Alt, krank, arm … aber relativ gut versichert

Die Weihnachtszeit ist die Zeit, in der man seine Liebsten mit preisgekrönter marxistischer Literatur bescheren möchte. Letzterer mangelt es leider an Preisen. Eine Ausnahme macht der seit 1969 vergebene und mit 500 Dollar dotierte Isaac-und-Tamara-Deutscher-Preis. Dieses Jahr darf sich Gabriel Winant in die Riege namhafter Preisträger*innen wie David Harvey, Eric Hobsbawm oder Terry Eagleton einreihen. Sein Buch The Next Shift. The Fall of Industry and the Rise of Health Care in Rust Belt America über die Transformationsprozesse im amerikanischen Rust Belt konnte die Jury überzeugen.

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Der Lange-Weg des polnischen Marxismus (2/2)

Oskar Lange gilt vielen zeitgenössischen Marxist*innen als eine der spannendsten Persönlichkeiten des polnischen sozialistischen Diskurses nach Rosa Luxemburg. Das Journal Research in Political Economy beschäftigte sich in der diesjährigen Ausgabe genau mit diesem Thema. Werfen wir einen zweiten Blick in die Ausgabe und schauen uns an, was zu Oskar Lange und seinen Nachfolgern geschrieben wurde.

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Der Marxismus in Polen nach Luxemburg (1/2)

Die diesjährige Ausgabe der Research in Political Economy hat sich mit dem Marxismus in Polen nach Rosa Luxemburg beschäftigt. Es wurden viele spannende Aufsätze zur marxistischen politischen Ökonomie in unserem Nachbarland gesammelt. In diesem und im nächsten Artikel soll die Diskussion vorgestellt werden. Im ersten Teil geht es um die Auseinandersetzung mit Luxemburg und im zweiten um den polnischen Marxismus abseits von Luxemburg.

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Die internationale Forschungsstelle DDR

Um eine vom bürgerlichen Ideologieapparat unabhängige Instanz zur Erforschung des wechselvollen Verhältnisses von DDR und dem nichtimperialistischen Ausland, wurde die internationale Forschungsstelle DDR gegründet. Sie arbeitet in Partnerschaft mit dem Tricontinental Institute for Social Research, das mit klangvollen Namen wie Jeremy Corbyn oder Vijay Prashad verbunden ist. Eine kleiner Abriss über das Institut und seine bisher veröffentlichten Schriften.

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Zur marxistischen Inflationstheorie

Die marxistische Inflationstheorie wurde in den letzten 50 Jahren recht stiefmütterlich behandelt, da das Problem auf Grund stabilen Währungen des imperialistischen Deutschlands von der Euroumstellung abgesehen nie akut war. Dennoch gibt es sie und sie widerlegt bürgerliche Erzählungen von der Lohn-Preis-Spirale. Die Marxistischen Blätter, das Theorieorgan der Deutschen Kommunistischen Partei, hat in ihrer aktuellen Ausgabe die Inflation in den theoretischen, politischen und internationalen Kontext gestellt. Beiträge lieferten spannende Denker der Linken wie Lucas Zeise oder Stephan Krüger. Alle machen deutlich, die Inflation ist nur al Einheit von ökonomischen und politischen Prozessen zu verstehen.

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zeitgenössische Marxist*innen: Guglielmo Carchedi

Heute wird die Serie zu zeitgenössischen marxistischen Wissenschaftler*innen fortgesetzt. Und wieder soll ein Marxist vorgestellt werden, den in Deutschland eher wenige kennen: Guglielmo Carchedi. Die Unbekanntheit hat er leider zu Unrecht. Seine Formalisierung der Hegelschen und Marxschen Dialektik, welche die Berücksichtigung der Zeit als wesentlichen Mehrwert der dialektischen gegenüber der formalen Logik identifiziert, ist leicht verständlich und erklärungsmächtig. Carchedi kann Dialektik, Ontologie, Klasse und politische Ökonomie zusammendenken, beharrt in bester wissenschaftlicher Tradition aber auf die empirische Überprüfbarkeit von Theorie. Im Folgenden sollen seine wesentlichen Leistungen dargestellt werden.

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Das allgemeine Gesetz der unbezahlten Hausarbeit

Marxismus und Feminismus – noch immer sind beide mehr Zweckgemeinschaft als Liebesheirat. Keiner kann ohne den anderen. Ohne grundsätzliche Kritik an der Gesellschaft kommt der Feminismus über Emma, Quote und Sichtbarkeit nicht hinaus. Ohne die Berücksichtigung der besonderen Untersrückung der Frau* kann sich der Marxismus nicht von einem weltfremden Schematismus lösen. Und doch kriselt es ständig. Jeder wirft dem anderen vor, Haupt- und Nebenwidersprüche zu vertauschen, das Primat falsch in Produktion oder Reproduktion zu erkennen. Dabei ist die Frage, wer den Müll raus bringt, wer die Schwiegermutter pflegt und wer zu Hause bei Kummer tröstet fest in der Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx verwurzelt. Das will jedenfalls Carlos Alberto Duque Garcia aus Mexiko zeigen. Ziel seiner Studie war es, einen theoretischen Rahmen zur Analyse unbezahlter Hausarbeit unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Kapitalakkumulation zu artikulieren und mit empirischer Evidenz aus Mexiko zu stützen.

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China Mieville zum Kommunistischen Manifest

An Kommentaren, Essays und Büchern zum Kommunistischen Manifest mangelt es ganz sicher nicht. Aber wenn der Fantasy-Autor China Mieville ein Buch über das Gründungsdokument der kommunistischen Bewegung schreibt, ist das schon noch etwas ganz Besonderes. Denn die Fantasy ist genau das Genre der Literatur, dass buchstäblich Gespenster durch Europa gehen und Proletarier mit nichts außer Ketten erschaffen kann. Und Mievielle ist ein Meister darin, Metaphern, Allegorien und Sehnsüchte der Linken in Fantasiewelten zum Leben zu erwecken. In A Spectre, Haunting erweckt er das Manifest als Text, Textform, historisches Dokument und immernoch gültige Richtschnur zum Leben.

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Kolumbien und die Cambridge-Gleichung

In der Review of Radical Political Economics veröffentlichte Carlos Alberto Duque Garcia
von der Universidad Autonoma Metropolitana aus Azcapotzalco, Mexico eine Studie zum tendenziellen Fall der Profitrate Kolumbiens. Solche Studien gibt es wie Sand am Meer. Nun ist Garcias Studie aber weder wegen der konkreten Analyse der Profitrate interessant, noch die spezielle Anwendung auf Kolumbien. Trotz der politischen Sonderstellung Kolumbiens als engster Verbündeter der USA und trotz des lang anhaltenden Bürgerkriegs gegen die FARC reiht sich die kolumbianische Ökonomie in ein typisches Muster südamerikanischer Staaten ein. Garcia hat untersucht, ob sich die so genannte Cambridge-Gleichung, die sich sowohl aus der Marxschen als auch aus der Keynesianischen Theorie herleiten lässt, empirisch bestätigen lässt. Und Garcia ging noch einen Schritt weiter. Mit einer Impuls-Response-Analyse konnte er nachweisen, dass die Marxsche Herleitung empirisch konsistenter ist als die bürgerliche. Wie hat er das gemacht?

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Autonomie, Demokratie, Nachhaltigkeit, Planwirtschaft

Die digitale Revolution macht sie möglich, die ökologische Katastrophe macht sie notwendig: Planwirtschaft. Schon länger hat ein Großteil der sozialistischen und ein kleinerer Teil der sozialdemokratischen und grünen Bewegung davon Abstand genommen, die Natur als Grundbedingung der menschlichen Existenz könne auf Basis von Markt- und Profitanreizen gerettet werden. Im Sommer veröffentlichten die Ökonomen Fikret Adaman und Pat Devine ihren „Rückblick auf die Kalkulationsdebatte“.
Die Rethinking Marxism hat in der aktuellen Ausgabe drei Kritiken an dem Text Adamans und Devines veröffentlicht und den beiden Autoren die Möglichkeit eingeräumt, auf diese zu antworten. Es entspann sich eine interessante Debatte, in der unter anderem die Fortpflanzung rassistischer und sexistischer Strukturen, die Aufgabe der Assoziationen freier Produzent*innen und die innere Widersprüchlichkeit der Zieltriade Autonomie, Demokratie und Nachhaltigkeit zur Debatte gestellt wurde.

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