Profitraten: mehr als nur Durchschnitt

n der marxistischen Debatte herrscht noch viel Unklarheit über den Charakter der Durchschnittsprofitrate. Auf der einen Seite kann eine Durchschnittsprofitrate nicht einfach als Einheitsprofitrate verstanden werden, denn wenn alle Kapitale die gleiche Profitrate hätten, dann müsste man aus nichts einen Durchschnitt bilden. Auf der anderen Seite: wenn die Profitraten divergieren, wie können sie dann noch auf die einzelnen Profitraten wirken? Woran orientiert sich dann die Bourgeoisie? Der in allen Teilbereichen der marxistischen Empiriegewinnung äußerst umtriebige Carlos Alberto Duque Garcia hat die Profitratenverteilung in Kolumbien für das Jahr 2018 untersucht. Insbesondere hat er sich wie Farjoun und Machover mit deren Form auseinandergesetzt. Er schließt, dass die Ergebnisse mit der marxistischen Theorie übereinstimmen … und nur mit der marxistischen.

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Militanter Öko-Engelsismus in Südamerika

Die Dialektik der Natur von Friedrich Engels feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Während die Manuskripte natürlich weitaus eher entstanden, brachte das Marx-Engels-Institut in Moskau das komplette Werk erst 1925 heraus und seitdem hat sich eine lebhafte Debatte um dieses Werk entfacht. Martín Arboleda von der Universidad Diego Portales in Santiago de Chile zeichnete die Rezeptionsgeschichte der Dialektik der Natur, sowie anderer Engelsscher Werke in Südamerika nach. Insbesondere die Ausbeutung der Natur durch den Kolonialismus und die eigentlich zu frühe gekommene kubanische Revolution lenkten das Interesse immer wieder auf Engels.

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Mit Marx an chinesischen Schulen ums Überleben kämpfen

In der Volksrepublik China steht die Didaktik des Marxismus zunehmend vor Problemen. Der Sozialismus ist Staatsdoktrin und die Kommunistische Partei führt das Land. Nichts desto trotz lässt sich mit großen Konzernen eine Menge Geld verdienen, wenn man ganz klassisch volkswirtschaftlich die Ökonomie anfasst. Wozu also noch Marx büffeln? Weil es vorgeschrieben ist. Aber wir Interesse wecken, wenn man Marx weder für höhere Gewinne anwenden kann, noch die Rekommodifizierung der Gesellschaft allzu scharf kritisieren darf? Ma Mengting schrieb über die Probleme bei der Didaktik der Arbeitswertlehre und ihren Ansatz zur extrinsischen Motivation.

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Kampf ums Kapital: „Wert“-Übersetzungen in Russland und Indien (1/2)

Als Dipesh Chakrabarty in Provincialisng Europe die Übertragbarkeit europäischer politischer Konzepte auf die indische Gesellschaft in Frage stellte, nutzte er auch Marx als Beispiel. Die Begriffe Wert, Arbeit und Kapital seien nicht nur nicht mit der indischen Realität und ihren verschiedenen Formen an Eigentum, kulturellen Überlappungen und kollektiven Produktionsmethoden vereinbar, die Begriffe ließen sich nicht einmal sinnvoll übersetzen. Aber stimmt das? Alessandro Stanziani von der Pariser CNRS hat die höchst spannende Übersetzungsgeschichte des Wert-Begriffs in Russland und Indien nachgezeichnet.

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Accumulation by Re(!)possession

Thilo van der Haegen und Heather Whiteside haben die Entwicklung des modernen Siedlerkolonialismus in Kanada untersucht. Sie benutzen der Begriff der Accumulation by Repossession, um über die Theorie der Accumulation by Dispossession von David Harvey hinauszugehen.

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Transformationsproblem für Dummies (Sozialwissenschaftler*innen)

Jude Kadri, Autorin eines exzellenten historisch-materialistischen Abrisses über die jüngere jemenitische Geschichte, hält das Transformationsproblem genau für ein Problem, dass einen realen Widerspruch aufzeigt, der nicht auszurechnen ist, sondern sich praktisch als Krise entlädt. Sie behauptet, dass der Nachweis des Fehlens einer eindeutigen algebraischen Lösung des Marxschen Konzepts der Umrechnung von Werten in Preise durch Bortkiewicz Marx nicht widerlegt, sondern diesen bestätigt. Die Aufstellung eines Gleichungssystems reproduziere den Fetisch, dass Arbeiter*innen und Kapitalisten einfach ihren gerechten Anteil des Wertes einer Ware erhielten. Sie argumentiert dabei ganz ohne Gleichungssysteme und dicke Tabellen mit vielen Zahlen, womit dem Transformationsproblem normalerweise auf den Pelz gerückt wird.

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Neujahrsrede für das Jahr 2025: Daths Vorwort zu „Kommunisten heute“

Wenn Dietmar Dath programmatische Texte verfasst, dann hat er sich dafür in den letzten Jahren insbesondere ein Genre herausgesucht: das Vorwort. Dath schreibt nicht gerade selten Vorworte und nicht alle sind programmatisch, aber wenn Dath dazu noch einen seinerseits programmatischen Text einführt, dann kann man sich sicher sein, dass er sehr Grundsätzliches sagen möchte. der DKP-nahe Neue Impulse-Verlag gab „Kommunisten heute“ von Hans Heinz Holz erneut heraus.

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Tomas Rotta macht die Theorie des ungleichen Tausches kaputt

Tomas Rotta vom Goldsmiths College in London untersuchte die Werttransfers durch den ungleichen Tausch und berücksichtigte dabei die Marxsche Unterscheidung zwischen produktivem und unproduktivem Kapital, wobei er sich an der New Interpretation des Transformationsproblems von Duncan Foley orientierte. Die Ergebnisse überraschen und machen nachdenklich. Was ist denn hier passiert?

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Falsches Bewusstsein oder heuristische Ungerechtigkeit?

Warum lassen sich die Beherrschten eigentlich die Herrschaft einer Minderheit immer so lange gefallen? Titus Stahl von der Universität in Groningen hat dem Begriff des falschen Bewusstseins das Konzept der hermeneutischen Ungerechtigkeit gegenübergestellt. Haben die Unterdrückten die Welt also bisher nicht falsch gesehen, sondern falsch interpretiert?

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