Rezension: Spezialoperation und Frieden (Ewgeniy Kasakow)

Russland ist ein Land, in dem es offiziell keine Kriegsbefürworter*innen gibt. Denn es gibt offiziell keinen Krieg. Kundgebungen für die Spezialoperation zu organisieren, ist ebenfalls nicht erwünscht. Politischer Aktivismus würde ja bedeuten, es handle sich um eine große Sache. Es ist für dem Kreml aber keine große Sache. Doch auch, wenn es weder Krieg noch Kriegsfreunde in Russland gibt, es gibt Kriegsgegner*innen. Auch wenn diese erst recht nicht protestieren dürfen.
Ewgeniy Kasakow hat in seinem Buch Spezialoperation und Frieden die Positionen der linken Kriegsgegner*innen zusammengetragen. Dazu hat er Interviews geführt, Quellen ausgewertet und die Geschichte einer zersplitterten politischen Bewegung aufgerollt. Herausgekommen ist eine Mischung aus politischer Enzyklopädie, Essaysammlung und kommentiertem Zeitgeschehen.

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Ursula K. Le Guin: The Dispossessed (hist.-mat. Science Fiction 2/X)

Im vorangegangenen Artikel wurde die historisch-materialisische Science Fiction als ein regelbasiertes Gedankenexperiment beschrieben, welches das Mittel der Fiktion nutzt, um Erkenntisse zu gewinnen, die ohne sie nicht möglich wären. Das ist natürlich reichlich abstrakt und verlangt nach Anwendung. Ein erstes Fallbeispiel soll Ursula K. Le Guins The Dispossessed (dt. Freie Geister) sein. Der Roman zählt als einer der Klassiker, nicht nur der linken, Science Fiction. Im Sinne der obigen Definition soll der Roman als Experiment im engen Sinne verstanden werden. Ursula K. Le Guin starb am kommenden Sonntag vor fünf Jahren.

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