Wie der Fisch ins Netz ging: zum Scheitern des Volkskriegs der PKK

⋄ Die PKK gab vergangene Woche ihre Auflösung bekannt und somit beginnt die Zeit der historischen Aufarbeitung der Kurdischen Arbeiterpartei.

⋄ Die PKK versuchte, durch die Adaption der Volkskriegstaktik Maos, die überlegene türkische Armee aus Südostanatolien zu vertreiben und revolutionäre Prozesse anzustoßen.


⋄ Nihat Ali Özcan und Erol Başaran Bural analysierten, warum dies trotz guter Ausgangsbedingungen nicht gelang.

⋄ Die PKK übersprang die Phase der strategischen Balance, um zu schnell mit zu schweren Waffen nicht mehr mobil genug für eine Guerillaarmee zu sein.

⋄ Gleichzeitig warf die türkische Armee ein „Fischnetz“ über den „Fischen in den Volksmassen“ aus und bewies Anpassungsfähigkeit an die Strategie der PKK.

Seit letzter Woche ist die PKK endgültig Geschichte. Die Kurdische Arbeiterpartei gab ihre schrittweise Auflösung bekannt. Die Waffen sollen abgegeben werden. Im Gegenzug versprach der türkische Staat die symbolische Freilassung politischer Gefangener. Kurdische Clanführer begrüßten den Schritt und schielen bereits auf mögliche Investitionen in der Region. Während die AKP im Westen der Türkei zunehmend unter Druck gerät, scheint sie in Anatolien einen wichtigen Sieg errungen zu haben.

Das Ende der PKK bedeutet auch, dass sich nun konstruktiv mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt werden kann. Historische Einschätzungen hören langsam auf, von Vorstellungen überlagert zu werden, welchen Kurs die Partei in Zukunft beschreiten sollte: eher eine Rückkehr zur maoistischen Guerillataktik oder die Etablierung als Grenzen transzendierende Graswurzelbewegung. Die jüngeren Ereignisse werden dabei sicher noch länger umstritten bleiben. Aber vielleicht lässt sich schon eine Annäherung an die etwas ältere Geschichte anstellen. Nihat Ali Özcan und Erol Başaran Bural analysierten im Fachjournal für kleine Kriege und Kampfeinsätze Small Wars and Insurgencies, warum es der PKK nicht gelang, Maos Drei-Phasen-Strategie des Volkskrieges erfolgreich zu implementieren.

Die Taktik des Volkskrieges

Obwohl seit den Ursprüngen der Französischen Revolution das gemeine Volk als maßgebliche Einflussgröße militärischer Auseinandersetzungen nicht mehr wegzudenken ist, bezeichnet der Begriff des „Volkskrieges“ sehr eng die Strategie des antikolonialen Befreiungskriegs in China im Nachgang des Zweiten Weltkrieges und dessen Weiterführung zu einem revolutionären Krieg, sowie die Versuche ihrer Adaption durch spätere revolutionäre Bewegungen. Konzeptionell geht es darum, mit einer kleinen Guerillaarmee durch die Verbindung mit der Landbevölkerung eine zahlenmäßig und technisch überlegene konventionelle Armee zu schlagen. In der offiziellen Sprache der Volksrepublik China geht die Strategie auf das militärische Mao-Zedong-Denken zurück. Dieser griff dabei die Idee von Clausewitz auf, dass konkrete militärische Zielkaskaden numerische Nachteile ausgleichen könnten.

Diese drei Ziele waren nach Mao der strategische Rückzug, die strategische Balance und die strategische Offensive. Während des strategischen Rückzugs wird dem Feind dabei ein Großteil des Territoriums überlassen. Guerillas halten lediglich strategisch günstige Schlüsselpositionen, die es ihnen erlauben, Basen zu errichten, sich in kleineren befreiten Territorien leicht zu bewegen und die Kontakte mit der Bauernschaft aufrecht zu erhalten. Angriffe dienen lediglich dazu, die Kräfte des Feindes in die Breite zu ziehen und damit Fronten aufzuweichen. Essentiell ist hierbei die Idee, dass Fronten eben keine abgeschlossenen Linien sind, wie Taktikkarten gerne suggerieren, sondern durchlässige und von innen poröse Zwischenergebnisse. Mobilität ist die Schlüsselfähigkeit der Guerillas in dieser Phase. Bekannt geworden ist der Ausspruch Maos, der Guerilla müsse sich in den Massen bewegen, wie der Fisch im Wasser. Diese Metapher sollte bei der Umsetzung durch die PKK nochmal Bedeutung erlangen. Da der Okkupant zwangsläufig in Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung kommt, können die Guerillas durch bewaffnete Propaganda – was sowohl konkrete Hilfeleistung für geschädigte Bauern, den bewaffneten Schutz von Aufständen als auch das Versprechen der Befreiung umfasst – neue Kräfte sammeln.

Auf diese Weise wird die Phase der strategischen Balance erreicht. Hierfür sollten die Kräfte der Guerillas quantitativ wie qualitativ angewachsen sein. Viele Kämpfer verfügen bereits über ausreichend Einsatzerfahrung, um größere Einheiten zu befehligen. Größere Angriffen führen zu Materialgewinnen und dem Anwachsen der eigenen Feuerkraft. Mobile Angriffe weichen damit immer systematischeren Vorstößen und der Errichtung komplett befreiter Regionen, aus denen wiederum neue Kämpfer gewonnen werden können. Der Schlüssel liegt hier im Verhalten des Gegners und wie es ihm gelingt, sich auf die neue Situation einzustellen.

Gelingt es dem Feind nicht, durch massive Aufrüstung oder eine adäquate Gegenstrategie die Balance zu halten oder zurückzudrängen, folgt die Phase des strategischen Angriffs. In dieser Phase verliert der militärische Arm zunehmend seinen Guerillacharakter und beginnt, regulär zu agieren. Der Gegner muss sich defensiv orientieren, wobei die Verweigerung der Bevölkerung es ihm schwer machen sollte, irgendwo fest Stellung zu beziehen. In dieser Phase geht es nun um Territorialgewinne und die Vorbereitung der revolutionären Umgestaltung. Denn in der Regel trifft man auf eine recht konservativ strukturierte Landbevölkerung und kämpft gemeinsam mit bürgerlichen Kräften. Durch hinreichende Agitation, Vorbildwirkung beim Wiederaufbau zerstörter Felder, Häuser und Infrastruktureinrichtungen und die Einnahme politischer Schlüsselpositionen sollten dann die sozialistischen Kräfte die dominierende Fraktion der postkolonialen Umwälzung sein.

Hervorragende Ausgangsbedingungen

Die PKK schloss sich dieser Strategie nicht ohne Grund an. Vorausgegangen waren intensive ideologische Debatten. Die türkische Linke war dabei Anfang der 80er Jahre nicht nur in eine türkische und kurdische Bewegung gespalten, sondern auch eine, die einen militanten Befreiungskurs anstrebte und eine, die eine nationaldemokratische Reformbewegung befürwortete. Genau wie die PKK strebten dabei die TIIKP, die TKP-ML und die TIKKO einen militanten, maoistischen Kurs an. Öcalans Ideen eines Volkskrieges differierten dabei nur in einem Punkt wesentlich von denen Maos. Während Mao die Aufstände in den Städten als ebenso integralen Bestandteil des Volkskriegs betrachtete, glaubte Öcalan, sich alleine auf die Dörfer stützen zu können.

Maßgeblich trugen die hervorragenden Voraussetzungen Kurdistans zur Hinwendung zu Maos Volkskriegsdoktrin bei. Mit Ost- und Südostanatolien wählte sich die PKK ein durch den Taurus geformtes Gebirgsland als Operationsbasis aus, dass etwa 30% des türkischen Staatsterritoriums umfasste. Da der Taurus ein Karstgebirge ist, bildet er viele Höhlen und Klüfte, in denen Guerillakämpfer Unterschlupf suchen können. Da das Klima wesentlich rauer ist, als in der Westtürkei, sah man sich ebenso klar im Vorteil, besonders in schneereichen Wintern. Zudem war die soziale Struktur der Kurden durch Dorfgemeinschaften, die Herrschaft lokaler Stammesführer und feudale Besitzverhältnisse beherrscht. Man hoffte, zunächst die mit dem türkischen Zentralstaat ohnehin verstrittenen Stammesführer für sich zu gewinnen, um mit der Zeit seine soziale Basis in die feudal benachteiligten Bauernfraktionen auszuweiten. Die Staatsbindung der Bevölkerung war denkbar gering. Die Analphabetenrate betrug 42% im Vergleich zu 30% in der gesamten Türkei. Pro Einwohner*in gab es halb so viel Lehrer*innen, Ärzte und ein nur halb so hohes Bruttosozialprodukt wie im Rest des Landes.

Demgegenüber verfügte die Türkei zwar über einen großen und einflussreichen Militärapparat. Gerade auf den unteren Ebenen waren die Soldaten jedoch meist gering motiviert und schlecht ausgebildet. Viele fürchteten sich vor den Einsätzen in Ostanatolien, wo nicht nur militante Revolutionäre, sondern auch kriminelle Organisationen warteten. Die wenigen Polizeistationen waren zusätzlich durch starke territoriale Bindungen bestimmt, was einer mobilen Kriegsführung dienlich war. Besonders die nur schwach bewachten Grenzen boten der PKK einfache Rückzugsräume. Mit Syrien teilt sich die Türkei 877 km, mit dem Irak 331 km und mit dem Iran 454 km Grenze. Die Baath-Regime in Syrien und Irak waren der PKK prinzipiell freundlich gesinnt und Damaskus wurde im Mai 1979 der erste sichere Hafen Öcalans. Der erste Golfkrieg führte zusätzlich dazu, dass der Iran und der Irak Grenztruppen von der türkischen Grenze abzogen. Die PKK fand also Bilderbuchbedingungen vor. Doch warum scheiterte der Volkskrieg dennoch?

Die Phasen des Volkskrieges

Dazu sollte man zuerst die Geschichte des Volkskriegs erzählen. Der Ausgangspunkt der PKK war – wie es auch im Konzept des Volkskrieges verankert ist – eine kleine Gruppe relativ schlecht ausgebildeter Kämpfer. Über den syrischen Geheimdienst knüpfte Öcalan Kontakte zu militanten palästinensischen Gruppen. Diese waren zunächst jedoch skeptisch, denn die PKK kooperierte auch mit Masud Barzani, dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei Kurdistans, der ihnen sichere Häfen in den kurdischen Gebieten des Irak sicherte. Da Barzani auch Kontakte zum Mossad unterhielt, konnte Öcalan erst nach längeren Gesprächen mit Nayef Hawatmeh nur die ideologisch verwandte DFLP dazu gewinnen, die jungen Kurden im Guerillakampf zu trainieren. 1981 und 1982 wurden 300 Militante von PLO-Gruppen ausgebildet, wobei im Lauf der Zeit auch Verbindungen zur Fatah und zur PFLP aufgenommen wurden.

Ab 1983 kehrten die Guerillas aus dem Libanon, Syrien und dem Irak in die Türkei zurück und begannen mit der bewaffneten Propaganda. Sie bezogen Stellungen in Eruh/Siirt, am Südufer des Van-Sees und in der Botan-Provinz. Im Juni 1984 begannen die Angriffe auf Polizeistationen und Militärposten. Allerdings verwickelte man sich zu schnell in einen Guerillakrieg anstatt wirkliche bewaffnete Propaganda betreiben zu können. Die türkischen Militärs schlugen überraschend schnell zurück, während Barzani, der an der Seite Saddam Husseins gegen den Iran kämpfte, die PKK nicht politisch unterstützte, um keine Intervention der Türkei zu riskieren. Dennoch begann man in der Folge, das in Anatolien stationierte Türkische Militär durch Angriffe in die Breite zu ziehen. Die Wendungen der Geschichte wollten es, dass 1988 die irakischen Truppen die kurdischen Gebiete angriffen, da sie Barzani der Kooperation mit dem Iran verdächtigten. Diese schlugen gemeinsam mit der PKK und unterstützt durch den Iran zurück, wodurch die PKK plötzlich an gut ausgerüstete Militärbasen, schweres Gerät und schwere Waffen kam. Mit diesen „befreite“ die PKK die Provinz Botan; ein Schein, der sich als trügerisch erweisen sollte.

Denn mit Botan als sicherer Ausgangsbasis und sich allmählich ausbreitenden Aufständen beschloss die PKK auf ihrem Vierten Kongress 1990 die Guerillakriegsphase zu überspringen und stattdessen die kontrollierten Gebiete um Botan auszuweiten. Öcalan argumentierte, man habe zwar noch keine militärische Balance erreicht, aber dafür eine politische. Da sich auch keine kurdische Hoffnung im ersten Golfkrieg erfüllt hatte, strömten Kämpfer aus dem Irak in die Reihen der PKK und man sah das revolutionäre Momentum auf seiner Seite. Im Sommer 1992 nahm man mit 1500 Kämpfern die Stadt Sirnak ein. Die türkische Armee rief den „Krieg im Süden“ aus und fügte der militanten Bewegung erhebliche Schäden zu. Entgegen der Erwartungen der PKK zog sie diesen Krieg auch im Winter erfolgreich durch. 1993 erlebte die PKK zwar ihren höchsten Zuwachs an Mitgliedern, aber spätestens ab 1994 gingen die Neueintritte dramatisch zurück. Ein Reorganisationsversuch während des Waffenstillstands 1993 führte lediglich zu einer Pattsituation. Die PKK war weder moralisch, noch durch ihr mittlerweile umfangreiches Arsenal an schweren Waffen dazu in der Lage, wieder in die Phase der strategischen Defensive zurückzukehren, verlor aber auch jedes Momentum zur Offensive. Spätestens ab 1995 orientierte man sich programmatisch neu und legte mehr Wert auf eine nationale Propaganda für ein vereinigtes Kurdistan. Individueller Terror wurde zunehmend ein Mittel der Wahl. 1999 wurde Öcalan in Nairobi verhaftet.

Die Gründe für die Niederlage

Wie lässt sich nun das Scheitern der Volkskriegstrategie konzeptionell erklären? Sechs Punkte scheinen dafür essentiell. Erstens fiel die Kampfphase der PKK mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zusammen. Das zwang die PKK zu einer ideologischen Neupositionierung hin zu einer kurdisch-nationalistischen Agenda, der bei Revolutionären in den eigenen Reihen, aber auch im Ausland, mit Misstrauen begegnet wurde. Das war ein Problem, auch wenn die Bildung des kurdischen Nationalbewusstseins im modernen Sinne sicher eines der Vermächtnisse der PKK bleibt. Zweitens konnte die PKK ihre Organisationsstrukturen nicht erfolgreich hochskalieren. Nach Maos Ideen sollten die Kämpfe Führungsfiguren herausbilden, die unter den Genossen unumstritten seien. Da jedoch viele Kämpfer ihre Sporen im Golfkrieg verdienten, waren diese erfahrenen Kommandeure nicht mit ihren Befehligten zusammen im Kampf „groß geworden“, was zu Ränkekonflikten führte. Alte PKK-Kader hingegen brachten sich schnell Vorwürfe ein, durch ihre Unerfahrenheit ein Sicherheitsrisiko darzustellen. Das Überspringen der Phase der strategischen Balance führte zu einer Imbalance in den eigenen Reihen. Ebenso kam man drittens zu schnell an zu großes Gerät durch den Golfkrieg. Die jungen Rekruten der frühen Neunziger waren nicht in der Lage, mit diesem richtig umzugehen. Zudem verlangsamte es die Bewegungen der Guerillas. Viertens bedeutete größeres Gerät auch mehr Sichtbarkeit für den Gegner. Dem höheren Anspruch an die Kommunikation konnte man so schnell nicht Rechnung tragen, sodass Informationslöcher entstanden, welche die türkische Armee ausnutzen konnte.

Fünftens war man nicht in der Lage, die Bevölkerung bei ihren Aufstandsversuchen zu unterstützen. Die Aufstände brachen meist spontan und politisch unkontrolliert aus. Die Guerillas hingegen waren zu langsam, um rechtzeitig zu reagieren. Damit brachte sich die PKK um ihren Mehrwert für die aufständische Bevölkerung, die ohne bewaffneten Schutz gegen die Besatzer opponierte.

Erfolgreiche Gegentaktik der Armee

Der sechste Faktor ist vielleicht der wichtigste. Nicht jeder Fehler ist auf eigenes Versagen zurückzuführen. Vielmehr gelang es der türkischen Armee, die Volkskriegstaktik erfolgreich zu adaptieren und zu kontern. Die großen Materialgewinne der PKK nach dem Golfkrieg, als die irakischen Kräfte viele schwere Waffen an der Grenze zurückließen, versetzte die Armee in die Lage, ihre Führung im Kampf gegen die PKK zu begründen. Die Armee war zweifellos die effizienteste Struktur des türkischen Staates, auf Grund der Gesetze aber zunächst nur eingeschränkt in der Terrorismusbekämpfung einsetzbar. Auf Druck der westtürkischen konservativen Bevölkerung und der neuen Bewaffnung gelang es der Armee aber, semilegal zum Hauptakteur im Krieg gegen die PKK zu werden.

Zwei Doktrinen setzte sie dabei erfolgreich um: die Einheit des Kommandos und territoriale Kontrolle. Alle Sicherheitskräfte wurden den Befehlen der Armee unterstellt, sodass die PKK es nicht mehr mit vereinzelten Gendarmerieposten zu tun hatte, sondern einer robusten Struktur. Mit einer Viertelmillion Einsatzkräften waren die Posten zudem ab 1993 vollständig besetzt. Das Konzept der territorialen Kontrolle wiederum kann metaphorisch auch als „Fischnetz“ bezeichnet werden. Dabei wird nicht versucht, dass gesamte Gebiet vollständig zu besetzen, sondern dieses in viele Bereiche einzuteilen und die Grenzen zwischen diesen zu kontrollieren. Damit sollte die großräumige Bewegungsfähigkeit der Guerillas eingeschränkt werden, während innerhalb der Gebiete dem Gegner Zugeständnisse gemacht wurden. So entstand etwa in Botan die Illusion eines befreiten Gebietes, dass in der Realität jedoch abgeschnitten war. Diese Gebiete konnten dann mit Artillerie und Luftschlägen mürbe geklopft werden.

Und auch in Sachen der Ausrüstung hatte die NATO-Armee aus den Fehlern vergangener Guerillakriege gelernt. Die Soldaten verfügten über Winterkleidung, die Einsätze bei bis zu -40°C erlaubten. Mit Nachtsichtgeräten wurden der PKK die Nacht genommen, um sich ungehindert zu bewegen. Auch Helikopter konnten nun nachts fliegen und immer wieder die logistischen Pläne der PKK durchkreuzen.

Zusammenfassung

Maos Volkskriegstaktik bleibt historisch letztendlich auf zwei Erfolge beschränkt. Neben China selbst waren nur die antikolonialen Kräfte in Vietnam in der Lage, erfolgreich aus einer strategischen Defensive eine revolutionäre Offensive zu starten. Der Kampf dauerte dabei gute 20 Jahre und forderte Millionen von Opfern. Die Unterstützung durch China und die Sowjetunion war zusätzlich sicherlich hilfreich. Im NATO-Staat Türkei waren die beiden Länder nicht in der Lage, militärisch zu unterstützen, ohne einen Weltkrieg zu provozieren, selbst wenn die Transformationsprozesse in den beiden Ländern es erlaubt hätten. Vorher waren bereits in Indien, auf den Philippinen und in Peru Versuche der Umsetzung gescheitert.

Die PKK war – um es auf den Punkt zu bringen – letztlich nicht in der Lage, die Phase der strategischen Balance zu erreichen. Die politische Unterstützung war unzureichend und die unterstützenden Parteien konnten kaum Gewinne erzielen. Das ist auch auf die mangelnde strategische Ausrichtung in den Städten zurückzuführen. Auf der anderen Seite war die PKK nicht in der Lage, konkrete Hilfe für lokale Aufstände auf dem Land anzubieten. Und so stellt sich abschließend die Frage, wie belastbar Maos Volkskriegstaktik eigentlich wirklich ist, wenn sich sich trotz guter Voraussetzungen als sehr anfällig gegenüber politischen Instabilitäten erweist.

Literatur:

Özcan, N. & Bural, E. (2025): Contributing factors to PKK’s failure to implement Mao’s protracted people’s war strategy. In: Small Wars & Insurgencies. Online First. DOI: 10.1080/09592318.2025.2501984.

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