⋄ Aufsätze über das Transformationsproblem kommen in der Regel nicht ohne Gleichungssysteme, abstrakte Summationen oder dicke Zahlentabellen aus. ⋄ Jude Kadri versuchte in ihrer Betrachtung des Transformationsproblems komplett ohne Mathematik auszukommen, sondern allein mit der internen dialektischen Logik des Kapitals. ⋄ Die Kritik von Bortkiewicz an Marx sei bereits deshalb nicht stichhaltig, weil dieser allein die Zirkulationssphäre betrachtete, anstatt die Totalität aus Produktion und Zirkulation. ⋄ Ohne die Betrachtung der Produktionssphäre müsse von Bortkiewicz den ausgebeuteten Mehrwert als bereits vor der Produktion verausgabte Kosten ansehen, was zu einer zirkulären Argumentation führe. ⋄ Zudem sei das Wertgesetz kein blind wirkendes Naturgesetz, sondern historisch-juristisch in der Trennung der Produktionsmittel von den Arbeiter*innen verankert, weshalb die arithmetische Betrachtung fehl gehen muss. |

Probleme sind zum Lösen da. So lernt man es im Mathematikunterricht oder in der unendlichen Anzahl an Ratgebern für alle Lebenslagen. Unlösbaren Problemen geht man besser aus dem Weg. Aber es gibt auch Probleme, in deren Unlösbarkeit gerade die entscheidende Erkenntnis und ihr didaktischer Wert steckt. Probleme, die ihren Scheinlösungen den ideologischen Boden von selbst wegziehen. Probleme, die auf höhere Probleme verweisen. Probleme, deren gewaltsame Lösung Ausdruck gewalttätiger Verhältnisse ist.
Jude Kadri, Autorin eines exzellenten historisch-materialistischen Abrisses über die jüngere jemenitische Geschichte, hält das Transformationsproblem genau für so ein Problem. Sie behauptet, dass der Nachweis des Fehlens einer eindeutigen algebraischen Lösung des Marxschen Konzepts der Umrechnung von Werten in Preise durch Bortkiewicz Marx nicht widerlegt, sondern diesen bestätigt. Die Aufstellung eines Gleichungssystems reproduziere den Fetisch, dass Arbeiter*innen und Kapitalisten einfach ihren gerechten Anteil des Wertes einer Ware erhielten. Sie argumentiert dabei ganz ohne Gleichungssysteme und dicke Tabellen mit vielen Zahlen, womit dem Transformationsproblem normalerweise auf den Pelz gerückt wird.
Worte statt Formelzeichen
Kadri möchte explizit Sozialweissenschaftler*innen die Bedeutung des Transformationsproblems deutlich machen, die sich häufig weder mit politischer Ökonomie auskennen, noch große Teile ihrer Schulmathematik abrufen können. Dabei orientiert sie sich an den westlich-marxistischen Philosophen Louis Althusser and István Mészáros. Folgerichtig beginnt sie auch mit einem Begriff, welcher dem philosophischen Marx eher zugerechnet wird als dem politökonomischen und zwar dem der Entfremdung. Sie weist darauf hin, dass dieser Begriff eine doppelte Bedeutung besitzt, in dem er einmal die physische Trennung der Menschen von den Produktionsmitteln beschreibt und zum anderen auch die psychologische Trennung der Menschen von den Grundlagen ihrer Existenz. Das bedeutet auch, dass das unmittelbare Mittel der Reproduktion, der Lohn, eine vorrangige Rolle im Leben der Menschen einnimmt, obwohl die Gebrauchswerte, die überhistorisch die Bedürfnisse der Menschen befriedigen, in der Produktion von ihnen selbst hergestellt werden. Damit steigt im Bewusstsein der Menschen die Zirkulationssphäre zum eigentlichen Ort der Ökonomie auf, während das unmittelbare Herrschaftsverhältnis innerhalb der Fabrik zwischen Kapitalisten und Arbeiter*innen eher als soziologische Kategorie verstanden wird. Da es aber in der Zirkulationssphäre keine Ausbeutung gibt, ist diese auch Ökonomen, die sich rein auf die Zirkulationssphäre konzentrieren, unsichtbar. Und umgekehrt erscheinen den Soziologen die Folgen der Ausbeutung – Krankheit, Gewalt, Armut, … – als außerökonomische Kategorien, als missliche Umstände, die sich durch das richtige Maß aus Fördern und Fordern irgendwie beheben ließen.
Das ist der erste Grund, warum von Bortkiewicz mit seiner Widerlegung des Marxschen Transformationsmodus fehl gehen musste. Während Marx die Totalität aller Beziehungen in der gesamten Ökonomie zugrunde legte, war das Transformationsproblem für von Bortkiewicz eines des Tausches, genauer des Äquivalententausches, bei dem ein Ist-Gleich zwischen zwei Seiten einer Gleichung geschrieben werden kann.
Zur Charakteristik des Wertgesetzes
Das Wertgesetz besagt, dass der Wert aller Waren auf Arbeit zurückgeführt werden kann, entweder auf lebendig verausgabte Arbeit im Produktionsprozess oder in Form bereits vergegenständlichter toter Arbeit in den vom Kapitalisten angeeigneten Produktionsmitteln. Die lebendige Arbeit zerfällt dabei in einen Teil, der als Kosten der Reproduktion der Ware Arbeitskraft den Arbeiter*innen als Lohn zu Verfügung gestellt wird und jenen, den sich der Kapitalist als Mehrprodukt aneignet, da die Arbeit mehr Wert schaffen kann als zu ihrer Reproduktion nötig. Die Arbeit, die hier gemeint ist, ist sozial notwendige Arbeit, wodurch die Arbeitsmittel selbst bei physischem Erhalt mit der Zeit moralisch verschleißen, weil sie mit steigender Produktivkraft mit weniger notwendiger Arbeit hergestellt werden können.
Im Wertgesetz steckt jedoch ein kleiner Haken. Was bedeutet eigentlich genau „gesellschaftlich notwendig“, wenn man berücksichtigt, dass nicht nur der Wert der Produktionsmittel übertragen und Neuwert durch die lebendige Arbeit geschaffen wird, sondern auch der Mehrwert des Kapitalisten als Teil dieser gesellschaftlich notwendigen Arbeit auftritt? Für einen Teil der Ware wurde ja ein Geldbetrag bezahlt, der einem Warenäquivalent entspricht, entweder als Produktionsmittel oder die Konsumtionsmittel des Proletariats. Aber in welcher Hinsicht ist eigentlich der Mehrwert, der im Warenpreis mit enthalten ist, gesellschaftlich notwendig? Kadri dreht hier den Spieß um. Anstatt das Wertgesetz als eine Art Naturgesetz zu verstehen, dass aus den Menschen Vorgaben macht, welche Löhne zu zahlen und welche Preise sie zu machen haben, lässt sie das Gesetz sich selbst aus der menschlichen Praxis konstituieren. Aus den Löhnen, die gezahlt werden und den Preisen, die für Waren verlangt werden. Die Frage, die sich anschließt ist, wie es eigentlich möglich ist, dass Millionen an Produzenten weltweit, genau so handeln, dass sie dieses Gesetz produzieren und reproduzieren.
Von der Produktion in die Zirkulation
Um dies zu bestimmen, muss man berücksichtigen, dass die Ausbeutung in der Produktionssphäre und die Preisbildung in der Zirkulationssphäre zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind. In der Produktionssphäre selbst wird der Wert in Form vergegenständlichter abstrakter Arbeit geschaffen, was nur möglich ist, weil der Kapitalist die Produktionsmittel besitzt, bzw. kaufen kann. Vielleicht bräuchte es pro Tag nur vier Stunden solcher abstrakter Arbeit, um die Waren zur Reproduktion der Arbeitskraft herzustellen. Geht die Arbeiter*in aber acht Stunden arbeiten, hat sie in vier Stunden Wert geschaffen, der dem Kapitalisten gehört. Der Wert vor dem Produktionsprozess ist ein anderer als nach dem Produktionsprozess. Wenn man aber Ökonomie als reine Frage der Zirkulation betrachtet, dann stellt sich das anders dar. Dann sind in die Produktion einer Ware Kosten für Löhne, Produktionsmittel und die Vergütung des Kapitalisten geflossen. Und zwar bereits a priori. Weil der Kapitalist bereits einen Profit erwartet, bevor er produziert und dieser allein ihm gehört, macht er in der Kalkulation gar keinen Unterschied zwischen wirklich verausgabten Kosten vor und während der Produktion und seiner Gewinnerwartung. Vielmehr rechtfertigt er sogar seinen überproportionalen Anteil damit, dass er ja immerhin das Risiko besitze, seinen Profit nicht einzustreichen, wenn die Ware unverkäuflich bleibt.
Und das ist der Trick bei der Bortkiewiczschen Äquivalenzanalyse. Bortkiewicz betrachtet zwar nur die Zirkulationssphäre. Da er aber eine Äquivalenz zwischen dem Wert, der in die Produktion eingeht und dem, der aus der Produktion herauskommt, unterstellt, muss er notwendig den Profit des Kapitalisten als einen bereits vor der Produktion als Anteil des Kapitalisten ausgelegten Kostenfaktor betrachten. So verhält es sich aber in der Realität nicht. Marx definiert den Kostpreis, der variables und konstantes Kapital zusammenfasst. Das ist das Geld, das tatsächlich in der Produktion verausgabt wurde. Der Produktionspreis hingegen ist Kostpreis plus Mehrwert. Der Mehrwert allerdings ist am Ende der Produktion noch gar nicht in Geldform vorhanden. Der Mehrwert befindet sich nur in Form abstrakter menschlicher Mehrarbeit, vergegenständlicht im Gebrauchswert der Ware. Kostpreis und Produktionspreis existieren zu keiner Zeit real, sondern beim Verkauf der Ware in der Zirkulationssphäre realisiert sich der Wert der Ware und damit auch, wieviel gesellschaftlich durchschnittliche notwendige Arbeitszeit im Gebrauchswert der Ware überhaupt enthalten war.
Beim Transformationsproblem gibt Marx lediglich die Proportionen an, unter denen in der Zirkulation die Kapitalisten den Anteil des als Klasse angehäuften Mehrwerts unter sich realisieren. Das passiert in der Form, dass Kapitalisten mit hoher organischer Zusammensetzung und damit meist höherer Produktivität einen größeren Anteil an abstrakter Arbeit als Profit aneignen können, als die weniger produktiven, unabhängig davon, wie viel Lohn sie bezahlt, wie viel konkrete Arbeit sie haben verrichten lassen und wie viele Arbeiter*innen geschuftet haben. Das, was etwa ein Ricardo als den natürlichen Preis einer Ware betrachtet, der nicht durch Angebot und Nachfrage verzerrt ist, ist nach Marx nur die Preiserwartung eines Kapitals mit durchschnittlicher organischer Zusammensetzung und Produktivität, das damit auch eine Durchschnittsprofitrate zu erwarten hätte. Aber Kapitale sind unterschiedlich strukturiert, sie können die Ware Arbeitskraft unterschiedlich gut ausbeuten und das reflektiert sich in der Preisbildung.
Von Bortkiewicz begeht hier einen logischen Zirkel. Da bei ihm der Mehrwert bereits vor der Transformation von Werten und Preisen bereits da ist und sich in seiner Gesamtheit erhalten soll, kann er diese auch äquivalent zum realisierten Preis setzen, nur um zu zeigen, dass dabei logische Widersprüche entstehen. Die Gleichung ist c + v + m = k + p = W aber nicht arithmetisch beliebig vertauschbar. Sie muss von rückwärts gelesen werden. Der Preis einer Ware, für den diese verkauft wird, lässt sich unterteilen in den Kostpreis und den Profit. Der Kostpreis wiederum setzt sich zusammen aus Kosten für Produktionsmittel und Löhne, die zu einer Zeit verausgabt werden, als noch gar kein Mehrwert vorhanden ist, daher eine unterschiedliche Qualität besitzen und nicht als arithmetische Summe zusammengefasst werden können.
Das Transformationsproblem als Reproduktion von Ideologie
Der Witz ist, dass abstrakte, dass heißt gesellschaftliche Arbeit, wertbildend ist, nicht die konkrete, auch wenn die konkrete Arbeit die Voraussetzung gesellschaftlicher Arbeit ist. Solange aber die Arbeit nur innerhalb der Fabrik verrichtet wird, ist sie individuell und fügt der Ware zunächst nur Gebrauchswert zu. Tritt die Ware aber heraus aus der Produktionssphäre der Fabrik und tritt in die Zirkulationssphäre in die Gesellschaft anderer Waren und deren vergegenständlichter konkreter Arbeiten ein, wird sie dadurch erst gesellschaftlich. Die entscheidende Trennung – und hier erfolgt der großartige von Karl Marx auf den ersten Band des Kapitals – dazwischen, in der Produktionssphäre den Wert zu schaffen und als Arbeiter*in ein Teil bereits als Lohn zu realisieren und sich in der Zirkulationssphäre den Mehrwert als Profit in Geldform anzueignen, ist der Besitz der Produktionsmittel. Und damit ist auch erklärt, warum man das Transformationsproblem schon rein ontologisch gar nicht als arithmetisches Problem beschreiben kann. Arithmetik ist überhistorisch anwendbar, da das Eigentum an Produktionsmittel ein historisch eingerichtetes Verhältnis ist, das politisch-juristisch vor den Augen der Menschen eingerichtet ist und nicht blind hinter dem Rücken der Produzent*innen wirkt. Die Gesetze der bewusst eingerichteten politischen Struktur wirken nur in ihrer Konsequenz unbewusst, aber sie sind eben keine Naturgesetze.
Es ist allerdings umgekehrt so, weil die konkrete Arbeit in der Fabrik individuell und konkret bleibt und sich gerade dort nicht mit anderen Privatarbeiten ins Verhältnis setzt, dass Gesellschaftlichkeit per se als einziger großer Tauschakt in der Zirkulationssphäre erscheint, während selbst die konkrete Arbeit, die am Menschen verrichtet wird, ungesellschaftlich bleibt. Stichwort: Pflegebedürftige waschen und duschen in sieben Minuten. Diese Dimension der Entfremdung von Arbeiter*innen ist ein Ergebnis der kapitalistischen Totalität, das erst sichtbar wird, wenn man bis zur Interaktion von Produktions- und Zirkulationssphäre im dritten Kapital-Band vorgedrungen ist. Ökonomisch gesehen ist damit auch die Rede von einer Wertprofitrate hinfällig, da diese ja gerade auf Waren vor ihrem Austausch und damit vor ihrem Eintritt in die gesellschaftliche Sphäre der Zirkulation angewendet wird, obwohl sie bereits ein soziales Verhältnis ausdrücken soll. Aber gerade mit dem Vergleich einer Wertprofitrate zur Preisprofitrate wollte von Bortkiewicz Marx überführen. Bortkiewicz verfehlt den qualitativen Umschlag, den die Bestandteile des Wertgesetzes beim Übertritt von der Produktionssphäre in die Zirkulationssphäre erhalten: Wert ist erst ein Verhältnis zwischen Arbeiter*innen und Kapitalisten, dass durch den Mehrwert beschrieben wird und in der Zirkulationssphäre ein Verhältnis zwischen den Warenbesitzern, die gegenseitig die ausgebeutete Arbeit der Proletarier als gesellschaftlich anerkennen. Und gerade weil beim Eingang in den als gesellschaftlich anerkannten Zirkulationsprozess die lebendige Arbeit bereits in der Ware geronnen ist und damit nicht mehr unterscheidbar vom Einfluss der Produktionsmittel, kann der Kapitalist den Profit auch als seinen fairen Anteil ansehen.
Ende in der Überproduktionskrise
Bortkiewicz wirft also Marx einen logischen Widerspruch vor, wo ein realer Widerspruch vorliegt. Der Widerspruch besteht darin, dass die Ware in der Zirkulationssphäre ein anderes Verhältnis zwischen Menschen verkörpert als in der Produktionssphäre. Wo aber ein realer Widerspruch vorliegt, muss er auch prozessieren. Während in der Produktionssphäre der Kapitalist nicht genug von lebendiger Arbeit bekommen kann, um den Wert seiner Ware zu vergrößern, ist er in der Zirkulationssphäre darauf angewiesen, seine Auslagen so gering wie möglich zu halten, um einen größtmöglichen Teil des gesamtgesellschaftlich geschaffenen Mehrprodukts aneignen zu können. Marxens Hypothese war nun, dass auf Grund der Macht der gesellschaftlichen Funktion der Zirkulationssphäre, die Tendenz zur Senkung des Kostpreises durch die Senkung des variablen Kapitals überwiegt und damit die durchschnittliche Profitrate sinkt. Anderen Arbeitswerttheoretikern wie Ricardo warf er vor, durch die Fixierung auf statische, widerspruchsfreie Lösungen, keine Entwicklungstendenz mehr ableiten zu können und damit die Ökonomie zur Legitimationswissenschaft der herrschenden Verhältnisse verkommen zu lassen.
Aber genau der Widerspruch aus der Ausbeutung in der Produktionssphäre und der Verteilung unter den Kapitalisten in der Zirkulationssphäre ist dann auch der Motor der darauf folgenden Krisen und Krisenentladungen: der Krise der Überproduktion; der Krise des Staates bei der Kontrolle der nicht mehr durch das Kapital kontrollierten Massen der Arbeitslosen; der Krise des Imperialismus. Und dieser Widerspruch besitzt eine doppelte Form. Einmal als historischer Grund und einmal als bestehender Grund, der Überproduktion, staatliche Autorität oder imperialistische Kriege beständig reproduziert.
Zusammenfassung
Jude Kadri nimmt den Leser mit auf einen erstaunlichen Parforceritt durch die philosophische Bedeutung des Transformationsproblems. Ihr gelingen dabei immer wieder die Verknüpfungen aus dem scheinbar ökonomischen dritten Band des Kapitals hin zu den Begrifflichkeiten des frühen Marx, was den angeblichen wertkritischen Bruch im Marxschen Werk zweifelhaft erscheinen lässt. Aus ähnlichen Kritiken wie denen Kadris sind zuweilen zwei extreme Fehlschlüsse gezogen wurden. Der erste wäre, dass sich ja garnichts mehr rechnen ließe. Selbst die Kategorie der abstrakten Arbeit scheint nicht mehr gleichförmig genug zu sein, um sie auch als das Gleiche zu verrechnen, insbesondere wenn sie zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich vergegenständlicht ist. Damit wird der Marxismus aber kaum noch verifizierbar, sondern als bloße These herabgestuft, die letztendlich nie nachweisbar ist. Die andere falsche Schlussfolgerung wäre, nur noch in Preisen zu rechnen und diese als realisierte Werte anzuerkennen. Das wiederum wirft die Frage auf, wozu es überhaupt noch eine Werttheorie bräuchte und die Reden gegen vermeintliche Arbeiterbewegungsmarxismen von z.B. Michael Heinrich scheinen hier einen Verlust des Marxschen Konzeptes zu bestätigen.
Mit Kadri muss man keine der beiden Schlussfolgerungen ziehen, sondern man kann sich als Lehre mitnehmen, dass man bei jeder Rechnung mit Werten und Preisen unheimlich aufpassen muss, welchem ökonomischen Realprozess, der Ausbeutung in der Produktionssphäre, dem Übergang von Produktions- zu Zirkulationssphäre oder der Aufteilung des Mehrwerts in der Zirkulationssphäre in einer Rechnung überhaupt ausgedrückt werden. Oder sogar vielmehr, dass wenn sich eine bestimmte Art der Verrechnung von Werten und Preisen auch empirisch aufzeigen lässt, dass die zugrunde liegenden Gleichungen das unbewusste Bewusstsein der Kapitalistenklasse reflektieren. Das Wertgesetz ist ein tendenzielles Gesetz und besitzt damit auch ein historisches Spielbein, dessen Variantenreichtum – und das sei hier als abschließende These in den Raum gestellt – in der Vielfalt der Dual-System-Lösungen des Transformationsproblem wiedergespiegelt werden.
Literatur:
Kadri, J. (2024): The Condition of Alienation and the Transformation of Value into Price in Karl Marx. In: World Review of Political Economy. Ausgabe 15. Ausgabe 4. S. 530–565.