The Word for Value is Forest

Menschen arbeiten. Das ist klar. Sie arbeiten im Wesentlichen in der Gesellschaft und für die Gesellschaft. Die gegenwärtige Gesellschaft setzt alle Arbeiten im Geld gleich, wodurch sie austauschbar werden, meist in der Form von Waren. So weit, so gängig. Aber arbeitet auch eine Biene, indem sie Honig macht und die Blumen bestäubt? Arbeitet ein Baum, der Kohlenstoffdioxid bindet und Holz liefert? Arbeit ein See, indem er die Fische reproduziert und uns Kühlung verschafft? Oder arbeitet die Erde, indem sie aus Generationen abgestorbener organischer Substanzen Erdöl presst?

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Der Große Eisenbahnschwindel (2/2): vom politökonomischen Schiff des Theseus

Fortsetzung vom Mittwoch. Im ersten Teil dieses Artikels wurde Robert Bryers Konzeption einer marxistischen Beschreibung des Großen Eisenbahnschwindels von 1844 bis 1848 eingeführt. Nun soll entlang der Kritik an seiner Darstellung nochmals der Wirkungsmechanismus einer materialistischen Betrugstheorie vertieft werden und anschließend die empirische Evidenz für Bryers Interpretation vorgestellt werden.

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Der Große Eisenbahnschwindel (1/2): War Marx Verschwörungstheoretiker oder Debunker?

Krisen sind die idealen Nährböden von Verschwörungstheorien. Wenn der eigentlich so effiziente Kapitalismus in die Krise gerät, können sich insbesondere bürgerliche Ökonomen dies nur mit dem verbrecherischen Handeln einzelner Akteure erklären und nicht aus der Systematik der Ökonomie selbst. Um so erstaunlicher mutet es an, dass Marx im dritten Bank des Kapitals selbst vom „Großen Eisenbahnschwindel“ 1844-48 in Großbritannien schreibt. Robert Bryer, Fachmann einer historisch-materialistischen und arbeitswertzentrierten Geschichtsschreibung der Buchhaltung, hat 1991 beschrieben, wie das eigentlich zusammenpasst: Betrug und Krise bei Marx.

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Profitraten: mehr als nur Durchschnitt

n der marxistischen Debatte herrscht noch viel Unklarheit über den Charakter der Durchschnittsprofitrate. Auf der einen Seite kann eine Durchschnittsprofitrate nicht einfach als Einheitsprofitrate verstanden werden, denn wenn alle Kapitale die gleiche Profitrate hätten, dann müsste man aus nichts einen Durchschnitt bilden. Auf der anderen Seite: wenn die Profitraten divergieren, wie können sie dann noch auf die einzelnen Profitraten wirken? Woran orientiert sich dann die Bourgeoisie? Der in allen Teilbereichen der marxistischen Empiriegewinnung äußerst umtriebige Carlos Alberto Duque Garcia hat die Profitratenverteilung in Kolumbien für das Jahr 2018 untersucht. Insbesondere hat er sich wie Farjoun und Machover mit deren Form auseinandergesetzt. Er schließt, dass die Ergebnisse mit der marxistischen Theorie übereinstimmen … und nur mit der marxistischen.

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Kampf ums Kapital: „Wert“-Übersetzungen in Russland und Indien (1/2)

Als Dipesh Chakrabarty in Provincialisng Europe die Übertragbarkeit europäischer politischer Konzepte auf die indische Gesellschaft in Frage stellte, nutzte er auch Marx als Beispiel. Die Begriffe Wert, Arbeit und Kapital seien nicht nur nicht mit der indischen Realität und ihren verschiedenen Formen an Eigentum, kulturellen Überlappungen und kollektiven Produktionsmethoden vereinbar, die Begriffe ließen sich nicht einmal sinnvoll übersetzen. Aber stimmt das? Alessandro Stanziani von der Pariser CNRS hat die höchst spannende Übersetzungsgeschichte des Wert-Begriffs in Russland und Indien nachgezeichnet.

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Transformationsproblem für Dummies (Sozialwissenschaftler*innen)

Jude Kadri, Autorin eines exzellenten historisch-materialistischen Abrisses über die jüngere jemenitische Geschichte, hält das Transformationsproblem genau für ein Problem, dass einen realen Widerspruch aufzeigt, der nicht auszurechnen ist, sondern sich praktisch als Krise entlädt. Sie behauptet, dass der Nachweis des Fehlens einer eindeutigen algebraischen Lösung des Marxschen Konzepts der Umrechnung von Werten in Preise durch Bortkiewicz Marx nicht widerlegt, sondern diesen bestätigt. Die Aufstellung eines Gleichungssystems reproduziere den Fetisch, dass Arbeiter*innen und Kapitalisten einfach ihren gerechten Anteil des Wertes einer Ware erhielten. Sie argumentiert dabei ganz ohne Gleichungssysteme und dicke Tabellen mit vielen Zahlen, womit dem Transformationsproblem normalerweise auf den Pelz gerückt wird.

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Klassenanalyse … nicht nur für Marxist*innen

Im Marxismus ist umstritten, wie genau sich Klasse definiert. Das Kapitel über die Klassen am Ende des dritten Kapitalbandes blieb unvollendet. Die Frage, inwiefern etwa die Unterscheidung zwischen produktiven und unproduktiven Arbeiter*innen eine reale Rolle spielt, ist eine der klassischen Debatten des Marxismus. Marta Fana und Davide Villani fertigten eine Klassenanalyse Italiens über das funktionale Einkommen an.

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Klappt fast überall: eine Analyse zur Edition der Kapitel zum tendenziellen Fall der Profitrate durch Engels (2/2)

Die Debatte darum, wie stark Engels entgegen seiner besten Absichten, den dritten Kapitalband so nah wie möglich an den Marxschen Manuskripten zu orientieren, Gedanken von Marx doch verändert hat, existiert eigentlich schon mit der Veröffentlichung 1894. Seitdem die Manuskripte nun auch vollständig verfügbar sind, hat sich die Debatte nochmal intensiviert. Insbesondere das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate steht dabei im Mittelpunkt des Interesses, hat Marx dieses doch selbst als das wichtigste Gesetz der modernen Ökonomie bzw. das wichtigste Gesetz vom historischen Standpunkt aus bezeichnet. Chrstos Balomenos von der Nationalen und Kapodistrias-Universität in Athen, hat Kapital Band 3 und die Manuskripte Zeile für Zeile untersucht und die Veränderungen durch Engels im Detail bewertet.

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Hier fängt das Manuskript an (1/2)

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein MEGA-Projekt. Die zweite und grunderneuerte Marx-Engels-Gesamtausgabe hat sich zum Ziel gesetzt, wirklich den vollständigen schriftlichen Nachlass von Karl Marx und Friedrich Engels zu edieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Insbesondere in den USA hat die Veröffentlichung der Manuskripte und Vorarbeiten zu den Kapital-Bänden viele Diskussionen neu angestoßen. Kenji Mori untersuchte ein Manuskript, dass den Einfluss der Umschlagszeit auf das fixe und zirkulierende Kapital untersuchte.

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