dargestellten Betrachtungen verortet.

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Durch Multipolarität zum Sozialismus

Das Treffen der BRICS-Staaten in Südafrika ist nunmehr Geschichte und es wird über die Ergebnisse diskutiert.. Mit der Aufnahme von Ländern, die als eher amerika- und EU-freundlich gelten (wie Saudi-Arabien ­oder Argentinien) hat sich die BRICS jedenfalls weniger als Gegenpol zu den imperialistischen Zentren als mehr als Neugründung einer Blockfreienbewegung 2.0 inszeniert. 2021 verfasste eine Gruppe linker Wissenschaftler*innen zum 60. Jahrestag der originalen Bewegung ein multipolares Manifest. Die International Critical Thought veröffentlichte knapp zwei Jahre später eine kritische Einschätzung der damaligen Autor*innen und Unterzeichner*innen, die auch den mittlerweile ausgebrochenen Ukrainekrieg mit einbezieht.

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Epidemie Depression und der Wert des Lebens

Welchen Wert haben Medikamente und Krankheiten in verschiedenen Kulturen? Warum wird Depressionen im Westen ein ganz anderer Wert beigemessen als im Osten? Und wie kommt er überhaupt zustande; der Wert? Stefan Ecks entwickelte in seinem Buch “Living Worth: Value and Values in Global Pharmaceutical Markets” ein Konzept des Wertes, mit dem er auch den Begriff von Karl Marx zu widerlegen glaubt.

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Als ob die Sache mit der Profitrate nicht kompliziert genug wäre

Der tendenzielle Fall der Profitrate gilt seit jeher als Zankapfel in der marxistischen Debatte und dem empirischen Nachweis gilt damit in der Regel allgemeines Interesse. Dass dieser Nachweis in der Praxis gar nicht so leicht zu führen ist, befeuert die Debatte zusätzlich.
Eine Kritik an der am weitesten verbreiteten Praxis, die in den ökonomischen Bilanzen der USA angegebenen Fixkosten (Fixed Capital Stock) als das fixe Kapital zu interpretieren, hat nun William Jefferies in der Capital&Class vorgelegt. Dies führe zu einer Überschätzung des fixen Kapitals und damit zu einer Unterschätzung der Profitrate. Zudem würde die Umschlagszeit des Kapitals nicht berücksichtigt. Jeffries nahm hier Korrekturen vor und stellte eine neue Profitratenkurve für die Vereinigten Staaten auf.

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Der Knast als Spiegel der Gesellschaft: die Geschichte der Prisoners Union

Etwa zwei Millionen Menschen befinden sich zur Zeit in den USA in Haft. Jeder zwölfte männliche Schwarze zwischen 30 und 40 Jahren sitzt hinter Gittern. Ein großer Teil der Häftlinge sind dabei keine Mörder oder Vergewaltiger, sondern Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten oder in die Illegalität gezwungen wurden, um ihre Schulden zu bezahlen.
Über die Jahre und in den verschiedenen Ländern hat es daher immer mal wieder Versuche gegeben, Gefangenengewerkschaften zu organisieren. Das erfolgreichste Projekt war dabei wohl die Prisoners Union, die vom Ende der 60er Jahre bis zum Ende der 70er Jahre an der US-amerikanischen Westküste aktiv war. Ihre Geschichte erzählte Michael Gibson-Light vom Department of Sociology and Criminology der University of Denver im Prison Journal. Er griff dabei auch auf das theoretische Framework der kritischen Theorie zurück, dass Georg Rusche und Otto Krichheimer hinterließen.

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