Pavel Campeanu und seine Kritik des Stalinismus

Während etwa die bürgerliche Rechte in so ziemlich jedem sozialistischen Land, in dem die Führung der kommunistischen Partei verfassungsmäßig verankert ist, den Stalinismus walten sieht, orientiert sich die Linke eher phänomenologisch und opportunistisch. In den Stalinismus werden irgendwie alle Prozesse des sozialistischen Umbaus ausgelagert, die man unschön findet. Ein seriöses Konzept ist das nicht. In der Thesis Eleven beschäftigte sich Emanuel Copilas von der Universität in Timisora mit der Stalinismus-Analyse des lange vergessenen Marxisten Pavel Campeanu. Gegen Ende des sozialistischen Rumäniens verfasste dieser zu diesem Thema Werke, die aktuell wieder neue Aufmerksamkeit erfahren.

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neuer Eintrag: Alessandra Mezzadri

Alessandra Mezzadri hat sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Stimme der kritischen Sozialtheorie entwickelt. Sie verbindet akademisch aktuell heiß diskutierte Theorien wie Feminismus und Postkolonialismus mit der empirischen Fokussierung soziologischer Feldtheorie und spannt dabei den Bogen zwischen konkreten Beobachtungen mit marxistischen Konzeptionen. Ein Überblick über ihr Schaffen und ihre wesentlichen Ansatzpunkte.

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Kuba auf den Schultern der Frauen

Wie steht es eigentlich um die Erreichung der Ziele der Revolution jenseits der Warenproduktion und Inselbegabungen wie Medizin oder Bildung? Hier könnte man zum Beispiel nach der Stellung der Frau fragen. Formal ist diese im sozialistischen Kuba gleichgestellt. Die Aufstiegschancen, die grundständige Bildung und viele andere Faktoren sind auf Kuba deutlich besser als in vergleichbaren Ländern. Allerdings stellt auch der noch immer tief verankerte Sexismus die Kommunistische Partei vor viel Arbeit. Anamary Maqueira Linares und Katherine A. Moos untersuchten die Bedeutung der Hausarbeit bei der Reproduktion der Arbeitskraft in Kuba.

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Im Takt des Geldes? Im Takt der Produktion.

Die Geldmengenpolitik der Europäischen Zentralbank war eines der am heißesten diskutierten Finanzthemen des letzten Jahrzehnts. Junshang Liang und Chengwei Tang haben in der Review of Radical Political Economics aus dem 15. Kapitel des zweiten Kapital Bandes Marxens Konzept des freigesetzten Geldkapitals bei kontinuierlicher Produktion hervorgeholt. Sie argumentieren, dass dieses einen wesentlichen Teil der Geldmenge aus dem Verhältnis von Produktions- und Zirkulationszeit der Waren erklären kann.

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Zirkel schreibender Amazon-Arbeiter

„Greif zur Webcam und Tastatur, Lagerarbeiter*in!“ könnte in Anlehnung an den Bitterfelder Weg die Losung des kanadischen Projekts Worker as Futurist heißen. Hier entwickeln eine Handvoll Künstler*innen und Wissenschaftler*innen die literarischen Fähigkeiten von Arbeiter*innen des Amazon-Konzerns im Genre der spekulativen Literatur weiter. Herausgegeben wurde nun der Sammelband „The World after Amazon“ mit neun Kurzgeschichten und einer theoretischen Einrahmung.

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Anwar Shaikh: Biografie und Werk

Mit der empirischen Erforschung des tendenziellen Falls der Profitrate ist seit 30 Jahren der Name Anwar Shaikh untrennbar verbunden. Shaikh, der die klassische, keynesianische und marxistische Theorie erforschte und analytisch nutzte, prägt bis heute die Auseinandersetzungen um Input-Output-Analysen, das Transformationsproblem und makroökonomische Modellierungen. Eine Vorstellung von Person und Werk.

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Palästina in Spanien befreien

Insgesamt kämpften 40.000 internationale Brigadist*innen im Spanischen Bürgerkrieg. 140 davon kamen aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina. Und unter diesen waren wiederum fünf arabische Palästinenser. Dass 1936 arabische Palästinenser in Spanien kämpfen, ist dabei höchst ungewöhnlich. Denn es ist auch das Jahr des des gewaltsamen Aufstandes gegen die britische Mandatsherrschaft, der wie der Spanische Bürgerkrieg erst 1939 endete. Was suchten also arabische Kommunisten wie ʿAlī ʿAbdul Khāliq, einer dieser fünf, auf der iberischen Halbinsel? Der palästinensische Israeli Hussein Yassin schrieb 2019 eine Novelle über diesen außerordentlichen Zeitgenossen: Ali, die Geschichte eines ehrenhaften Mannes.

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Wählen linke Staaten in den UN proletarisch?

Gibt es eigentlich Klassen unter den Staaten, sowie es Klassen innerhalb von Gesellschaften gibt? War China während seiner Zeit als Werkbank der Welt irgendwie ein*e zur Nation gewordene*r Proletarier*in? Ist Großbritannien nach außen hin ein Akteur des Finanzkapitals, Deutschland des Monopolkapitals und Indien der Bauernklasse? Nicholas Lees hat in der Cooperation and Conflict das Abstimmungsverhalten aller Länder in der UNO zwischen 1946 und 2020 untersucht. Er versuchte herauszufinden, ob die dominierenden Klassen mehr Einfluss auf das Abstimmungsverhalten hätten als bürgerliche Kategorien wie Autokratie und Demokratie.

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Der einen Freud, des anderen Leid: Das Buch Anderswo

Wenn China Mieville einen neuen Roman herausbringt – ein Autor, der im „Eisernen Zug“ so wunderbar den trotzkistischen Panzerzugmythos ins Fantastische übersetzte -, dann ist das schon mal ein Grund für hohe Erwartungen. Wenn als Co-Autor auch noch Keanu Reeves – Hollywoodstar aus Matrix und John Wick – auftaucht, dann verringert das die Spannung nicht. Wie passen der imaginative Reichtum Mievilles und die eindimensionalen Charakterdarstellungen Reeves zusammen? Und kann Mieville wie in anderen Büchern historisch-materialistische Erkenntniswerte schaffen? Eine Rezensentin meinte jedenfalls, es gäbe nur wenig Marx, aber viel Freud. Der Maßstab ist jedoch nicht, wie viel Marx jetzt im Buch steckt, sondern wie viel das Buch Marxist*innen sagen kann. Eine Rezension über The Book of Elsewhere (dt.: Das Buch Anderswo).

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Kapitalfluchthelfer IWF

Jährlich fließen etwa 6 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe nach Afrika.Das klingt erstmal nach einer ganzen Menge. Aber wie viel fließt zurück? Der Finanzstrom allein aus der Subsahara beläuft sich auf jährlich zwei Billionen Dollar. Zwei Billionen. Das entspricht dem halben Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Das Geld, das für Rohstoffe, landwirtschaftliche Erzeugnisse, einfache Industrieprodukte und durch den Tourismus in die armen Weltregionen fließt, bleibt nicht dort, sondern versickert ebenso schnell wieder. Und es fehlt für Investitionen, Subventionen, staatliche Einrichtungen, Sozialleistungen oder allgemein den Konsum. Kapitalflucht stellt natürlich für die betroffenen Länder ein enormes Problem dar.Ein Grundpfeiler der imperialistischen Wirtschaftsstruktur ist dabei der Internationale Währungsfonds IWF. Elias Nosrati, Andreas Kern, Bernhard Reinsberg und Dilek Sevinc haben für die Socio-Economic Review aus Oxford die Rolle des IWF bei der Kapitalflucht untersucht. Die Ergebnisse dürften wenige überraschen.

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