Never mind the Durchschnittsprofitrate. Here ist the Durchschnittsmehrwertrate.

⋄ Während vielen Marxist*innen die Theorie des Ausgleich der Profitraten bekannt ist, ist Marxens Theorie des Ausgleichs der Mehrwertraten weitestgehend in Vergessenheit geraten.

⋄ Jonathan Cogliano führte im
Cambridge Journal of Economics in das fast vergessene Stück marxistischer Theoriegeschichte ein.

⋄ Die Mehrwert- oder Ausbeutungsrate gibt an, welchen ANteil des Arbeitstages Arbeiter*innen für den Mehrwert der Kapitalisten arbeiten bzw. vieviel Mehrwert pro variablem Kapital im Produktionsprozess geschaffen wird.

⋄ Wenn Arbeiter*innen sektoriell und territorial mobil seien, würden sie von Bereichen hoher Ausbeutung in Bereiche niedriger Ausbeutung migrieren und so für eine Angleichung der Mehrwertraten sorgen.

⋄ Cogliano zeigte in seinem Artikel die Herkunft der Theorie, einen Nachweis der Plausibilität und mögliche Auswirkungen auf politische wie ökonomische Fragen auf.

Die Diskussion um die durchschnittliche Profitrate und ihre Rolle in der Preisbildung nach Marx ist den meisten interessierten Marxist*innen bekannt. Weniger bekannt hingegen ist, dass Marx auch für eine Angleichung der Mehrwertraten in den verschiedenen Industrien argumentierte. Viel Gerede in der Linken von der besonderen Ausbeutung dieser oder jener Fraktionen der Arbeiter*innenklasse wäre damit zumindest langfristig hinfällig. Während die Theorie des Ausgleichs der Mehrwertraten zur Entstehungszeit des Kapitals so populär war, dass sie Marx nicht besonders herausstellen musste, hat sich jedoch auch im Laufe des 20. Jahrhunderts Kritik geregt.

Jonathan Cogliano hat im Cambridge Journal of Economics eine kleine Einführung in Marxens Theorie einer Durchschnittsmehrwertrate gegeben. Er diskutierte dabei nicht nur die Stichhaltigkeit und die Ideengeber von Marx, sondern auch, warum die Diskussion um die Durchschnittsmehrwertrate im Marxismus nur eine nebensächliche Rolle spielte.

Der Ausgleich der Mehrwertraten

Dass die Theorie des Ausgleichs der Mehrwertrate nicht ebenso große Bedeutung erlangt hat, wie der Ausgleich der Profitraten, mag daran liegen, dass die Theorie sehr unprominent zwischen dem 8. und 10. Kapitel des dritten Bandes untergebracht ist und nicht dezidiert herausgestellt wird. Zunächst aber zur Definition: Die Mehrwert- oder Ausbeutungsrate gibt an, wie stark die Arbeitskraft ausgebeutet wird. Sie lässt sich einmal durch das Verhältnis der Mehrarbeitszeit für den Kapitalisten durch die Zeit, welche die Arbeiter*in für ihre eigenen Mittel der Reproduktion arbeitet, bestimmen. Ebenso kann man sie per Division des Mehrwerts durch das variable Kapital erhalten. In der Literatur besitzt sie meistens das kleine e für das englische exploitation rate, da Mehrwertrate und Ausbeutungsrate synonyme Begriffe sind. Mit dieser Doppelbezeichnung machte Marx auf den Umstand aufmerksam, dass so objektiv erscheinende Größen wie der Mehrwert auf sozialen Beziehungen wie der Ausbeutung beruhen.

Um das Argument für eine Durchschnittsmehrwertrate kurz plausibel zu machen. Unter gegebener Mobilität der Arbeitskraft würden Arbeiter*innen aus Bereichen verschärfter Ausbeutung emigrieren und in Bereiche mit hohen Löhnen oder weniger intensiver Arbeit immigrieren. Wie Kapitalisten sich die Geschäftszweige mit der höchsten Profitabilität suchen und so zum Ausgleich der Profitraten beitragen, suchen sie die Arbeiter*innen die Zweige mit der geringsten Ausbeutung und tragen so zum Ausgleich der Mehrwertraten bei.

„Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten vollzieht sich um so rascher, 1. je mobiler das Kapital, d.h. je leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort zum andern; 2. je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren werfbar ist.“

MEW 25, S.206

Unter dem zweiten Punkt versteht Marx auch Gleichgültigkeit der Arbeiter*innen gegenüber den Inhalt ihrer Tätigkeiten, z.B. den Wegfall von Vorbehalten gegenüber bestimmten Professionen oder informelle Zugangsschranken (Stichworte Klassismus, informelle Exklusion von Frauen* aus bestimmten Bereichen, …). Die Mobilität der Ware Arbeitskraft ist dabei keine Annahme im luftleeren Raum. Diese war die Voraussetzung für die Herausbildung des Kapitalismus. Die ursprüngliche Akkumulation löste die Bauern von ihren Schollen und warf sie als frei verfügbare Arbeitskräfte auf den Markt. Erstmalig geht Marx zu Beginn des 8. Kapitel auf den Ausgleich der Mehrwertraten ein:

„In diesem Kapitel wird nun vorausgesetzt, daß der Exploitationsgrad der Arbeit, und daher die Rate des Mehrwerts und die Länge des Arbeitstags in allen Produktionssphären, worin sich die gesellschaftliche Arbeit in einem gegebnen Lande spaltet, von gleicher Größe, gleich hoch
ist. Von vielen Verschiedenheiten in der Exploitation der Arbeit in verschiednen Produktionssphären hat schon A. Smith ausführlich nachgewiesen, daß sie sich durch allerlei wirkliche oder vom Vorurteil akzeptierte Kompensationsgründe ausgleichen, und daher, als nur scheinbare und verschwindende Verschiedenheiten, für die Untersuchung der allgemeinen Verhältnisse nicht in Rechnung kommen. […] Und wenn die Ausgleichung der Arbeitslöhne und Arbeitstage, und daher der Rate des Mehrwerts, zwischen verschiednen Produktionssphären, ja selbst zwischen verschiednen Kapitalanlagen in derselben Produktionssphäre durch vielerlei lokale Hindernisse
aufgehalten wird, so vollzieht sie sich doch mehr und mehr mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der Unterordnung aller ökonomischen Verhältnisse unter diese Produktionsweise.“

MEW 25, S.151f.

National würden nationale Unterschiede bestehen, die jedoch nur das vorangegangene Stadium der kapitalistischen Entwicklung mit einer entwickelteren vergleichen würden. Mit zunehmender Kapitalmobilität auf dem Weltmarkt würden sich mit der Zeit die Profitraten, mit zunehmender Mobilität der Arbeitskraft die Mehrwertraten angleichen. Nicht verwechselt werden darf der Ausgleich der Mehrwertraten jedoch nicht mit einem Ausgleich der Löhne.

„Wird z.B. die Arbeit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die eines Taglöhners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds in demselben Verhältnis auch größern Mehrwert her als die des Taglöhners.“

MEW 25, S.151

Hier gibt es also nach den eher postulierten Unterscheidungen zwischen einfacher und komplizierter Arbeit im ersten Kapital-Band nochmal eine Neuformulierung dieser Differenzierung auf der Ebene der Distribution. Als letztes ist zu beachten, dass es sich bei diesem Ausgleich um ein Langzeitphänomen handelt. Es können Generationenwechsel nötig sein, ehe bestimmte Professionen einer breiten Masse des Proletariats zugänglich sind. Man denke hier an die die deutsche Nachkriegsgeschichte prägende zunehmende Akademisierung des Proletariats.

Wurzeln bei Adam Smith

Das Konzept des Ausgleichs der Mehrwertraten ist dabei keine Idee von Marx gewesen. Bereits Adam Smith sprach in Wealth of the Nations vom Ausgleich der Vor- und Nachteile der einzelnen Arbeiten. Bekannt geworden ist sein Beispiel, einer Gesellschaft aus Biber- Hirsch-Jäger*innen. Macht es doppelt soviel Mühe, einen Hirsch zu erlegen wie einen Biber, dann werden zwei Biber gegen einen Hirsch getauscht. Entspricht der Gebrauchswert von zwei Bibern jedoch nicht denen eines Hirsches, weil an zweiterem wesentlich mehr Fleisch zu holen ist, dann werden nicht plötzlich drei Biber pro Hirsch getauscht, sondern alle Jäger werden sich auf die Hirschjagd konzentrieren. Vermehren sich in der Folge die Biber wieder, während die Hirsche überjagt werden, entwickeln sich wieder rückläufige Tendenzen. Smiths Punkt ist, dass kein Jäger als rationales Wesen aus freien Stücken schwerer für einen kleineren Ertrag arbeitet als notwendig.

Marx merkte diese Vorarbeit von Smith im dritten Kapital-Band und in den Theorien über den Mehrwert positiv an, kritisierte Smith jedoch dafür, dass er es nicht vollbrachte, die „Vorteile und Nachteile“, von denen noch Smith schrieb, auf die Quanta abstrakter Arbeitszeit herunterzubrechen und dass er die Arbeitskraft nie als Ware identifizierte. Zudem habe er, wie Marx in den Grundrissen anmerkt, die physiokratische Sicht nie vollständig verlassen und einen natürlichen Preis der Arbeitswerte neben einen Marktpreis gestellt ohne eine Theorie ihres Zusammenhangs zu entwickeln. Und natürlich habe es Smith verpasst, aus dem einfachen Warenhandel auf die realen kapitalistischen Verhältnisse zu schließen, in denen eine Klasse Warenbesitzer von Produktionsmitteln und die andere nur Besitzer ihrer Ware Arbeitskraft sei, wodurch die Aneignung fremder Arbeiter den einfachen Warentausch Smiths begrifflich und historisch aufhebe. Auch wenn Marx hier also auf eine Theorie der bürgerlichen Ökonomie zurückgriff, hat er sie doch in sehr entscheidenden Punkten über sich hinaus getrieben.

Der Ausgleich der Mehrwertraten in der Literatur

Der Ausgleich der Mehrwertraten wurde in der marxistischen Debatte eher randständig wahrgenommen. In aller Regel spielt er eine Rolle bei den Debatten um das Transformationsproblem, also der Umrechnung von Werten in Preise. Gerade von den bürgerlichen Kritiker*innen der Marxschen Theorie wie Joan Robinson, wurde er heftig attackiert. Diese „reine Behauptung maskiere sich als Argument, für die wir keine anderen Belege als das Wort von Karl Marx“ (übersetzt nach Cogliano, S.136) hätten. Paul Samuelson wertete sie als „ersponnenes Kindermärächen ohne spezielle Relevanz für feststellbare Fakten des einfachen Wettbewerbsmodells“ (übersetzt nach Cogliano, S.136). Bowles und Gintis kritisierten, dass sich die These vom Ausgleich der Mehrwertraten nicht mit der Theorie der ungleichen Entwicklung decke. Zu Robinson und Samuelson muss natürlich gesagt werden, dass sie nur eine sehr spezielle Interpretation des Transformationsproblems vertreten, deren eigene theoretische Basis diskutabel ist. Bereits zu ihrer Zeit und in Folge haben sich bereits Konzepte entwickelt, welche Lösungen auf die von Bortkewicz, Böhm-Bawerk und Nachfolger*innen aufgeworfenen Probleme entwickelten. Zweitens widerlegen sie die Theorie gar nicht argumentativ, sondern spielen unlauter empirische und theoretische Ebene gegeneinander aus. Zur ungleichen Entwicklung müsste festgestellt werden, dass diese genau dort auftritt, wo die Prämisse von Marx, die Mobilität der Arbeitskraft, verletzt ist.

Weit größeren Wert maßen Morishima und Seton der Theorie bei. Sie hielten sie vor allen Dingen für das inverse Transformationsproblem relevant: die Umwandlung von Preisen (Löhne, Preise für Produktionsmittel) in Werte. Allerdings sahen auch sie keine strenge Evidenz für die Behauptung. Szumski wiederum war einer der ersten, welcher die Durchschnittsmehrwertrate produktiv analytisch nutzen wollte. Er wollte über diese auf die potenzierte Arbeitskraft schließen, was im nächsten Kapitel noch etwas näher ausgeführt wird. In den letzten Jahren versuchte Skillman mit Hilfe der Durchschnittsprofitrate aufzuzeigen, dass Firmen genau dann ihre Mehrwertmaximum erreichen, wenn sich Lohnquote und Ausbeutungsrate decken. Würde sich also die die Theorie als evident erweisen, dann würden in der langfristigen Tendenz beide zusammenfallen und ein wichtiger Parameter der Profitratengleichung ließe sich mit Hilfe der Lohnquote darstellen.

Bewährung in der Neuen Interpretation

Nun hängt die Brauchbarkeit aller möglichen Konsequenzen einer Durchschnittsmehrwertrate natürlich von ihrer theoretischen Stichhaltigkeit ab. Hier möchte nun Cogliano zeigen, dass diese zumindest im Framework der Neuen Interpretation des Tranformationsproblems gegeben ist. In der Neuen Interpretation werden zwar nicht Preise und Werte gleichgesetzt, da sie Wert darauf legt, dass Werte der Produktion entspringen und Preise der Distribution. Aber es gäbe Umrechnungsgrößen, die sich erhalten. So seien der realisierte Mehrwert in Preisen im Vergleich zu den Löhnen genauso groß wie der Mehrwert zu variablem Kapital in Wertform. Daraus folge, dass die Mehrwertrate in Preisform gleich der in der Wertform sei.

Cogliano wollte nun zeigen, dass der Ausgleich der Mehrwertraten in der Neuen Interpretation mit dem Ausgleich der Profitraten vereinbar ist. Das Problem hier liegt nämlich darin darin, dass die unterschiedlichen organischen Zusammensetzungen bei Ausgleich der Profitraten nur einen Teil oder ein Vielfaches des Mehrwerts realisieren. Die beobachtbare Mehrwertrate e ist eine andere als die Mehrwertrate e im System der Arbeitswerte. Ohne auf die Details einzugehen (man siehe hier das in der Literatur verlinkte Paper) zeigte Cogliano, dass im Preisbildungskonzept im Lichte der Neuen Interpretation der Ausgleich der Mehrwertraten theoretisch integrierbar ist und zwar sowohl im System der Werte als auch der Preise (dass sie also eine Prämisse der NI erfüllt). In anderen dualistischen Interpretation konnte er die Vereinbarkeit des Ausgleichs der Mehrwertraten bestätigen, aber nicht die Identität der Mehrwertraten im Preis- und Wertsystem, was Probleme für die empirische Nachweisbarkeit aufwirft.

Perspektiven

Der Ausgleich der Mehrwertraten eröffnet auch eine Perspektive auf unterschiedliche Lohnhöhen. Verrichtet ein*e Arbeiter*in kompliziertere Arbeit, benötigt sie mehr Mittel zur Reproduktion, etwa weil die Arbeit mehr Nerven kostet oder eine spezielle Ausbildung verlangt. Die Arbeit schafft jedoch auch mehr Wert. Damit kann direkt aus den Lohnhöhen bei gleicher Arbeitszeit auf die Kompliziertheit der Arbeit geschlossen werden. Mit einem solchen impliziten Vergleich kann ein Kapitalist zum Beispiel abschätzen, ob die Einführung einer komplizierteren Arbeitsweise profitträchtiger ist oder nicht.

Wie alle objektiven Gesetze spielt sich auch das Gesetz oder die Tendenz vom Ausgleich der Mehrwertraten hinter dem Rücken der Akteure ab. Arbeiter*innen müssen weder Bewusstsein über ihre Ausbeutungsraten noch über den Fakt der Ausbeutung überhaupt haben, um in die Sektoren mit geringerer Arbeitsintensität und höheren Löhnen zu migrieren. Cogliano schlägt daher vor, die Migration von Arbeiter*innen als Observable von Mehrwertratenunterschieden zu machen. So bräuchte man keine komplizierten Berechnungsalgorithmen zur Preisbildung, um auf Unterschiede des Ausbeutungsgrads der Ware Arbeitskraft zu schließen. Der oberflächliche messbare Effekt der Arbeitsmigration wäre Beweis genug. Allerdings müsste dazu die Mobilität der Ware Arbeitskraft auch garantiert sein, was insbesondere in der internationalen Betrachtung nicht der Fall ist.

Eine Rolle spielt die durchschnittliche Mehrwertrate auch bei der Frage, ob zur Bestimmung dieser nur die produktive oder auch die unproduktive Arbeit gezählt werden müsse. Schließlich fallen im Kapitalismus Produktion des Werts und Realisation des Werts sektoriell meist auseinander, sodass unklar ist, welche Rolle Ausbeutung eigentlich für Zirkulationsarbeiter*innen spielt, die ja keinen Mehrwert produzieren. Folgt man der Theorie des langfristigen Ausgleichs der Ausbeutungsraten, müsste man auf phänomenologischer Ebene keine Unterscheidung zwischen der Ausbeutung produktiver und unproduktiver Arbeiter*innen mehr treffen, was dem Verständnis einer Gesamtarbeiter*innenschaft enorm zuträglich wäre. Marx expliziert auch, dass es gerade der Ausgleich der Profitraten und Mehrwertraten ist, welcher die Kapitalisten und die Arbeiter*innen als ganz reale Klassen gegenüberstellt. Auch wenn Fraktionen der Arbeiter*innenklasse temporär sich günstigere Bedingungen verschaffen könnten, würden sich diese mit der Zeit nivellieren, sodass eine tatsächliche langfristige Verbesserung nur Resultat der Organisation als Klasse und die Senkung der Mehrwertrate als ganzer sein könne.

Zusammenfassung

Wie Jonathan Cogliano zeigt, ist die Theorie des Ausgleichs der Mehrwertraten nicht nur logisch gut begründet, sondern hält auch den mathematischen Formulierungen zur Bewältigung der Transformation der Werte in Preise (und umgekehrt) stand. Sie entkleidet die Vorstellungen, dass man nur etwas gescheites lernen müsse und dann hätte man ausgesorgt, ihres ideologischen Charakters. Sie zeigt auf, dass nur die Organisation des Proletariats als gesamte Klasse in der Lage ist, die Lage der Lohnabhängigen dauerhaft zu verbessern.

Natürlich ist die Durchschnittsmehrwertrate nur eine Tendenz und die beständige Bewegung der Wertbestandteile, des Angebots und der Nachfrage werden immer Sektoren entstehen lassen, in denen zeitweilig stärker oder weniger stark ausgebeutet wird. Man darf auch nicht vergessen, dass global gesehen die Freizügigkeit der Arbeitskraft nicht gegeben ist. Aber gerade global merken wir den ungeheuren Druck, der auf die Grenzen der Freizügigkeit ausgeübt wird. Die aktuellen Migrationsbewegungen sind der konkrete historische Ausdruck der dem Kapitalismus innewohnenden Kräfte, seine Tendenzen auch durchzusetzen. Mit dem Versuch der Einhegung dieser Tendenzen z.B. durch die Festung Europa hebt sich die bürgerliche Gesellschaft, deren moralische Leitwerte Freiheit, Gleichheit und Solidarität (Freiheit der Arbeiter*innen, ihre Ware überall zu verkaufen; Gleichheit der Ausbeutung; Solidarität durch die ausgleichenden Effekte) sind, selbst aus den Angeln und schlägt in ihr diktatorisches Gegenteil um. Der Ausgleich der Mehrwertraten ist eine dieser Tendenzen, welche herausfordert: Sozialismus oder Barbarei.

Literatur:

Cogliano, J. (2023): Marx’s equalised Rate of Exploitation. In: Cambridge Journal of Economics. Jahrgang 47. S.133–169.

Marx, K. & Engels, F. (1983): Das Kapital. Band 3. In: Marx-Engels-Werke. Band 25. Berlin, Hauptstadt der DDR: Dietz.

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert