Accumulation by Re(!)possession

Thilo van der Haegen und Heather Whiteside haben die Entwicklung des modernen Siedlerkolonialismus in Kanada untersucht. Sie benutzen der Begriff der Accumulation by Repossession, um über die Theorie der Accumulation by Dispossession von David Harvey hinauszugehen.

Weiterlesen

Tomas Rotta macht die Theorie des ungleichen Tausches kaputt

Tomas Rotta vom Goldsmiths College in London untersuchte die Werttransfers durch den ungleichen Tausch und berücksichtigte dabei die Marxsche Unterscheidung zwischen produktivem und unproduktivem Kapital, wobei er sich an der New Interpretation des Transformationsproblems von Duncan Foley orientierte. Die Ergebnisse überraschen und machen nachdenklich. Was ist denn hier passiert?

Weiterlesen

Die Auto-Monopolkonzerne leben auf Kosten ihrer Zulieferer

Gewerkschaften sehen den Erfolg der deutschen Automobile eher in der Lohnzurückhaltung der Arbeiter*innen begründet und verlangen ein größeres Stück vom Kuchen; das Kapital teilt die Prämisse, pocht aber auf Wettbewerbsfähigkeit. Was allerdings die gesamte Wertschöpfungskette zum Erfolg der Autobauer beitrug, das wurde geflissentlich vernachlässigt. Manuel Gracia Santos, Miguel Montanyá und María J. Paz haben sich in der Review of Radical Political Economics mit Hilfe einer Input-Output-Analyse die gesamte Wertschöpfungskette der deutschen Automobilindustrie angeschaut.

Weiterlesen

Wie die Pyramide der EU von der polnischen Arbeiterklasse gebaut wird

In der kommunistischen Bewegung ist seit längerem ein Streit darüber entfacht, ob das imperialistische Weltsystem nun eine Konfrontation zwischen verschiedenen Blöcken sei oder eine Pyramide, anderen Spitze zwar die westlichen Staaten stehen, unterhalb derer sich aber eine Reihe von eigenen Ausbeutungsbeziehungen zwischen den Ländern erstrecken. Ganz maßgeblich zur zweiten Ansicht hat die Theorie vom ungleichen Tausch aus der Feder Arghiri Emmanuels beigetragen. Die beiden griechischen Ökonom*innen George Economakis und Maria Socrates Markaki haben auf Grundlage seiner Theorie untersucht, welche ökonomischen Abhängigkeiten innerhalb der EU bestehen.

Weiterlesen

Kapitalfluchthelfer IWF

Jährlich fließen etwa 6 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe nach Afrika.Das klingt erstmal nach einer ganzen Menge. Aber wie viel fließt zurück? Der Finanzstrom allein aus der Subsahara beläuft sich auf jährlich zwei Billionen Dollar. Zwei Billionen. Das entspricht dem halben Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Das Geld, das für Rohstoffe, landwirtschaftliche Erzeugnisse, einfache Industrieprodukte und durch den Tourismus in die armen Weltregionen fließt, bleibt nicht dort, sondern versickert ebenso schnell wieder. Und es fehlt für Investitionen, Subventionen, staatliche Einrichtungen, Sozialleistungen oder allgemein den Konsum. Kapitalflucht stellt natürlich für die betroffenen Länder ein enormes Problem dar.Ein Grundpfeiler der imperialistischen Wirtschaftsstruktur ist dabei der Internationale Währungsfonds IWF. Elias Nosrati, Andreas Kern, Bernhard Reinsberg und Dilek Sevinc haben für die Socio-Economic Review aus Oxford die Rolle des IWF bei der Kapitalflucht untersucht. Die Ergebnisse dürften wenige überraschen.

Weiterlesen

Sanktionen machen Feinde der Feinde zu Feinden

Es ist eine politische Binsenweisheit, dass man über die wirklichen Auswirkungen von Wirtschaftssanktionen kaum Bescheid weiß. Dabei haben sie sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten politischen Druckmittel jenseits militärischer Interventionen entwickelt. Man sollte daher meinen, die herrschenden Klassen ein bescheidenes Interesse daran haben dürften, mehr über den Nutzen und Schaden zu erfahren. Ein Schelm könnte aber auch vermuten, dass man es gar nicht so genau wissen möchte. Denn betroffen sind in der Regel nicht nur verfeindete Zielländer, sondern auch unabhängige Staaten oder gar Verbündete. Abraham L. Newman und Qi Zhang haben in der Review of Political Economy die Sanktionen 2010 gegen den Iran untersucht und überprüft, wie sie vermittelt wurden und wer von ihnen betroffen war.

Weiterlesen

Was das globale Proletariat eint

Warum kämpfen sowohl die sozialen Bewegungen der kapitalistischen Zentren und der Peripherie gegen den Freihandel? Ließe sich auch nicht eine global gerechte Handelsordnung etablieren? Andrea Ricci möchte mit Hilfe des Konzepts des ungleichen Tauschs zeigen, warum der Kampf gegen den Freihandel die lohnabhängigen Klassen weltweit einigen könnte. Er schließt damit an eine Debatte an, die im letzten Jahr in der „Capitalism Nature Socialism“ eröffnet wurde.

Weiterlesen

Globales Wertgesetz 2.0

Das Marxsche Wertgesetz, nachdem unabhängig vom staatlichen Handeln Preise und Werte von der Zeit der abstrakten Arbeit abhängen, ist nicht nur von bürgerlichen Ökonom*innen, sondern auch von marxistischen Autor*innen vielerorts kritisiert worden. Insbesondere auf globaler Ebene erscheint es kontraintuitiv. Wird nicht in der kapitalistischen Peripherie weit länger und intensiver gearbeitet, als in den imperialistischen Zentren? Fällt nicht zugleich ausgerechnet dort nur ein Bruchteil des Werts ab? Wie passt das zusammen? Und wenn Wert, wie Marx sagt, eine soziale Kategorie ist, muss sich dann die Abhängigkeit des globalen Südens nicht auch in einem der Realität angemessenen veränderten Wertgesetz widerspiegeln?

Weiterlesen

Weltkarte der Ausbeutung

Die marxistische Forschung hat in den letzten Jahren immer wieder versucht, die strukturelle Ungleichheit zwischen den Weltregionen quantitativ aufzuarbeiten und den den Raubzug der imperialistischen Zentren im Trikont sichtbar zu machen. Jonathan Coglianio, Roberto Veneziani und Naoki Yoshihara von den Universitäten in Boston, London und Tokyo haben in einer gemeinsamen Arbeit versucht, ein neues Imperialismusmodell auf der Grundlage von Roemers Theorie des analytischen Marxismus zu konstruieren. Es soll den Imperialismus mit leicht zugänglichen Daten kartographieren können.

Weiterlesen

Ausblick auf die Rosa-Luxemburg-Konferenz 2024: Torkil Lauesens globale Perspektive

Am 13. Januar 2024 findet zum 29. Mal die Rosa-Luxemburg-Konferenz der Tageszeitung junge Welt unter dem Motto »Wem gehört die Welt?« im Tempodrom in Berlin statt. Sie wird als Livestream übertragen, Tickets sind aber noch an der Tageskasse erhältlich. Die große thematische Klammer wird die Bewertung des zeitgenössischen Antiimperialismus sein. Mit Fikrejesus Amahazion wurde ein Menschenrechtsforscher aus Eritrea, mit Sevda Karaca ein türkische Abgeordnete der Arbeiterpartei und mit Ignacio Ramonet eine zentrale Figur des Weltsozialforums eingeladen. Jeremy Corbyn wird gemeinsam mit anderen britischen Aktivisten eine Manifestation abhalten. Das Programm ist also recht bunt gemischt und keinesfalls ausschließlich marxistisch oder kommunistisch. Als dezidierten Kommunisten könnte man wohl noch am ehesten Torkil Lauesen bezeichnen, der über die Frage, wie Widerstand, praktische Solidarität und Antiimperialismus heute zu organisieren seien, referieren wird. Sein Buch Die globale Perspektive wurde letztes Jahr beim Unrast-Verlag aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt. Wir nutzen seine Einladung, um die zentralen Thesen des Buches vorzustellen und einen kleinen Vorgeschmack auf die Konferenz zu geben.

Weiterlesen