Wie müssen reden … über Ausbeutung

⋄ Ausbeutung ist ein basaler marxistischer Begriff. In der Realität tritt sie jedoch selten in Reinform auf, was immer wieder zu Kritik am Ausbeutungskonzept führt.

Die neue Ausgabe der New Political Economy thematisiert die konkrete Erscheinung der Ausbeutung im globalen Kapitalismus des 21. Jahrhunderts.

⋄ In einem Einführsaufsatz weist Nick Bernards darauf hin, dass Ausbeutung in ihrer konkreten Form plural und dynamisch gedacht werden muss.

⋄ Insbesondere der Widerspruch zwischen der Möglichkeit der Überausbeutung auf individueller Ebene und ihrer dauerhaften Unmöglichkeit auf Ebene der gesamten Gesellschaft führt zu den entsprechenden Dynamiken.

⋄ Patriarchat, Rassismus und Staat zeigen sich in diesem Lichte als Vermittlungen von Ausbeutung und nicht als Instrumente der Klassenherrschaft.

Für Marxist*innen ist Ausbeutung ein recht einfaches Konzept. Menschliche Arbeit ist in der Lage, mehr Güter zu schaffen als zu ihrer Reproduktion notwendig ist. Eignet sich ein anderer auf Grund der historischen Umstände das Mehrprodukt an, sprechen wir von Ausbeutung. Im Kapitalismus ist diese über den Warentausch und abstrakte Arbeit vermittelt und damit eben sehr abstrakt. Aber wenn Ausbeutung so abstrakt ist, wie sprechen wir dann richtig über Ausbeutung, wenn es konkret wird. Meist fällt dann nur vielen ein, was keine oder nicht nur Ausbeutung ist … besonders schlechte Arbeitsbedingungen, besondere miese Chefs oder besonders geringe Löhne. Damit ist aber keineswegs geklärt, wie denn unter den Bedingungen eines Weltmarktes, des Imperialismus, historisch gewachsener Formationen wie Patriarchat und Rassismus und den dynamischen Klassenverhältnissen das einfache Konzept Ausbeutung zur Erklärung realer politischer Phänomene sinnvoll verwandt werden kann. Die aktuelle Ausgabe der New Political Economy widmete sich genau dieser Frage. In einem Einführungsartikel rollte Nick Bernards das Feld der Einbettung der Ausbeutung in die globale politische Ökonomie auf.

Ausbeutung

Was Ausbeutung im Begriff des ersten Kapital-Bandes ist, muss hier sicherlich nicht breit ausgeführt werden. Waren werden zu ihren Werten getauscht. Menschen, die keine Produktionsmittel besitzt, müssen ihr Arbeitskraft ebenfalls als Ware verkaufen. Ihr Wert besteht in den Mitteln zur Reproduktion der Arbeitskraft, während sie selbst einen größeren Wert schaffen kann, welchen der Käufer der Ware Arbeitskraft, der Kapitalist, als Mehrwert aneignen kann. Das führt zu einem prinzipiellen Widerspruch zwischen den Interessen de*r Arbeiter*in und denen des Kapitalisten um die Höhe des Mehrwerts und des Lohns. Die Arbeiter*in muss um die Mittel ihrer Reproduktion kämpfen und umgekehrt der Kapitalist um den maximalen Mehrwert. Zieht man in die Argumentation mit ein, dass Wert vergegenständlichte abstrakte Arbeit ist und das wesentliche Maß der Arbeit ihre Dauer ist, dann ist der Kampf um den Mehrwert der Kampf um die Länge des Arbeitstages. Dieser Widerspruch wird im Marxismus als zentral angesehen.

Gegen diese Zentralität hat sich spätestens seit den späten 60ern aus der Linken heraus Kritik entwickelt. Ist die Ausbeutung des globalen Südens durch den globalen Norden nicht viel zentraler geworden? Beuten Männer nicht Hausfrauen aus, die bei entgrenzter Arbeitszeit praktisch keinen Lohn für Hausarbeit erhalten? Ist der Raubbau an der Natur und die zunehmende Klimakrise nicht eine Bedrohung für die ganze Menschheit, welche prioritär gegenüber sozialen Ungerechtigkeiten zu behandeln sei? Und was bedeutet Ausbeutung eigentlich, wenn das Finanzkapital durch immer neue Spekulationsmethoden fiktive Werte schafft und zerstört?

Eine marxistische Analyse kann die Realität von globaler Ausbeutung, Patriarchat, Rassismus, Verschuldung oder Umweltzerstörung nicht einfach leugnen. Und eine Differenzierung in Haupt- und Nebenwidersprüche hat nur begrenzten didaktischen Wert, wird aber kaum Kritiker*innen überzeugen. Vielmehr gilt es anzuerkennen: Ausbeutung ist immer durch globale Zusammenhänge vermittelt. Ausbeutung wird durch Formen der Finanzialisierung und privaten Verschuldung zeitlich verzerrt (Näheres hier). Die Reproduktionskosten von heute können bereits mit den Löhnen von morgen bezahlt werden. Ökologische Quellen und Senken sind performativ für Ausbeutungsstrukturen. Um diese allgemeinen Feststellungen jedoch präziser zu fassen, muss Ausbeutung auf einer konkreten Ebene anders besprochen werden als auf der Ebene des ersten Kapitalbandes, ohne den eigentlichen Charakter der Ausbeutung als Kampf um den Mehrwert zu verwischen.

Dynamische Ausbeutung

Eine erste Modifizierung ist, dass der dynamische Charakter der Ausbeutung anerkannt werdne muss. Die Reproduktion der Ware Arbeitskraft nimmt immer eine historisch spezifische Form an. In aller Regel wird diese etwa in Familienverbänden geleistet, wobei je nach Land Strukturen, Größen, Mobilität etc. ganz unterschiedlich gestaltet sind. Das führt dazu, dass Ausbeutung nicht als rein quantitatives Verhältnis zwischen individuellen Löhnen und dem Mehrwert der individuellen Kapitalisten zu fassen ist. Beispiel 1: In Deutschland trägt das Kindergeld zur intergenerationalen Reproduktion der Ware Arbeitskraft bei. Da die Arbeiter*innenklasse allen Mehrwert schafft, wird auch die finanzierende Steuerlast vollständig von ihr aufgebracht, aber eben als Klasse, während Vor- und Nachteile für jeden individuellen Proletarier unterschiedlich sind. Beispiel 2: In vielen Ländern sind Familien immer noch auf partielle subsidäre Versorgung über eigene Felder, Gärten oder durch eigenes Vieh angewiesen. Die von Frauen oder Kindern erbrachte konkrete Arbeit trägt zur Reproduktion der Ware Arbeitskraft der Lohnarbeiter*innen bei, ermöglicht es den Kapitalisten aber, die Ware Arbeitskraft nicht zu ihren vollständigen individuellen Reproduktionskosten zu bezahlen. Aus Sicht der Gesamtgesellschaft allerdings werden die Reproduktionskosten der Ware Arbeitskraft vollständig bezahlt, da die Möglichkeit der Reproduktion der Ware Arbeitskraft existiert.

Der Widerspruch, dass der individuelle Kapitalist die einzelne Arbeitskraft unter ihrem Wert, die gesamte Kapitalistenklasse die gesamte Arbeiter*innenklasse aber (dauerhaft) nicht unter ihrem Wert kaufen kann, führt in der konkreten Gesellschaft zu einer Dynamik, die sich in unterschiedlichen Formen des Klassenkampfes, aber auch in der Konkurrenz der einzelnen Fraktionen der Bourgeoisie entlädt und etwa zu neuen Klassenformationen und Regierungskonstellationen beeinflusst.

Dynamisch nennt Bernards seinen Ansatz aus folgendem Grund. Ausbeutung ist ein Phänomen der Produktion und die Produktion steht sinnvollerweise am Anfang des gesamten Verwertungsprozesses. Die Realisierung des geschaffenen Mehrwerts findet jedoch erst in der Zirkulationssphäre statt und birgt daher nach Marx auch immer das Potential ihrer Unterbrechung oder Störung. Zirkulationsprozesse sind jedoch in der Regel auch Anfänge von Produktions- und Reproduktionsprozessen: ersteres, wenn ein Kapitalist etwa Produktionsmittel kauft und zweiteres, wenn ein*e Proletariar*in die Mittel seiner Reproduktion kauft. Jede Veränderung der Zirkulationsakte verändert daher auch die Produktions- und Reproduktionsakte und gestaltetet so die Ausbeutungsbeziehungen neu. Ein Arbeiter, der eine kurzzeitige Überausbeutung durch Zugriff auf externe Solidaritätsstrukturen kurzzeitig bewältigt, weckt etwa im Kapital den Reiz, diese Strukturen auf ihre Dauerhaftigkeit zu testen.

Plurale Ausbeutung

Das führt letztendlich dazu, dass Ausbeutung nicht nur dynamisch, sondern auch plural gedacht werden muss. Bedenken wir, dass das kapitalistische Ausbeutungskonzept auf dem Wert als gesellschaftlich notwendiger durchschnittlicher Arbeit beruht. Dann müssen wir auch ins Kalkül ziehen, dass diese Gesellschaft konkrete Formen annimmt, welche den gesellschaftlichen Durchschnitt überhaupt erst hervorbringen. Zum einen passiert das dadurch, dass formell nicht lohnabhängige Gesellschaftsmitglieder reell unter das Kapital subsummiert werden: Vertragsbauern, produzierende Kleinbürger, proletarische Haushaltsangehörige. Damit werden diese auch vom Ausbeutungsbegriff mit erfasst und prägen mit, was als durchschnittliche Qualität der Arbeitskraft verstanden wird oder das kulturelle Niveau ihrer Reproduktion. Dazu werden die formell unter das Kapital subsummierten Lohnarbeiter*innen nicht nur in der Produktionssphäre selbst ausgebeutet, sondern über dort Ausbeutung bestimmt wird, wo die Mittel der zur Reproduktion der Ware Arbeitskraft beschnitten werden. Inflation, Zinssteigerungen, Mieterhöhungen, der Wegfall staatlicher Infrastruktur, der Zwang zu höheren Formen der Reproduktion, um die Arbeitskraft verkaufen zu können, die Flexibilisierung der Arbeit; all das tritt neben der Ausbeutung im primären Produktionsprozess auf und ist mit ihr eng verbunden.

Daher greift das Konzept sekundärer Ausbeutung nicht. Jede Form, mit der ein individueller Kapitalist den Wert der Arbeitskraft drückt, tendiert dazu sich zu verallgemeinern. Daher besteht der Ausbeutungsbegriff als ein die Klasse verbindender, der alle Formen der „sekundärer“ Ausbeutung beinhalten kann und auch muss.

Patriarchat

Man merkt bereits, dass sich ohne konkrete Beispiele kaum ein konkretes Konzept von Ausbeutung festmachen lässt. Aber gehen wir in einige Debatten. Die feministische, marxistische Literatur hat die unbezahlte Hausarbeit schon häufig als eine Form der Ausbeutung charakterisiert. Das ist bisweilen schroff zurückgewiesen worden, würde es doch auf eine Ausbeutung einer Proletarierin durch einen Proletarier verweisen. Aber wichtig ist auch hier wieder die Dialektik zwischen Ausbeutung auf Ebene der Klasse und Ausbeutung auf individueller Ebene.

Auf einem Markt, wo nur eine geringe Nachfrage nach Arbeitskraft besteht, fällt es dem Kapital leicht, die untere Grenze der Reproduktion der Ware Arbeitskraft auszuloten. Proletarier*innen müssen ihre Arbeitskraft so niedrig wie möglich verkaufen, individuell sogar unter den vollen Reproduktionskosten. Das ist vor allen Dingen da möglich, wo ein proletarischer Haushalt z.B. ein Feld zum Anbau von Nahrungsmitteln besitzt. Da hier die anderen Familienmitglieder ein Mehrprodukt schaffen, also Reproduktionsmittel produzieren, die sie nicht allein konsumieren, sieht es vom individuellen Standpunkt tatsächlich so aus, als ob ein Ausbeutungsverhältnis zwischen dem Lohnarbeiter und dem Rest der Familie bestünde. Der Schein trügt insofern, als dass der konkrete Lohn meist genauso in die Reproduktion der gesamten Familie eingeht. Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus, hat der Kapitalist aber die ganze Familie reell unter das Kapital subsummiert, während nur der Lohnarbeiter auch formell unter das Kapital subsummiert ist. Während die konkreten Auswirkungen dieses Verhältnisses auch konkrete patriarchale Formen annehmen können – der Lohn kann versoffen werden, eine Bohnenernte eher nicht; der Mann als Teil der öffentlichen Sphäre usw. – wird das Patriarchat hier aber durch die Ausbeutung des gesamten proletarischen Haushalts erst geschaffen.

Ökologie

Eine Schranke der Überausbeutung des Ware Arbeitskraft setzt dabei das Kapital selbst. Durch die eigene Zerstörung der Natur. In vielen Gemeinschaften ist es proletarischen Haushalten durch Zugriff auf Gemeingüter möglich, sich auch bei Überausbeutung zu reproduzieren. Das Kapital besitzt jedoch erstens die Tendenz, die gesamte Natur zu kommodifizieren und damit diese Gemeingüter abzuschaffen. Zum anderen führt die Umweltverschmutzung, von denen die Länder am stärksten betroffen sind, in denen auch Überausbeutung am stärksten greift, dazu, dass Gemeingüter gar nicht mehr nutzbar sind. Umweltzerstörung ist damit mit Ausbeutung verschränkt, insbesondere wenn es um die Frage geht, wer konkret von ihr betroffen ist.

Rassismus

Beim Thema Rassismus macht Bernards noch einmal auf den Unterschied zwischen Vermittlung und Funktionalität aufmerksam. Vermittlung ist hier insofern zu verstehen, dass sich das Wertgesetz immer in einer historisch und damit auch kulturell spezifischen Form durchsetzt. Wenn wir etwa annehmen, dass im Weltsystem der ungleiche Tausch, als die unterschiedliche Anerkennung abstrakter Arbeit auf Grund ihrer strukturellen organischen Zusammensetzung, auch dazu führt, dass die konkreten Arbeiter*innen als Träger*innen der Arbeitskraft unterschiedlich wertig sind (Näheres hier), dann bezieht sich das nur auf das kapitalistische Wesen, dass die gesellschaftlichen Gesetze strukturiert. Sondern es bedeutet auch, wenn es Gesetze sind, dass sie sich unbewusst hinter dem Rücken der Produzenten vollziehen, während dass die praktische Bewusstsein sich auf bereits vorgefunden rassifizierte Gesellschaftsformen bezieht. Der Widerspruch besteht hier einerseits zwischen dem langfristigen Wirken rassistischer Stereotype, wie der Postkolonialismus herausarbeitet, und der Entwicklung neuer Rassismen, die sich aus der historisch konkreten Situation ergeben, in der der Kapitalismus wirkt. So hat die Befreiung Südafrikas von der Apartheid keinesfalls dazu geführt, dass alle durch die weiße Praxis zu Schwarzen gemachten Arbeiter*innen nun wenigstens formell gleichberechtigt wurden, sondern, dass sich innerhalb der schwarzen Community neue rassifizierte Codierungen entwickelt haben, um Überausbeutung durchzusetzen. Dass Rassismus damit immer eine historisch konkrete Realisierung der Wirkmechanismen der Kapitalakkumulation ist, heißt konsequent dann auch, dass es nicht den Rassismus gibt, sondern Rassismen, durch welche sich die Ausbeutung strukturiert. Und da die kapitalistischen Gesetze von der Sorte sind, dass sie Gesetze zwischenmenschlicher Art sind, ist eine rassistische Zuschreibung kein einzelnes Attribut, sondern immer im Kontext der gesellschaftlichen Beziehung zu lesen. In einem peripheren Land können etwa ethnische Gruppen ihre Ausbeutungsbeziehungen rassistisch untereinander codieren und trotzdem in Bezug auf den imperialistischen Westen rassistisch abgewertet werden.

Regierung

Der Kampf um die Steigerung der individuellen Ausbeutung stellt nicht zuletzt ein Stabilitätsproblem für den ideellen Gesamtkapitalisten dar. Einerseits wächst mit der Steigerung der Intensität der Arbeit die Gefahr der Bildung einer großen Surplusbevölkerung, die wiederum aus Steuereinnahmen am Leben erhalten werden muss. Zum zweiten können individuelle Kapitalisten Sozialsysteme dazu ausnutzen, die Löhne unter die Reproduktionskosten zu drücken. Drittens kann eine zu starke Senkung der Löhne dazu führen, dass es keine Anreize mehr zur Entwicklung der Produktivkraft gibt und eine Nation perspektivisch im globalen Wettbewerb zurück fällt. Und viertens können individuelle Kapitale durch Lohndruck andere profitable Kapitalisten aus dem Markt drängen, die nicht gleichsam zu Lohnsenkungen in der Lage sind. Der entscheidende Punkt für eine marxistische Kritik ist, dass der bürgerliche Staat nicht die Ausbeutung der Arbeiter*innen bekämpft, sondern nur ihre dysfunktionale Ausbeutung aus Sicht des Gesamtkapitals.

Dabei überschneiden sich ökonomische und politische Funktionen des Staates, der nicht nur reaktiv, sondern auch aktiv den Markt prägt. Ein Beispiel, dass vielleicht nicht unmittelbar auf der Hand liegt, ist der Gefängnissektor. Gefängnisse sind ein wesentliches Mittel des Staates, sein Gewaltmonopol auch gegen die Interessen der Individuen durchzusetzen. Nutzt er dieses Mittel zu lasch, wägen die Individuen die Opportunitätskosten für Rechtsverstöße ab und stellen so implizit das Gewaltmonopol in Frage. Nutzt er dieses Mittel zu intensiv, entstehen durch die Gefängnisse Kosten, welche die Kapitalakkumulation und Ausbeutung beschränken. Ein Ausweg ist hier, die Insassen selbst auszubeuten, stammt doch unter den Bedingungen einer modernen Klassenjustiz ein Großteil der Inhaftierten aus dem Niedriglohnsektor. Das führt aber dazu, dass Gefängnisse, die ihre Arbeitskosten bis auf ein individuelles, absolutes und sogar subventioniertes Minimum drücken können, eine Gefahr für freie Kapitalisten sind. Diese können zu politischen Gegenmaßnahmen greifen, selbst im Gefängnissektor ökonomisch tätig werden oder sich aus dem Sektor zurückziehen. So ist eine genuine Staatsaufgabe, die das Leben von Millionen scheinbar außerökonomisch bestimmt, ein zutiefst von Ausbeutungsstrukturen geprägtes politisches Kampffeld. Eine analoge Durchmischung ökonomischer Inhalte und politischer Formen findet sich auch bei der staatlichen Durchsetzung rassistischer Motive oder der Aufrechterhaltung patriarchaler Strukturen.

Zusammenfassung

Ein Motiv, auf das Bernards bei seiner Analyse einer dynamischen und pluralen Ausbeutung immer wieder zurückkommt, ist die Interdependenz zwischen individuellen Maximen, die der Kapitalismus in der Konkurrenz den einzelnen Akteuren aufdrückt und der Klassenherrschaft der Bourgeoisie als gesamten Klasse. Individuelle Kapitalisten können individuelle Arbeiter*innen immer wieder unter den Reprdouktionskosten der Ware Arbeitskraft bezahlen. Gesamtgesellschaft ist dies dauerhaft nicht möglich. Zur Durchsetzung individueller Überausbeutung greifen die einzelnen Kapitalisten immer auf kulturell geformte rassistische oder sexistische Einstellungen zurück, die sie dann in einer spezifisch kapitalistischen Form wieder neu perpetuieren, während der ideelle Gesamtkapitalist je nach Bedürfnis des Gesamtkapitals verstärkendes oder behinderndes Korrektiv auftreten kann. All das macht die genau Bestimmung der Ausbeutung so schwierig und niemals losgelöst vom politischen Überbau möglich. Aber sie bleibt dennoch möglich; und zwar im Großen wie im Kleinen, nur dass bedacht werden muss, dass die Erscheinungen niemals ineinander fallen.

Literatur:

Bernards, N. (2025): Centring exploitation in global political economy. In: New Political Economy. Online First. DOI: 10.1080/13563467.2025.2531013.

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