One Size doesn’t fit all

Die aufgeschriebene Debatte darüber, wie bürgerliche in Preisen geführte Statistiken im Spiegel der Marxschen Arbeitswertlehre interpretiert werden können und zum Beispiel eine Bestätigung oder Widerlegung des tendenziellen Falls der Profitrate erlauben, füllt mittlerweile ganze Bibliotheken. Wie behandelt man die unproduktive Arbeit? Wie das fiktive Kapital? Oder das Transformationsproblem? Schwierig, schwierig, schwierig. Joshua J. Watterton fand in der Critical Sociology in der Tradition Shane Mages und Murray E.G. Smiths eine sehr spannende Antwort.

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Marx hatte mal wieder Recht … diesmal: Produktivität

Seit dem Beginn der 50er Jahre geht die Produktivitätsentwicklung in den westlichen Industrienationen langsam, aber stetig zurück. 2008 schrumpfte die Produktivität in Deutschland sogar das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, mit der Coronakrise 2020 ein zweites Mal. Insgesamt lag die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem 2022 noch immer unter dem Niveau von 2017. Das kratzt nicht nur mächtig am Selbstverständnis der deutschen Bourgeoisie als Innovationsstandort. Was können wir allerdings über die Gründe des Produktivitäts-Slowdowns aussagen? Thanasis Maniatis und Costas Passas haben in der Capital&Class verschiedene Theorien und Einflussfaktoren getestet. Und zeigen: am besten erklärt man das Phänomen mit Ye Good Olde Marx.

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ökologischer und ökonomischer ungleicher Tausch

Dass die Ärmsten die höchsten Kosten des Klimawandels tragen, ist so offensichtlich, dass es eine Binsenweisheit geworden ist. Und gerade, weil es so ein Allgemeinplatz geworden ist, haben sich viele Ökonom*innen und Ökolog*innen auf die Suche nach einer Präzisierung gemacht. Ein Großteil stützt sich mehr oder weniger auf den Begriff des ungleichen ökologischen Tausches.
Andrea Ricci, Assistenzprofessor an der Universität in Urbino, hat vor zwei Jahren ein herausragendes Buch zum ungleichen ökonomischen Tausch vorgelegt. Er hat in der aktuellen Capitalism Nature Socialism seine mit der ökomarxistischen Metrik des ungleichen ökologischen Tauschs nach Foster und Holleman verglichen. Das Ergebnis: der Zusammenhang von Armut und Umweltzerstörung lässt sich mit großer Signifikanz messen.

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Kolumbien und die Cambridge-Gleichung

In der Review of Radical Political Economics veröffentlichte Carlos Alberto Duque Garcia
von der Universidad Autonoma Metropolitana aus Azcapotzalco, Mexico eine Studie zum tendenziellen Fall der Profitrate Kolumbiens. Solche Studien gibt es wie Sand am Meer. Nun ist Garcias Studie aber weder wegen der konkreten Analyse der Profitrate interessant, noch die spezielle Anwendung auf Kolumbien. Trotz der politischen Sonderstellung Kolumbiens als engster Verbündeter der USA und trotz des lang anhaltenden Bürgerkriegs gegen die FARC reiht sich die kolumbianische Ökonomie in ein typisches Muster südamerikanischer Staaten ein. Garcia hat untersucht, ob sich die so genannte Cambridge-Gleichung, die sich sowohl aus der Marxschen als auch aus der Keynesianischen Theorie herleiten lässt, empirisch bestätigen lässt. Und Garcia ging noch einen Schritt weiter. Mit einer Impuls-Response-Analyse konnte er nachweisen, dass die Marxsche Herleitung empirisch konsistenter ist als die bürgerliche. Wie hat er das gemacht?

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Und sie verelenden doch …

Kaum ein anderes Argument wird so stark gegen den Marxismus gewandt, wie die Verelendungstheorie. Marxist*innen müssten doch erkennen, dass sich die Lage der Arbeiter*innen in den letzten 150 Jahren verbessert habe. Demokratische Teilhabe und soziale Sicherheit seien auch ohne Revolution Wirklichkeit geworden. Und man muss zugeben. Lässt man seinen Blick durchs Land schweifen, scheinen Arbeiter*innen mehr verlieren zu können als nur ihre Ketten.
Carlos Alberto Duque Garcia von der Universidad Autonoma Metropolitana in Mexiko hat für die Capital&Class die ökonomischen Grundlagen der Marxschen Verelendungtheorie untersucht. Kann er das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation, die Grundlage der Marxschen Verelendungstheorie, empirisch bestätigen?

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Diagnose: Entfremdung

„Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.“ lässt im Film The Country Girl Drehbuchautor George Seaton den Sänger Bing Crosby sagen. Alltag im Kapitalismus, das heißt vor allen Dingen Entfremdung. Entfremdung von anderen Menschen, wenn man in seiner Büroparzelle Aufträge abarbeitet; Entfremdung von der Arbeit, wenn Druck und Fremdbestimmung jede Tätigkeit zur Last werden lassen; Entfremdung von der Natur, wenn einem eigentlich egal ist, woher Essen und Kleidung kommen, Hauptsache sie sind bezahlbar. Es wird kaum verwundern, dass so ein Dauerzustand krank machen kann. Im Scandinavian Journal of Public Health entwarfen Emil Oversveen und Conor A. Kelly einen kurzen Abriss über die Entfremdungstheorie in der Gesundheitspsychologie. Sie arbeiteten Leerstellen des klassischen psycho-sozialen Ansatzes heraus und zeigten auf, wie marxistische Theorie in der Lage ist, diese zu füllen.

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Wahrscheinlich hat Marx Recht

Fast 40 Jahre nach Laws of Chaos bringen die beiden israelischen Wissenschaftler Emmanuel Farjoun und Moishe Machover einen zweiten Band ihres Erstlingswerks heraus. Hilfe erhalten sie von David Zachariah aus Schweden. Mit ihrer wahrscheinlichkeitstheoretischen Interpretation der Durchschnittsprofitrate entwickelten sie 1983 einen originellen Ansatz zur empirischen Analyse der kapitalistischen Wirtschaft … und knüpften Verbindungen zur theoretischen Physik. Während sich Laws of Chaos eher mit grundsätzlicher Methodik befasste und die empirische Bestätigung eher dünn war, soll nun How Labor powers the Global Economy die praktische Anwendung veranschaulichen.

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