Marx-Boom: aktuelle marxistische Empirie aus Südamerika

Marxistische Forschung boomt. Ok, vielleicht nicht in Deutschland. Aber international wächst die Anzahl an Wissenschaftler*innen, die sich mit moderner Methodik und in Triangulation mit zeitgenössischen Theorien über Imperialismus, Ausbeutung, Abhängigkeiten und Finanzmärkte aufmachen, den Schatz an marxistischer Theorie beständig zu erweitern. Neben der Volksrepublik China, in der die vorgeschriebene Beschäftigung mit der Kritik der politischen Ökonomie zahlreiche Ökonomen zu interessanten Studien – auch jenseits der Parteidogmatik – motiviert hat, ist Südamerika ein Hotspot marxistischer Forschung auf der Höhe der Zeit.

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Internationale Spaltung des Finanzkapitals

Innerhalb der kommunistischen Bewegung herrscht immer noch ein tiefer Dissens über den Charakter des Imperialismus. Ist er tatsächlich eine alle Länder umfassende Epoche, in der die nationalen Kapitalistenklassen mit den selben Mitteln konkurrieren und die westlichen einfach nur erfolgreicher sind? Oder hat die Geschichte die Welt in zwei unterschiedliche Sphären geteilt – eine zentrale und eine periphere -, die zu einer prinzipiellen Abhängigkeit der zweiten von der ersten führt und deren Überwindung ein progressiver Akt wäre? Der lateinamerikanische Strukturalismus hat in den vergangenen Jahren das Konzept der internationalen Teilung der Arbeit zum Konzept der internationalen Teilung der Finanzen weiterentwickelt. Es will aufzeigen, wie die auf dem Weltmarkt gehandelten Finanztitel zu unterschiedlichen Abhängigkeiten führen.

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Dzarasov statt Buzgalin: die Voprosi unter neuer Regie

Nachdem Anfang des Jahres Aleksandr Buzgalin überraschend gestorben ist, hat Professor Ruslan Dsarazov nun die Leitung der Voprosi Politiciskoi Ekonomii übernommen. Das wichtigste Bulletin des russischen akademischen Marxismus hat damit einen prominenten neuen Kopf bekommen. Allerdings wird das Erbe Buzgalins noch einige Monate in den Voprosi nachklingen. So auch in der aktuellen Ausgabe. Diese beschäftigt sich mit der Entwicklung des globalen Kapitalismus und den sich daraus entfaltenden Widersprüchen. Und kein anderer als Buzgalin verfasste den Leitartikel, der aus dem Jahre 2008 stammt. Schlägt das Journal darüber hinaus aber neue Wege ein?

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Space & Communism statt Space Communism: Der chinesische Sozialismus in der ausbleibenden Weltrevolution

Man braucht kein großer Kritiker Xi Jinpings oder der Kommunistischen Partei Chinas zu sein, damit einem auffällt, dass der Sozialismus in der Volksrepublik wenig mit dem gemeinsam hat, was Karl Marx vor Augen gehabt hat. Seit 45 Jahren betreibt das Land einen beständigen marktwirtschaftlichen Öffnungskurs, alte Klassenstrukturen haben sich verfestigt,neue sind entstanden, anstatt abzusterben und chinesisches Kapital wird fleißig in die halbe Welt exportiert. Gibt es daher noch irgendetwas sozialistisches an China außer historische Bezüge und rote Fahnen? Zu Erörterung sind marxistische Stimmen aus China selbst von großer Bedeutung.

Renjiang Chen von der Akadamie des Marxismus in Beijing erläuterte den chinesischen Weg zum Kommunismus durch eine Diskussion des Zusammenhangs von Raum und Sozialismus.

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Extraktivismus in Argentinien

Die Kritik am Extraktivismus – also am hemmungslosen Abbau von Bodenschätzen oder einer extensiven Landwirtschaft für den Export – hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Während die ökologischen Bewegungen des Westens die Folgen für das Klima fürchten, kämpfen in den peripheren Ländern vor Ort Indigene gegen den Verlust ihres Landes. Korruption und Vetternwirtschaft liegt vor allen Dingen den Liberalen schwer im Magen. Die Linke ist in ihrer Kritik noch am vorsichtigsten, da die Exporteinnahmen die wesentliche Stütze der jeweiligen Sozialsysteme darstellen. Doch auch die sehen die Gefahr der Instabilität und Abhängigkeit vom Weltmarkt und den imperialistischen Ländern kritisch. Nicolás Pérez Trento von der Universidad Nacional de Quilmes in Argentinien hat sich mit dem Extraktivismus in Argentinien auseinandergesetzt. Er kritisiert Verkürzungen durch das liberale Modell und erweitert um die marxistische Theorie des Weltmarktes und der Differentialrente.

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