Zwischen Nützlichkeit und Eigensinn: Simon Schaupps “Stoffwechselpolitik”

Simon Schaupp ist einer der Shootingstars der zeitgenössischen deutschsprachigen Soziologie. Das liegt nicht nur am Umfang seiner jüngeren publizistischen Tätigkeit in den vergangenen Jahren, die eine beeindruckende Bandbreite aufweist und dass er mit den Themen Digitalisierung, Arbeitssoziologie und Ökologie drei moderne Kassenschlager bearbeitet. Auch die theoretische Qualität, die methodische Kreativität und der Umfang an Querverweisen, Verknüpfungen und Beziehungen, die in seinen Texten aufgemacht werden, beeindrucken. Nun hat Simon Schaupp mit „Stoffwechselpolitik“ eine Monographie vorgelegt, die seine bisherigen Arbeitsgebiete in einem umfassenderen Konzept zusammenführt.

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Die temporale Zusammensetzung des Kapitals

Der zweite Band des Kapitals führt bis heute ein Schattendasein. Bereits Friedrich Engels merkte in einem Brief an einen Freund an: „Der 2. Band wird große Enttäuschung erregen, weil er so rein wissenschaftlich ist und nicht viel Agitatorisches enthält.“ Während der erste Band über das Wesen des Werts als Schöpfung der Produktionssphäre aufklärt und der dritte Band mit seiner Theorie der Distributionssphäre inklusive Preisbildung, Profitraten und Rententheorie nah an den ökonomischen Erscheinungen ansetzt, gilt der zweite Band mehr oder weniger als Bindeglied. Dabei ist es jedoch so, dass Produktion, Zirkulation und Distribution alle als Bestandteile eines ganzheitlichen Prozesses zu verstehen sind, der keine Hierarchisierung kennt. Und so hat die Vernachlässigung einiger Phänomene der Zirkulation auch zu einer fehlerhaften Theoriebildung der Produktion und Distribution geführt.

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