Ronald Grigor Suny

Ronald Grigor Suny wurde 1940 in Philadelphia geboren. Seine Familie hatte nicht nur einen armenischen Hintergrund, viele Mitglieder waren auch Musiker*innen, wie etwa sein Großvater, der Komponist religiöser und volkstümlicher Lieder Grikor Suni. Seine Jugend war geprägt von Identitätskonflikten. Zum einen hatten ihm seine Eltern mit Ronald einen typisch amerikanischen Namen gegeben und in den 50er und 60er Jahren, versuchten sich Minderheiten weitestgehend zu assimilieren. Auf der anderen Seite verlor er nie sein Zugehörigkeitsgefühl zur armenischen Diaspora, die so viele kreative Geister hervorbachte. Geschichten seiner Eltern über das Leben in Tiflis vor und zu Zeiten der Oktoberrevolution und den Genozid an den Armeniern führten ihn bereits früh in sein späteres Forschungsfeld: die Geschichte der kleineren Völker der Sowjetunion, insbesondere in der Region des Kaukasus. Ihn interessierte die Dialektik der Einheit und Vielfalt der Nationalitäten in der UdSSR. In Anbetracht der mit dem Zerfall der Sowjetunion entstandenen Konflikte würdigte er in besonderer Weise den Pax Sovietica, der über stereotype Vorstellungen wie nationale Unterdrückung und Zwangsumsiedlungen hinausging. Er hebt die Autonomie auf regionaler Ebene hervor, die Durchmischung von Führungspositionen in Staat und Partei, sowie die Erhaltung der Sprachen und Kulturen in einer vorher und nachher nie Dagewesenen Ruhezeit. Die Nationalitätenpolitik Lenins sieht er in der Tradition des 14-Punkte-Programms Woodrow Wilsons und es trägt daher auch nicht Wunder, dass sein vielleicht letztes Werk dem Urheber und Durchsetzer dieser Politik – Josef Stalin – gewidmet war. Die Frage, ob die heutigen ethnischen Konflikte bereits in der Struktur des untergegangenen Vielvölkerstaates verborgen lagen, verneint er größtenteils.